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Quelle: imago images/Rainer Weisflog

Braunkohleausschuss in Cottbus

Meerwasser für die Spree?

Die Spree wird aktuell zu weiten Teilen aus Grubenwasser der Lausitzer Tagebaue gespeist. Mit dem Ende der Braunkohle ist damit Schluss. Beim Braunkohleausschuss am Donnerstag wurde deshalb auch über ungewöhnliche Alternativen gesprochen - etwa Ostsee-Wasser.

Ein großer Teil des Wassers, das durch die Spree aus der Lausitz in Richtung Berlin fließt, stammt aus den Lausitzer Braunkohle-Tagebauen. Damit die Gruben nicht volllaufen, wird Grundwasser abgepumpt. Dieses Grubenwasser machte noch im August laut Brandenburger Umweltministerium etwa 40 Prozent des Spreewassers aus. Besonders in Trockenphasen ist das Grubenwasser essentiell. Im Dürrejahr 2019 lag der Anteil laut Tagebaubetreiber Leag sogar zwischen 60 und 80 Prozent.

Mit dem Beschluss für einen Kohleausstieg kommt die Frage auf, woher das Spreewasser kommen soll, wenn spätestens 2038 Schluss ist mit der Lausitzer Braunkohle - und damit auch mit dem Einpumpen des Grubenwassers. Am Donnerstag befasste sich in Cottbus der Braunkohleausschuss des Brandenburger Landtags mit der Frage.

Braunkohleausschuss in Cottbus | Quelle: rbb/Erler

Wasser aus Elbe, Oder, Neiße - oder aus der Ostsee?

Das Bundesumweltamt hatte eine Studie zu dem Thema in Auftrag gegeben, am Donnerstag wurden die Zwischenergebnisse im Ausschuss vorgestellt. Jörg Frauenstein vom Bundesumweltamt sagte dem rbb, es gebe aktuell ein Defizit beim Wasserhaushalt in der Region. Gelinge es nicht, zusätzliches Wasser in die Region zu holen, würde man "Wasserkonkurrenzen sehen, die ein Potential zu Konflikten haben können", so Frauenstein. Das fehlende Wasser könne beispielweise aus der Oder, der Neiße oder der Elbe in die Spree geleitet werden. "Wasserüberleitungen spielen eine wichtige Rolle", so Frauenstein. Allerdings würden auch diese Flüsse unter der Trockenheit leiden.

"Ein Vorschlag geht sogar in die Richtung, technisch darüber nachzudenken, ob mit der Möglichkeit einer Meerwasserentsalzung vielleicht sogar Ostseewasser herbeigebracht werden könnte", erklärt der Abteilungsleiter. Dieser Vorschlag bedürfe aber einer weiteren Untersuchung.

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Seen als Speicherbecken

Ein weiterer Ansatz neben der Überleitung von Wasser ist, die Seen in der Region als Wasserspeicher zu nutzen. Neben den Talsperren in Brandenburg und Sachsen könnten das wiederum die Tagebau-Seen sein. So wird beispielsweise der Senftenberger See bereits als "Speicherbecken Niemtsch" geführt. Perspektivisch müsse aber auch über den künftigen Cottbuser Ostsee oder den sächsischen Bärwalder See als Speicherbecken nachgedacht werden, schreiben die Autoren der Studie. Ein Problem daran: So musste beispielsweise die Flutung des Ostsees bereits mehrfach wegen der Dürresommer unterbrochen werden. Auch, wenn das Volumen der Seen reichen würde, um die Spree zu stützen, muss das Wasser zunächst in die Seen gelangen.

Die endgültigen Ergebnisse der Studie sollen zum Jahresende vorgelegt werden. Spätestens dann dürften sich aber Bedenkenträger zu Wort melden: Sollte beispielsweise Wasser aus der Elbe an die Spree abgegeben werden, befürchtet der Hamburger Hafen bereits, selbst zu wenig Wasser abzubekommen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.11.2022, 14:40 Uhr

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