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Audio: Antenne Brandenburg | 14.01.2021 | Tony Schönberg | Quelle: Tony Schönberg/ rbb

Telefonbetrug in Corona-Zeiten

91-Jährige sollte 41.000 Euro für vermeintlichen Impfstoff zahlen

Fälle von Telefonbetrug haben laut Polizei in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Derzeit machen sich die Täter die Angst vor dem Coronavirus zunutze. Auch die 91-jährige Gertrud Friedrich aus Storkow (Oder-Spree) wurde beinahe zum Opfer. Von Tony Schönberg

Am Mittwochvormittag kurz nach 10 Uhr zieht sich die Storkowerin Gertrud Friedrich gerade für ihren täglichen Spaziergang an, als plötzlich ihr Telefon klingelt. Am Hörer meldet sich eine männliche Stimme, die sich als Arzt aus dem Krankenhaus Beeskow (Oder-Spree) ausgibt, mit einer Schreckensmeldung: "Ihr Sohn liegt mit Corona im Krankenhaus. Ihm geht es sehr schlecht und wir können ihm nur helfen, wenn er eine Spritze bekommt. Die kostet allerdings 41.000 Euro."

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Völlig verunsichert erklärt Gertrud Friedrich dem angeblichen Arzt, dass sie kein Geld habe. Trotzdem drängt der Anrufer weiter und fragt, ob die Frau Geld im Haus habe oder die Summe so schnell wie möglich bei Freunden beschaffen könne. Daraufhin besteht die Storkowerin auf einem Gespräch mit ihrer Tochter. Doch auch die liege krank mit Corona in der Klinik. Von der Geschichte nicht überzeugt, legt Getrud Friedrich schließlich auf. Doch das Telefonat hat sie tief verunsichert. "Ich habe an Händen und Füßen gezittert und gedacht, dass mein Herz stehen bleibt, weil ich meinen Sohn schon eine Woche nicht gesehen hatte."

Polizei: Täter spielen mit Angst vor Corona

Nach dem Vorfall meldet sich die Rentnerin bei ihrem Schwiegersohn Holger Ackermann, der im Nachbarort wohnt. Der verlässt umgehend seine Arbeit, um Beistand zu leisten. "Wir haben sofort Anzeige bei der Polizeiwache erstattet", so Ackermann. Die Beamten bestätigen, dass die Familie richtig reagiert habe. Gegenüber dem rbb sagte Bärbel Cotte-Weiß von der Polizeidirektion Ost in Frankfurt (Oder): "Alle, die so einen Anruf kriegen, sollten sich nicht in die Enge treiben, sondern den gesunden Menschverstand walten lassen, und zunächst erst einmal den Betreffenden kontaktieren."

Der Polizeisprecherin zufolge hat der Telefonbetrug besonders in den letzten vier Jahren enorm zugenommen. Die gut strukturierten Banden gingen dabei, wie jetzt in der Pandemie, mit der Zeit und versuchten aktuelle Themen als Aufhänger zu nutzen. Fälle, wie der von Gertrud Friedrich, in denen mit der Angst vor Corona gespielt werde, seien an der Tagesordnung. So habe es am Mittwoch allein in Ostbrandenburger Landkreisen sieben weitere Betrugs-Versuche gegeben. "Es gibt meist mehrere Leute, die an einem Fall arbeiten und recherchieren, wo Krankenhäuser oder Polizeidienststellen sind, um damit bei den Gesprächen zu agieren."

Beliebt sei derzeit auch eine Masche, bei der nahe Verwandte angeblich Verkehrsunfälle verursacht hätten und nun eine Kaution fällig sei. Andernfalls drohten Verfahren und Gefängnisstrafen.

Nötigung bleibt meist ohne Folgen

Aufgeklärt werden Cotte-Weiß zufolge allerdings nur die wenigsten Fälle. Dazu müssten die Täter bei der Geldübergabe auf frischer Tat ertappt werden. Dies sei jedoch nur selten erfolgreich. Hinzu komme, dass viele Geprellte aus Scham nicht die Polizei informieren. Und da es weiterhin oft zur Zahlung komme, helfe präventiv nur Skepsis bei unbekannten Anrufern und Aufklärung.

Die 91-jährige Gertrud Friedrich hat ihren Schock inzwischen verarbeitet. Verständnis für die Taten hat sie nicht. "Die müssten streng bestraft werden. Was Corona nicht schafft, das schaffen diese Gangster. Ältere Leute kriegen einen Herzschlag. Also ich war kurz davor."

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.01.2021, 16:40 Uhr

Beitrag von Tony Schönberg

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