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Audio: Antenne Brandenburg | 20.01.2023 | Fred Pilarski | Quelle: rbb

Bewerbung für Zukunftszentrum

Jetzt geht es für Frankfurt in die entscheidende Phase

Stadt der Brückenbauer – an diesen Slogan wird man vermutlich nicht vorbeikommen bei der Bewerbung Frankfurts um das Zukunftszentrum für deutsche Einheit und Europäische Transformation. Jetzt geht es in die Schlussphase.

Achtung Frankfurt - jetzt wird es ernst! Schnell noch die Kehrmaschinen über die Bürgersteige gejagt: Am Dienstag kommt die Jury für den Standortwettbewerb um das Zukunftszentrum für deutsche Einheit und europäische Transformation in die Oderstadt.

Zukunftszentrum für Deutsche Einheit

Polen-Expertin spricht sich für Frankfurt (Oder) als Standort aus

Der Bund will bis 2028 ein "Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation" errichten. Noch Anfang dieses Jahres soll ein Standort feststehen. Die Idee eines Zentrums sei exzellent, sagt Polen-Expertin Dagmara Jajesniak-Quast.

Frankfurt hübscht sich für Jurytermin nicht extra auf

Frankfurts Oberbürgermeister Rene Wilke will sich allerdings keine große Mühe geben, seine Stadt noch extra aufzuhübschen. "Es ist wie bei uns Menschen: Wir haben unsere Verletzungen und unsere tollen Erinnerungen und all das, was wir erlebt haben, formt uns", hob der Linkspolitiker hervor. "Und Frankfurt (Oder) ist eine Stadt mit Kontrasten und Ambivalenzen. Man sieht, wie viel noch zu tun ist. Man sieht aber auch, wie viel sich schon bewegt hat und nach vorne gekommen ist. Und daher gibt es keine Ecke, die ich nicht vorzeigen würde. Aber es gibt ein festes Besuchsprogramm", so Wilke.

Und dazu gehört das große Nichts vor der Stadtbrücke nach Slubice. Der leere Platz soll, wenn es funktioniert, Baugrund für einen architektonischen Leuchtturm werden, der die deutsche Einheit und den Wandel in Europa angemessen widerspiegelt. 200 Millionen würde der Bund bereitstellen.

Schüle sieht einen architektonisch spannenden Ort für Wissenschaft und Begegnung

Und was soll drinnen passieren? Unter anderem exzellente Forschung. "Aber nicht im Sinne eines Elfenbeinturms, sondern im Sinne eines Austausches, im Sinne von Gesprächen, Lesungen, Kunst, Kultur und Begegnung", sagte Brandenburgs Kulturministerin und gebürtige Frankfurterin Manja Schüle am Donnerstag auf einer Präsentationveranstaltung der Frankfurter Pläne in der Landesvertretung Brandenburgs in Berlin.

"Wir wollen Menschen zu Wort kommen lassen, wollen uns einander vorstellen und kennenlernen. Darum geht es bei der Vollendung der Deutschen Einheit und beim Verständnis der europäischen Transformation. Und das wäre genau meine Vorstellung: Ein Stimmengewirr aus vielen unterschiedlichen Sprachen – aber ein gemeinsames Verständnis, wie wir leben wollen zu entwickeln, und zwar in Frieden", so Schüle weiter. Die SPD-Politikerin verspricht sich einen architektonisch spannenden Ort für Wissenschaft, Kultur und Begegnung.

Frankfurter Wissenschaftler sehen Großes

Die Viadrina forscht seit langem zu Osteuropa und zu Grenzregionen, zu Diktatur- und Demokratieerfahrungen. Das Zukunftszentrum könnte das noch viel besser erlebbar machen, sagt Professor Jan Claas Behrends. "Wenn man sich vorstellt, dass Schülerinnen und Schüler aus Baden-Württemberg und/oder aus Bayern kommen und dann sehen: Was ist die Oder? Was ist die deutsch-polnische Grenze? Was ist die Geschichte hier? Ich glaube, das wäre eine Bereicherung für das ganze Land, auch diese Perspektiven zu öffnen", so Behrends.

Nur noch fünf Bewerber

Frankfurt (Oder) bleibt im Rennen um Zukunftszentrum Deutsche Einheit

Dagmara Jajesniak-Quast, ebenfalls Professorin an der Viadrina, scheut sich nicht, für die Wirkung des Zukunftszentrums einen großen Vergleich zu bemühen. "Die Architektur wie zum Beispiel die Elbphilharmonie in Hamburg stelle ich mir als Oder-Philharmonie in Frankfurt mit dem Zukunftszentrum vor. Das könnte tatsächlich ein Magnet sein, warum die Leute nach Frankfurt und Slubice kommen", erklärte die Professorin.

Ob sich Frankfurt dann gegen die Mitkonkurrenten Leipzig, Plauen, Jena, Eisenach und Halle durchsetzt kann, bleibt offen. Voraussichtlich am 14. Februar wird über die Standortwahl entscheiden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.01.2023, 15:10 Uhr

Mit Material von Fred Pilarski

 

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