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Quelle: Paul Trüb

Verschwundene Vereine | S.C. Rapide Wedding

Was die Kovac-Brüder und Rapid Wien gemeinsam haben

Vom S.C. Rapide Wedding ist heute nicht mehr viel übrig. Doch für den österreichischen Rekordmeister Rapid Wien und ein berühmtes Brüder-Paar wird der Nord-Berliner Verein für immer eine besondere Bedeutung haben. Von Lukas Witte Teil 5 von 5 der rbb|24-Serie "Verschwundene Vereine"

Berliner Fußballvereine haben (Negativ-)Rekorde aufgestellt, unzählige Profis hervorgebracht, für unvergessene Spiele gesorgt. Einige dieser Berliner Klubs existieren heute nicht mehr. rbb|24 stellt die verschwundene Vereine vor. Bisher erschienen sind Beiträge zum Spandauer SV , SC Tegel, Wacker 04 Berlin und Vorwärts Berlin. Der letzte Teil befasst sich mit Rapide Wedding, die Heimat eines bekannten Brüderpaares.

Verschwundene Vereine | Wacker 04 Berlin

Wie es ein Berliner Arbeiterklub fast in die Bundesliga geschafft hätte

Wacker Berlin war in den 1970er Jahren eine große Nummer. Auch, weil an der Seitenlinie der Reinickendorfer oft erfolgreiche Trainer standen. Doch in der entscheidenden Bundesliga-Aufstiegsrunde sei es zur "Katastrophe" gekommen, erzählt Klub-Biograph Markus Franz. Teil 3 von 5 in der rbb|24-Serie "Verschwundene Vereine"

"Überaus schnell" – diese Bedeutung findet man, wenn man das Adjektiv "rapide" im Duden nachschlägt. Für eine Gruppe von Schülern der Friedrich-Werderschen-Oberrealschule war dieser Begriff am 1. Oktober 1893 wohl genau passend für ihren neu gegründeten Fußballverein. Es entstand der Berliner Fußballclub Rapide, der bis heute seine Spuren im modernen Fußball hinterlassen hat.

Post aus Wien

Der kleine Klub der Schüler entwickelte sich schnell weiter, fusionierte mit einigen anderen Vereinen und änderte dabei seinen Namen. Ein Wort blieb dabei immer erhalten: "Rapide". So war der BFC Rapide im Januar 1900 eines der Gründungsmitglieder des Deutschen Fußball-Bunds (DFB). Und er wurde mit seinem Namen Vorbild für einen späteren Rekordmeister.

1899 flatterte eine offizielle Anfrage aus Wien in den Briefkasten des Vereinsheims. Den Verantwortlichen des Ersten Wiener Arbeiter-Fußball-Clubs schien der Name "Rapide" so gut zu gefallen, dass sie auch ihren Verein so nennen wollten. Der damalige Vorstand des Berliner Klubs hatte nichts dagegen und so war der Weg frei für die Gründung des SK Rapid Wien, der bis heute 32-mal österreichischer Meister wurde und mehrere Teilnahmen an europäischen Wettbewerben vorzuweisen hat. Nur auf das "e" am Ende von "Rapide" wollten sie verzichten.

Verschwundene Vereine | ASK Vorwärts Berlin

Der Rekordmeister dankt ab

Vorwärts Berlin war die prägende Mannschaft im frühen DDR-Fußball, zählte zeitweise die meisten Oberliga-Titel. Heute wissen nur noch wenige um die großen Erfolge. Auch schon zur Vorwärts-Blütezeit waren in Ostberlin andere Klubs populärer. Teil 4 von 5 in der rbb|24-Serie "Verschwundene Vereine"

"Es hat lange Zeit eine freundschaftliche Verbindung nach Wien gegeben und man hat sich auch zu Testspielen getroffen", erzählt Klaus Köpke, der mehr als 30 Jahre im Vorstand des S.C. Rapide Wedding saß, einem Nachfolgerverein des BFC Rapide. Über die Jahre hätte diese Verbindung allerdings immer mehr nachgelassen und heute würde die Geschichte kaum noch jemand kennen.

Sportliche Hochphase als Rapide Wedding

Als S.C. Rapide Wedding erlebte der Verein dann ab den 50er Jahren seine sportlich erfolgreichste Zeit. 1958 wurden sie erstmals Meister in der West-Berliner Amateurliga und wiederholten diesen Erfolg acht Jahre später. Es folgte eine längere Phase in der Regionalliga, die damals die zweithöchste Spielklasse war, und ein Gewinn des Berliner Landespokals im Jahr 1974. Auch zwei Teilnahmen an der Hauptrunde des DFB-Pokals hat Rapide vorzuweisen. "Das war einfach menschlich ein toller Verbund und es wurde interessanter Fußball gespielt", sagt Köpke.

Rapide sei damals der Sportverein Nummer eins im Kiez gewesen. Und so lockte er auch viele junge Fußball-Talente auf den Platz – unter anderem ein Bruder-Paar, das heute in ganz Deutschland bekannt ist. Denn nicht nur die Geschichte des SK Rapid Wien begann bei den Nord-Berlinern, sondern auch die von Niko und Robert Kovac.

Verschwundene Vereine | SC Tegel

Ein "historischer Sieg" mit schriftlicher Bescheinigung

Der SC Tegel sorgte Anfang der 1960er völlig überraschend für einen der größten Momente der Berliner Amateurfußball-Geschichte. Das hat der Berliner Fußball-Verband sogar schriftlich bescheinigt. Mittlerweile ist von dem Verein aber nicht mehr viel übrig. Teil 2 von 5 der rbb|24-Serie "Verschwundene Vereine"

Von Rapide bis zu Bayern München

Die beiden Söhne kroatischer Eltern wuchsen im Wedding auf und machten ihre ersten Fußballerfahrungen beim S.C. Rapide. "Es war vom ersten Tag an zu erkennen, dass aus ihnen etwas Besonderes wird", sagt Köpke. Das hätten ihm die Zwillingsbrüder Paul und Peter Trüb erzählt, die damals die Jugendtrainer der Kovacs waren. "Die waren wie Väter für sie", erzählt Köpke.

Ende der 80er wechselten Niko und Robert zu Hertha 03 Zehlendorf und starteten von da an richtig durch. Beide gewannen mehrere Titel und wurden unter anderem gemeinsam mit dem FC Bayern deutscher Meister und DFB-Pokalsieger. Und auch nach ihrer Karriere als Fußballer stehen die erfolgreichen Geschwister noch Seite an Seite. Gemeinsam trainierten sie Eintracht Frankfurt, den FC Bayern München, Monaco und aktuell den VfL Wolfsburg – Nico als Chef- und Robert als Co-Trainer.

Das Ende einer Ära

Heute ist vom Jugendverein der beiden Brüder nicht mehr viel übrig. Vor allem in den 90er Jahren ging es sportlich bergab bis in die sechstklassige Landesliga. Köpke macht dafür rückblickend vor allem die Geldfrage verantwortlich. "Die Spieler spielten plötzlich verrückt und forderten Gehälter, die keiner bezahlen konnte", sagt er.

Verschwundene Vereine | Spandauer SV

Laufend verloren, aber glücklich

Mitte der 1970er Jahre war der Spandauer SV zu Gast auf der großen Bühne: Die Hobbykicker spielten in der 2. Liga Nord, empfingen am Askanierring auch Borussia Dortmund. 2014 wurde der Klub aufgelöst. Mittlerweile ist der Name zurück. Teil 1 von 5 in der rbb|24-Serie "Verschwundene Vereine"

Im Jahr 2001 sahen die Verantwortlichen in einer Fusion mit dem SV Nord-Nordstern eine Lösung. Rapide hatte mehr sportliche Erfolge vorzuweisen und die größere Fußballabteilung, Nordstern war dafür wirtschaftlich besser aufgestellt. "Beide Vereine waren der Meinung, dass diese Kombination eigentlich nur Erfolge bringen könnte", erklärt Köpke.

Funktioniert hat dieser Plan nicht. Mittlerweile spielt der Klub als SV Nord Wedding nur noch in der Kreisliga A. Und auch das Wort "Rapide" hat sich nun aus dem Namen verabschiedet. Damit ging auch ein Stück Tradition verloren. In dem neuen Verein würde kaum noch etwas von Rapide drinstecken, sagt Köpke. Zumindest im Lebenslauf der Kovac-Brüder und in der österreichischen Fußballgeschichte wird es aber für immer bleiben.

Beitrag von Lukas Witte

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