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Video: Brandenburg aktuell | 23.06.2020 | Andreas Oppermann | Quelle: rbb/Philip Barnstorf

Infrastrukturpläne rund um Tesla

Längere S-Bahn, Autobahnausbau und Wohnungen für 10.000 Menschen

Damit mit der Tesla-Ansiedlung alles klappt, haben sich Kommunen und Landkreis einiges vorgenommen: von der Straßensanierung über neue Brücken bis hin zu mehr Wohnungs- und Gewerbeflächen. Jetzt haben sie ihre Pläne vorgestellt. Von Philip Barnstorf  

Die Planer sparen nicht an großen Worten: Der wirtschaftliche Niedergang der Region nach der Wende habe "tiefe Wunden bei der Bevölkerung" hinterlassen. Jetzt habe man mit Tesla die Chance, wieder Vorreiter in einem produzierenden Gewerbe zu werden. So heißt es einleitend im Bericht der sogenannten Steuerungsgruppe, den Rolf Lindemann, Landrat von Oder-Spree, am Dienstag im Kreistag in Fürstenwalde vorgestellt hat.

In der Steuerungsgruppe sind neun Tesla-nahe Kommunen aus Oder-Spree, der Landkreis Oder-Spree selbst, sein nördlicher Nachbar Märkisch-Oderland und die Stadt Frankfurt (Oder) vertreten. Am 16. Dezember 2019 traf sie sich zum ersten Mal, um den Bau von Wohnungen, sozialer Infrastruktur, Straßen, Schienen und die Entwicklung von Gewerbeflächen im Zusammenhang mit der Tesla-Ansiedlung zu planen. Am Dienstag präsentierte Lindemann nun die Ergebnisse.

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Wohnungen und Gewerbe:

Die Gruppe rechnet damit, dass Tesla, der BER und weitere Unternehmen in deren Kielwasser mehr Arbeitnehmer und deren Familien in die Region locken werden. Deren Interessen und denen des Unternehmens müsse man Rechnung tragen, hieß es. Gleichzeitig gelte es aber auch, die Bedürfnisse der Anwohner etwa nach nur gemäßigtem Bevölkerungswachstum zu berücksichtigen. Als Kompromiss halten die Planer rund 10.000 neue Einwohner in Oder-Spree, wo derzeit knapp 180.000 Menschen leben, für realistisch.

Um die Zuzügler unterzubringen, sollen neue Wohnungen im ganzen Landkreis entstehen. Besonders große Quartiere sind etwa in Kagel, Hangelsberg, Fürstenwalde und am Scharmützelsee geplant. Problem dabei: Der gemeinsame Landesentwicklungsplan von Berlin und Brandenburg erlaubt den Kommunen nicht soviel Wohnraumausweisung. Deshalb strebt die Steuerungsgruppe ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren an, mit dem der Landesentwicklungsplan angepasst werden könnte. Eine entsprechendes Entwicklungskonzept ist schon in Planung. Es soll auch weitere, noch gar nicht beantragte Ausbaustufen des Tesla-Werks berücksichtigen.

Neue Gewerbeflächen sollen etwa beim Güterverkehrszentrum Freienbrink, direkt neben dem Teslagelände und bei Jacobsdorf entstehen. Die mit Abstand größte Gewerbefläche ist in Fürstenwalde geplant.

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Straßen:

Bei Vollauslastung des geplanten Werks sollen vier Mal täglich 6.000 Menschen in die Fabrik ein- und auspendeln. Das tägliche Baumaterial soll 24 Züge oder gut 1.300 LKW füllen. Derweil ist etwa Erkner jetzt schon chronisch verstopft von rund 20.000 Fahrzeugen jeden Tag. Hier sollen die Umgehungsstraße Gosen-Neu Zittau, die Reaktivierung der Landesstraße 39 südlich von Erkner und eine weitere Ortsumfahrung nördlich des Stadtzentrums Abhilfe schaffen. Außerdem ist ein Radweg von Erkner zum Werk geplant.

Auch ein Konzept für den Anschluss an Autobahnen liegt vor: So soll am Werk eine neue A10-Abfahrt entstehen und die A12 von vier auf sechs Spuren ausgebaut werden. Außerdem sollen mehrere Landstraßen in der Region ausgebaut und saniert werden, unter anderem die L38 direkt am Werk.

Schienen:

Der RE1 hält derzeit halbstündlich in Erkner und stündlich in Fangschleuse, der Station, die dem geplanten Werk am nächsten ist. Wenn es nach den Mitgliedern der Steuerungsgruppe geht, fährt er bald im 20-Minuten-Takt. Außerdem soll geprüft werden, ob die S-Bahn, die derzeit in Erkner umdreht, in Zukunft noch weiter nach Fangschleuse fahren könnte. Der dortige Bahnhof soll außerdem näher ans Werk verlegt werden. Der Bahnübergang mit Schranken neben dem Bahnhof soll durch eine Brücke ersetzt werden, weil die zusätzlichen Züge sonst zu viel Autoverkehr an den Schranken aufstauen könnten. Schließlich soll auch die Regionalbahn 35 von Bad Saarow aus nicht mehr nur nach Fürstenwalde, sondern weiter bis zum Tesla-Standort fahren.

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Kitas und Krankenhäuser

In den meisten der neun Tesla-nahen Kommunen ist die Zahl der Kinder in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Durch die Tesla-Ansiedlung erwarten die Planer noch mehr Kinder in der Region. Deshalb wollen sie mehr Kindergärten bauen lassen und fordern dafür Unterstützung vom Land. Außerdem regen sie einen Kindergarten im Tesla-Werk an, der auch nachts arbeitet, um Kinder von Arbeitern in Nachtschicht betreuen zu können.

Die Mitglieder der Steuerungsgruppe fordern vom Land außerdem, die Krankenhausplanung in ganzen Region zu überarbeiten. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollen parallel die Ärzteversorgung an den erwarteten Zuzug anpassen.

Schließlich fordern die Mitglieder das Land und den Bund auf, mehr Elektroladestationen nicht nur an Autobahnhaltestellen, sondern auch in den Kommunen zu bezahlen. Nur so könne die Elektromobilität den Kinderschuhen entwachsen und alltagstauglich werden. Schließlich regen die Mitglieder auch Tesla an, seinen "deutschen oder sogar europäischen Hauptsitz nach Grünheide zu verlegen".

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.06.2020, 18:30 Uhr

Beitrag von Philip Barnstorf

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