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Video: Brandenburg aktuell | 10.10.2019 | Anja Meyer | Gespräch Gideon Botsch | Quelle: rbb/Thomas Krüger

Anschlag in Halle an der Saale

Polizei weitet Schutz jüdischer Einrichtungen deutlich aus

Nach dem Anschlag von Halle verstärkt die Polizei ihre Sicherheitsmaßnahmen: Vor jüdischen Einrichtungen in Berlin und Brandenburg gibt es deutlich mehr Präsenz. Brandenburgs Landesrabbiner spricht von einer "großen, großen Schande für Deutschland". 

Nach dem Anschlag auf eine Synagoge in Halle werden jüdische Einrichtungen in Berlin und Brandenburg weiter mit erhöhtem Aufwand geschützt. "Diese Schutzmaßnahmen werden bis auf weiteres aufrecht erhalten - insbesondere auch mit Blick auf die noch anstehenden jüdischen Feiertage", sagte ein Sprecher der Berliner Innenverwaltung am Donnerstag. Die spürbare und sichtbare Präsenz von Sicherheitskräften gelte auch für Einrichtungen "jenseits von Synagogen".

Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte am Mittwoch erklärt: "Es geht nicht, dass Juden an ihren Feiertagen in Angst zu ihren Synagogen gehen müssen." Die jüdische Gemeinde in Halle habe einen schrecklichen Angriff erlebt. Die jüdische Gemeinde zu Berlin brauche ein Zeichen der Solidarität.

"Das ist eine große, große Schande für Deutschland"

Brandenburgs Landesrabbiner Nachum Presman hält auch für Brandenburg einen größeren Schutz jüdischer Einrichtungen für notwendig. "Es muss mehr geschehen", sagte Presman am Donnerstag.

Potsdam sei zwar eine tolerante Stadt. Presman betonte allerdings: "Man kann nicht sagen, bei uns wird es nicht passieren." Er sei traurig über die tödlichen Schüsse. "Das ist eine große, große Schande für Deutschland, dass solche Sachen noch passieren." Mit mehr Schutz allein sei es allerdings nicht geetan. Parallel sei auch mehr Vermittlung von Wissen in Schulen über den Holocaust nötig, sagte Presman.

Synagoge in der Cottbuser Innenstadt | Quelle: rbb/Marlis Hartmann

Mehr Polizeipräsenz vor Cottbuser Synagoge

Die Brandenburger Polizei stimmt sich für die Verstärkung der Präsenz eng mit den jüdischen Gemeinden ab. Man sei mit ihnen in Kontakt, um die Sicherheitsbedürfnisse zu klären, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Brandenburg. Es gehe um Gebetshäuser, Büros, Friedhöfe, Gedenksteine und Gedenktafeln. "Diese Orte unterziehen wir nochmal einer Bewertung." Der Sprecher betonte: "Das haben wir sehr intensiv auf dem Schirm." Als Beispiel für eine verstärkte Präsenz nannte er eine Fußstreife während einer Veranstaltung, bei der der Rhythmus des Einsatzes intensiviert oder die durch eine feste Streife ersetzt werde.

Seit dem Anschlag wird die Synagoge in Cottbus von der Polizei rund um die Uhr auch mit Fahrzeugen bewacht. Wie lange die Überwachung dauern wird, konnte die Polizei Cottbus rbb|24 nicht sagen. Die Synagoge in der Cottbuser Innenstadt werde ohnehin regelmäßig von der Polizei bewacht. Seit Mittwochnachmittag aber auch deutlich sichtbar.

Jüdische Gemeinden gibt es in Brandenburg/Havel, Cottbus, Frankfurt (Oder), Königs Wusterhausen, Potsdam, im Kreis Barnim und im Kreis Oberhavel. "Wir sind aufgefordert, gegen Antisemitismus klare Kante zu zeigen - immer und überall, und alles zu tun, dass in Brandenburg jüdisches Leben ungestört und ohne Angst stattfinden kann", sagte Woidke. "Dass jüdische Einrichtungen in Brandenburg besonders geschützt werden, das ist gestern unverzüglich passiert." 

Zwei Menschen in Halle auf offener Straße erschossen

In Halle an der Saale (Sachsen-Anhalt) waren am Mittwoch zwei Menschen auf offener Straße erschossen worden. Die Polizei geht in Moment von einem rechtsradikalen Täter aus, der 27-Jährige aus Sachsen-Anhalt befindet sich in Haft.

Bei den Toten soll es sich um eine Frau und einen Mann handeln. Sie waren am Mittwoch in der Nähe einer Synagoge erschossen worden.

Der mutmaßliche Täter hatte zuvor offenbar versucht, in eine mit bis zu 80 Menschen besetzte Synagoge einzudringen. Der Generalbundesanwalt ermittelt wegen "Mordes von besonderer Bedeutung". An der Neuen Synagoge in Berlin Mitte hatte es am Mittwochabend eine Mahnwache für die Opfer des Anschlags von Halle gegeben. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte daran teilgenommen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.10.2019, 5:30 Uhr

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