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Audio: Antenne Brandenburg | 21.09.2022 | Fred Pilarski | Quelle: dpa/Patrick Pleul

Frankfurt (Oder) wirbt um Zukunftszentrum

Beethoven auf der Brücke

Leipzig, Chemnitz, Plauen, Halle, Jena oder Frankfurt: Der Wettbewerb um die Vergabe des Zukunftszentrums Deutsche Einheit wird hart geführt. Die Konkurrenz ist groß, doch Frankfurt lässt zum Ende der Bewerbungsfrist nichts unversucht. Von Fred Pilarski

Der Platz vor der Oderbrücke – kurz vor dem polnischen Slubice - ist einer der langweiligsten Orte in Frankfurt (Oder). Die Rasenflächen, wo einst Plattenbauten und Grenzabfertigungsbuden standen, könnten jetzt Standort des Zukunftszentrums für europäische Transformation und deutsche Einheit werden.

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Wilke: Idee passt zu uns

Die neue Institution soll die ostdeutschen Erfahrungen mit den Umbrüchen nach der Vereinigung würdigen und Lehren daraus nutzbar machen. Zudem sollen die Veränderungen in Ostdeutschland, Mittel- und Osteuropa erforscht, diskutiert und erlebbar gemacht werden.

Als erstes tauchte das Projekt Zukunftszentrum im Bericht der Enquete-Kommission des Bundestags zur Deutschen Einheit auf. "Als ich diesen Bericht gelesen habe", sagt Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke (Linke), "da habe ich gedacht: Das passt so gut zu uns! Die Transformationserfahrung, die Wendeerfahrung mit den Aufs und Abs, der europäische Ort, der wir mittlerweile geworden sind. All das gemeinsam kommt doch hier in Frankfurt so gut zusammen", so Wilke weiter.

Der Bund stellt 200 Millionen Euro für den Bau zur Verfügung und bis zu 40 Millionen jährlich für den Unterhalt. 200 Arbeitsplätze könnten entstehen. Bis zu einer Million Besucher jährlich sollen sich angezogen fühlen. Zum Vergleich: Im Berliner Pergamon-Museum kommen nur etwa 800.000 Besucher im Jahr. Große Pläne also.

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Das volle Programm kurz vor Frist

Und so fährt Frankfurt kurz vor Ende der Bewerbungsfrist nochmal auf, was aufzufahren geht. Für ein Werbevideo präsentierte sich das Brandenburgische Staatsorchester mit Klängen aus Beethovens Neunter auf der Oderbrücke – genau an der Grenze zu Polen.

Nur wenige Schritte hiervon entfernt - auf dem Campus der Europa-Universität Viadrina - versammelten sich 650 Kinder zu einem musikalischen Regenbogen. Ein Verweis auf den Ort der Forschung: Seit über 30 Jahren widmet sich die Europa-Uni intensiv den Transformationsprozessen in Mittel- und Osteuropa.

Harte Konkurrenz für Frankfurt (Oder)

Für seine Bewerbung hat Frankfurt (Oder) nicht nur die Rückendeckung des Brandenburger Landtags, sondern auch die ausdrückliche Unterstützung von Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. Die Brandenburger Kulturministerin Manja Schüle (SPD) betonte unlängst, dass Franfurt (Oder) alle Kriterien des Bundes erfülle. Kein Ort sei besser geeignet, um Umbrüche zu erforschen und sich mit kommenden Herausforderungen zu befassen. Die Stadt an der Grenze zwischen Ost- und Mitteleuropa stehe für Begegnungen und Brückenbau.

Aber Sachsen-Anhalt schickt Halle ins Rennen, Thüringen hat sich für Jena entschieden. Sachsen tritt gleich mit drei Städten gemeinsam an Leipzig, Plauen und Chemnitz. Die sächsischen Bewerberstädte wollen vor allem deren Verdienste um die friedliche Revolution 1989 in den Vordergrund stellen. Das ist harte Konkurrenz also für die Stadt an der Oder.

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Hochkarätige Jury

Die Bewerbungsfrist läuft noch bis Ende kommender Woche (30. September). Unterdessen wurde bereits eine 15-köpfige Jury berufen, die über die Vergabe befinden soll. Wie der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), unlängst mitteilte, gehören ihr neun Frauen und sechs Männer an. Zu ihnen gehören unter anderem die frühere Stasi-Unterlagen-Beauftragte Marianne Birthler, die sachsen-anhaltische SPD-Politikerin Katrin Budde, der Soziologe Raj Kollmorgen und der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Weitere Mitglieder sind die FDP-Politikerin Cornelia Pieper, der frühere Brandenburger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und die ehemalige DDR-Oppositionelle Ulrike Poppe.

Entscheidung für Anfang 2023 geplant

Die Jury wird laut Schneider in den kommenden Monaten die Bewerberstädte bereisen und dann eine Empfehlung aussprechen. Die Entscheidung ist für Anfang 2023 geplant. Im Anschluss ist ein Architekturwettbewerb vorgesehen.

Mit dem Bau soll 2026 begonnen werden. 2028 soll das Zentrum in Betrieb genommen werden. Die Einrichtung war eine der zentralen Empfehlungen der Kommission "30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit".

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.09.2022, 15:40 Uhr

Beitrag von Fred Pilarski

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