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Audio: Antenne Brandenburg | 27.01.2022 | Elke Bader | Quelle: dpa/Soeren Stache

Brandenburger Bauern suchen Höfe

"Das Land ist extrem teuer geworden"

Junger Landwirt sucht Hof. Alter Landwirt sucht Nachfolger. Was nach einem guten Deal klingt, stellt in Brandenburg eine große Herausforderung dar. Zwei Landwirte erzählen von den Schwierigkeiten, einen Bauernhof zu übertragen.

Nach der Wende vor über 30 Jahren gründeten viele Landwirte neue Landwirtschaftsbetriebe in Brandenburg. Nun würden viele von ihnen ihre Höfe gerne an jüngere Nachfolger abgeben. Doch junge Landwirte müssen zu viele Hürden überwinden, wenn sie ihren eigenen Betrieb gründen wollen. Sie beklagen zu viel Bürokratie und zu teure Erwerbspreise. Und auch die Betriebskosten steigen.

Jedes Jahr ziehen junge Landwirte deshalb mit ihren Traktoren nach Berlin und machen auf ihre Situation aufmerksam. So wie Initiatoren vom Bündnis "Wir haben es satt", junge Landwirte, die kleine Bio-Höfe betreiben. Sofern sie Hof und Ackerland erwerben konnten – denn das ist in Brandenburg immer noch sehr schwierig.

Dreißig Jahre im Geschäft und noch kein Nachfolger

Trotzdem fehlt es in Brandenburg nicht an älteren Landwirten, die Nachfolger suchen. Einer von ihnen ist Ralf Behring. Der 59-Jährige gründete 1992 in Leuenberg bei Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) seinen Landwirtschaftsbetrieb. Behring bewirtschaftet 100 Hektar Ackerland, Obstwiesen und hat 200 Mutterschafe. Den Betrieb abwickeln oder sogar Ackerflächen verkaufen - das kommt für Ralf Behring nicht in Frage.

"Ich habe zum größten Teil seit dreißig Jahren ökologisch bewirtschaftet. Ich möchte einen Hofnachfolger finden, der es in meinem Sinne weiterverfolgt", sagte Behring dem rbb. Er wisse, welche Herausforderungen auf die jungen Landwirte zukommen. Betriebsgründer müssten deshalb unterstützt werden, sagte er. "Das Land ist extrem teuer geworden, die Betriebskosten wie Diesel und Arbeitskraft sind teurer geworden. Da muss der Staat helfen."

Fünf Jahre gewartet

Landwirt Johan Gerdes aus Beerfelde bei Müncheberg (Märkisch-Oderland) weiß, was es heißt, eine Hofnachfolge anzutreten. Der 38-Jährige übernahm vor eineinhalb Jahren den landwirtschaftlichen Betrieb, die frühere LPG. Es sei nicht leicht gewesen, 720 Hektar Ackerland und Mutterkühe auf einen Junglandwirt wie ihn zu übertragen.

"In unserem Fall war es eigentlich die Herausforderung, die Banken zu überzeugen, die Kredite einfach auf meine Schulter zu übertragen und meinen Vorgänger daraus zu entlassen", sagte Gerdes dem rbb. Die Grundbucheintragung habe über ein Jahr gedauert und es habe auch weitere bürokratische Hürden gegeben, so Gerdes. "Ich habe mich tatsächlich gewundert, wie viele Fallstricke da gelauert haben, bis wir es hingekriegt haben, dieses Unternehmen von dem einen Namen auf den anderen Namen zu übertragen". Insgesamt fünf Jahre habe er gebraucht.

Jungen Landwirten fehlt oft das Kapital

Doch junge Landwirte haben weitere Probleme. Oft fehlt ihnen das Kapital, um teures Ackerland zu kaufen. Immerhin will die neue Bundesregierung prüfen, wie sie mit Verkauf und Verpachtung ehemaliger volkseigener Flächen weiter verfahren will. Darüber berichten Agrar-Fachzeitschriften. Offensichtlich soll doch eine Agrarstruktur mit kleinen Höfen entstehen, erwartet der Landwirt Johann Gerdes.

"Dann macht es natürlich Sinn, das Land nicht zum höchsten Preis an den meistbietenden und häufig größten Betrieb zu vergeben, sondern auch mal zu einem niedrigeren Preis an Leute, die sich eine Existenz aufbauen wollen", so Gerdes.

Sie wollen auch Wertschätzung

Der neue Agrar-Minister Cem Özdemir (Grüne) hatte in eine seiner ersten öffentlichen Reden eine neue umweltfreundliche Agrarpolitik angekündigt. Junge Landwirte, die einen Hof gründen, könnten einen Beitrag dazu leisten. "Je mehr Leute wir haben, die eine Fläche kleinparzelliert bewirtschaften wollen, desto vielfältiger ist die Landschaft, desto besser kriegen wir den Artenschutz geregelt – und vielleicht auch die Klimakrise", ist Gerdes' Meinung.

Qualitätvolle Lebensmittel wie Gemüse oder Fleisch werden vor allem auf kleineren Biohöfen produziert. Deshalb müssen diese unterstützt werden, forderte das Bündnis "Wir haben es satt" am vergangenen Wochenende in Berlin. Ähnlich sieht es der 58-jährige Landwirt Ralf Behring: "Es soll wertgeschätzt werden. Der Verbraucher muss sich daran gewöhnen, dass man für qualitätsvolle Nahrung mehr bezahlen muss."

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.01.2022, 16 Uhr

Mit Material von Elke Bader

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