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Quelle: Verein "Wir packen's an"

Aus Brandenburg organisierte Notklinik

Verein fordert Evakuierung nach Todesfall in griechischem Lager

In der von einem Bad Freienwalder Verein betriebenen Corona-Notklinik auf der griechischen Insel Chios ist eine Frau gestorben. Daraufhin kam es im Lager zu Protesten und Bränden. Die Vereinsmiglieder fordern jetzt die Evakuierung. Von Uta Schleiermacher  

Der Verein "Wir packen’s an" aus Bad Freienwalde betreibt auf der griechischen Insel Chios mit der Hilfsorganisation SMH eine kleine Corona-Notstation mit 18 Betten. Dort ist nun eine Frau gestorben. Die Frau war zuvor aus dem Inselkrankenhaus wieder in die Notstation gebracht worden, trotz Herzrhytmusstörungen, sagt Vereinssprecherin Miriam Tödter.

"Sie haben dann alles mögliche versucht, um die Frau wieder zurück in das Inselkrankenhaus zu verlegen, weil die Notstation, die wir dort betreiben, natürlich nicht in der Lage ist, jemanden intensivmedizinisch zu behandeln", sagt sie. "Das ist ihnen bis Mittags nicht gelungen, und die Frau ist dann am Samstag gestorben."  

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Lagerstruktur zerstört

Diese Geschichte machte im Lager schnell die Runde. Und es gab das - nach jetzigem Stand wohl falsche - Gerücht, dass die Frau an Corona gestorben sei, erzählt Miriam Tödter. "Die Panik davor: Das Virus kommt und wenn es im Camp erstmal ausbricht, werden alle sterben, die hat sich dann Bahn gebrochen", sagt Tödter.

"Es hat Proteste gegeben, daraus wurden Auseinandersetzungen, die Polizei ist dann mit Gummiknüppel reingegangen und letztendlich ist ein Großteil der Infrastruktur des Lagers zerstört und viele Unterkünfte sind abgebrannt", berichtet Tödter, die in den vergangenen Tagen in engem Kontakt mit den Mitarbeitern vor Ort stand.  

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Strenge Ausgangssperre

Viele Menschen seien nun ganz ohne Obdach und bisher habe sich die Lage nicht verbessert, sagt Kirsty Evans, die vor Ort für eine Hilfsorganisation tätig ist. Zum Orthodoxen Osterfest galt auf der Insel in den letzten Tagen eine strenge Ausgangssperre. Auch für die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen. Daher konnten sie bisher nichts tun.

"Wir sind bereit, wieder ins Lager zu gehen, sobald die Ausgangssperre aufgehoben wird", sagt sie. Die Menschen im Lager schrieben sie an und fragten nach, aber noch dürfe niemand raus. "Wir wollen dann Decken, Kleidung und Hygienepacks verteilen, das ist erstmal das Wichtigste für die Menschen, deren Zelte jetzt zerstört sind."

Verein fordert Evakuierung

Für Miriam Tödter ist dies nur ein weiterer Beweis, dass die Lager dringend evakuiert werden müssen. Sie sieht hier auch Berlin und Brandenburg in der Verantwortung. "Wir haben im Winter bei unseren Spendenaufrufen die Erfahrung gemacht, dass es viele Menschen gibt, die gern helfen wollen, gerade auch bei uns in Märkisch-Oderland", sagt sie.

"Da geht unser ganz starker Appell an die Politik: nehmt doch Menschen auf, wir haben hier so viel Platz, wir können doch nicht zusehen, wie sie in diesen Zuständen dort dahinvegetieren und nun auch sterben", sagt Tödter. Hierin schließt sich der Verein den Forderungen von Flüchtlingsrat und Organisationen wie der Seebrücke an.

Beitrag von Uta Schleiermacher

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