Zukunftszentrum für Deutsche Einheit - Polen-Expertin spricht sich für Frankfurt (Oder) als Standort aus

Do 19.01.23 | 15:42 Uhr
Blick auf das Stadtzentrum von Frankfurt (Oder) mit der St. Marienkirche. (Foto: Patrick Pleul/dpa)
Bild: Patrick Pleul/dpa

Der Bund will bis 2028 ein "Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation" errichten. Noch Anfang dieses Jahres soll ein Standort feststehen. Die Idee eines Zentrums sei exzellent, sagt Polen-Expertin Dagmara Jajesniak-Quast.

rbb24: Was halten Sie von den Bundesplänen für ein solches Zukunftszentrum?

Dagmara Jajesniak-Quast: Die Idee der Bundesregierung, in einer ostdeutschen Stadt ein Zukunftszentrum für europäische Transformationen und deutsche Einheit aufzubauen, ist exzellent. So ein Zentrum wird die Erfahrungen und Leistungen der ostdeutschen Gesellschaft, der Bürgerinnen und Bürger im Prozess der Wiedervereinigung und während der schwierigen Zeit der Systemtransformation nicht nur sichtbar machen, sondern diese nach mehr als 30 Jahren auch würdigen. Mit dem weiteren Schwerpunkt "Europa" ist zudem der Vergleich und insbesondere der Austausch mit anderen Transformationsländern und Regionen möglich.

Prof. Dr. Dagmara Jajesniak-Quast. (Foto: Winfried Mausolf via www.imago-images.de)
Die Direktorin des Zentrums für Interdisziplinäre Polenstudien an der Europa-Universität Viadrina, Dagmara Jajesniak-Quast. (Foto: Imago)Bild: Winfried Mausolf via www.imago-images.de

Was sollte dieses Zentrum aus Ihrer Sicht in besonderer Weise leisten?

Das Zentrum wird ein Ort des Dialogs und der Auseinandersetzung mit den dringlichen Fragen der Zukunft sein: Klimawandel, Digitalisierung, Migrationen, Veränderungen der Arbeitswelt und vieles mehr. Hier werden Menschen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft, Kultur und Verwaltung, aus Ost und West, Norden und Süden, regional, national und international zusammenkommen, um aus ihren Erfahrungen Lösungsansätze für morgen zu erarbeiten.

Welcher Standort ist aus Ihrer Sicht der beste und warum?

Aus meiner Sicht erfüllt nur ein Standort die Anforderungen, beide Aspekte - europäische Transformationen und deutsche Einheit - zusammen zu denken. Das ist die deutsch-polnische Doppelstadt Frankfurt-Slubice mit ihren Bürgerinnen und Bürgern sowie Studierenden aus 80 Ländern. Ihre Transformationserfahrungen - auch aus Polen, der Ukraine, Syrien, Afghanistan, um nur einige Beispiel zu nennen - werden in das Zukunftszentrum einfließen. Mit der Viadrina auf der deutschen Seite, dem Collegium Polonicum auf der polnischen Seite und der Schwesteruniversität in Poznan sowie dem weltweiten Netzwerk von Partneruniversitäten und dem Verbund der europäischen Doppeltstädte ist für mich der Standort direkt an der Grenze unschlagbar.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Yvonne Jennerjahn.

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