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Quelle: dpa/Denis Meyer

Pilotprojekt für drei Tage

In sechs Berliner Clubs darf ab Freitagabend wieder gefeiert werden

Volle Tanzflächen, kein Abstand, keine Masken - und das völlig legal: Berlin steht vor den ersten offiziellen Partynächten in Clubs seit Pandemiebeginn. Die Tickets sind rar - einige Locations sind bereits ausverkauft.

Erstmals seit rund anderthalb Jahren dürfen mehrere Berliner Clubs am kommenden Wochenende wieder ihre Innenräume öffnen. Die sogenannten "Clubculture Reboot"-Partynächte für PCR-getestete Teilnehmende finden vom 6. bis 8. August statt. Es handelt sich dabei um ein Pilotprojekt, für das die Senatskulturverwaltung mit der Clubcommission und der Charité zusammenarbeitet. Für einige Clubs sind die Tickets bereits ausverkauft.

Ab Mittwoch waren Tickets auf der Webseite des Festsaals Kreuzberg erhältlich [festsaal-kreuzberg.de], wie der Betreiber auf rbb|24-Nachfrage mitteilte. Inzwischen sind die Tickets aber ausverkauft.

Zuvor startete das Kreuzberger SO36 als erster beteiligter Club am Dienstag auf seiner Webseite den Ticketverkauf. Innerhalb kurzer Zeit war das Kartenkontingent vergeben. Laut Lutz Leichsenring, dem Sprecher der Berliner Clubcommission, gibt es keinen zentralen Verkauf - Interessierte müssten sich direkt an die Clubs wenden, sagte er rbb|24 am Mittwoch auf Anfrage. Sie hätten jeweils ein Kontingent von rund 300 Tickets zur Verfügung.

Pilotprojekt in Kooperation mit Charité

Diese sechs Berliner Clubs öffnen Innenräume für PCR-Getestete

Tanzen drinnen, ohne Maske, ohne Abstand: In ausgewählten Berliner Clubs soll das im Rahmen eines Pilotprojekts möglich sein. Voraussetzung für die Clubnächte vom 6. bis 8. August sind PCR-Tests vor und nach der Veranstaltung für alle Teilnehmenden.

Sechs Clubs an Pilotprojekt beteiligt

Dabei entscheiden die Clubs selbstständig, auf welchem Weg sie ein vorläufiges Ticket ausstellen, wie Leichsenring weiter sagte. So solle auch vermieden werden, dass Gäste aus anderen Städten als Berlin zum Zuge kommen - denn das Pilotprojekt baut auf eine zweite PCR-Testung am 13. August. Dafür müssen alle Teilnehmenden in Berlin anwesend sein.

Neben dem SO36 macht das Crack Bellmer (Tickets inzwischen ausverkauft) beim Pilotprojekt mit - außerdem der Salon zur Wilden Renate (Tickets ausverkauft), das Metropol, der Festsaal Kreuzberg sowie der Kitkat-Club. Musikalisch reicht die Spanne von der 80er-Jahre-Party "Dancing with Tears in your Eyes" am Samstagabend im SO36 bis zu Techno im Erotik-betonten Kitkat-Club mit Resident-DJ Clark Kent. Im Metropol werden am Freitagabend die Dragqueens Gloria Viagra und Stella Destroy auflegen, während im Festsaal Kreuzberg die "Freak de l'Afrique"-Party mit Afro-Sounds steigt. Das komplette Programm von "Clubculture Reboot" ist hier [clubcommission.de] einsehbar. Gäste erwerben mit dem personalisierten Ticket Zugang zu allen sechs Clubs - Hopping ist möglich, soweit die Platzkapazitäten in den Locations es erlauben.

Rund 20 Clubs hatten sich nach Angaben der Clubcommission vorab für eine Teilnahme an dem Modellprojekt beworben. Die finale Auswahl der sechs nun teilnehmenden Clubs habe technische Voraussetzungen wie die Art der Lüftungsanlage berücksichtigt - aber auch in welchen Bezirken sich die Locations befinden und welche Musik aufgelegt wird. Dabei sei es der Senatskulturverwaltung um möglichst viel Diversität gegangen.

Infos im Netz

FAQ zum Pilotprojekt Clubculture Reboot

Testslot buchen - drei Stunden auf das Ergebnis warten

Bevor es losgeht, werden am Freitag PCR-Teststationen aufgebaut: im Kitkat, dem Festsaal Kreuzberg und im SO36. Dort müssen alle Gäste zwischen 14 und 20 Uhr einen Testslot buchen. Anders als bei den üblichen Schnelltest-Stationen müssen sie länger auf ihr Ergebnis warten: Nur alle zwei Stunden werden die bis dahin gesammelten Abstriche ins Labor geschickt und dann gesammelt in einem Pool als PCR ausgewertet.

Mit dem Ergebnis können die Ticketbesitzer rund drei Stunden nach der Testung rechnen. Ist diese Auswertung negativ, bekommen die Teilnehmenden dieser Kohorte das "Go" mit einem personalisierten Ticketcode. Damit erhalten sie ein nicht abnehmbares Bändchen - mit dem sie dann zwischen den sechs Clubs bis zum Sonntagmittag wechseln können. Ein Personalausweis muss zusätzlich mitgebracht werden. Wer positiv getestet wird, muss sich in Quarantäne begeben und bekommt den Kaufpreis des Tickets zurückerstattet.

Das Pilotprojekt unterscheidet nicht zwischen geimpften und ungeimpften oder genesenen Teilnehmenden - alle müssen die einheitliche PCR-Teststrategie durchlaufen. Nur Tests des Laborbetreibers "Think.Health Hygiene Solutions", die speziell für die Clubnacht durchgeführt werden, werden akzeptiert - PCR-Tests von externen Anbietern dagegen nicht.

Nicht zur Clubnacht erscheinen dürfen laut den AGBs für das Pilotprojekt [clubcommission.de] Menschen, die Covid19-Symptome wie Husten haben und Personen, für die aktuell Quarantäne-Pflicht gilt - etwa ungeimpfte Reise-Rückkehrende aus Hochinzidenzgebieten.

Kommentar

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Einmalige Aktion von Freitag bis Sonntag

Die Tickets kosten 25 Euro - zehn Euro bekommen die Teilnehmenden aber zurück, wenn sie nach dem Wochenende zum zweiten PCR-Test am 13. August erscheinen. Auch dieser wird im Kitkat, dem Festsaal Kreuzberg und im SO36 durchgeführt - wiederum von 14 bis 20 Uhr. Darüber hinaus sollen alle Teilnehmenden im Nachhinein Fragebögen online ausfüllen: Links dazu verschickt die Charité am 13. und am 27. August per E-Mail an alle, für die ein personalisiertes Ticket erstellt wurde.

Das Pilotprojekt soll vorerst einmalig von Freitag, den 6. August, ab 22 Uhr bis Sonntag, 8. August, 12 Uhr, stattfinden. Dabei müssen die Feiernden weder Abstände einhalten, noch Masken tragen. Wissenschaftler der Charité begleiten das Projekt, das laut Senat zeigen soll, ob und wie Tanzveranstaltungen in Clubs auch unter pandemischen Bedingungen sicher möglich sein können. "Im Erfolgsfall – keine Infektion während der Veranstaltung – kann konkludiert werden, dass ähnliche Ereignisse unter vergleichbaren Vorgaben auch künftig durchgeführt werden können", schreibt die Clubcommission auf ihrer Website.

Mediziner und DJs am Modellprojekt beteiligt

Geleitet wird die wissenschaftliche Auswertung nach Angaben der Clubcommission von den Professoren Frank Heppner vom Institut für Neuropathologie der Charité, Roland Eils vom Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) und Christof von Kalle, dem Leiter des Klinischen Studienzentrums am BIH.

Die Berliner Clubcommission freue sich auf das Pilotprojekt, teilte die Vorstandsvorsitzende Pamela Schobeß mit: "Wir brauchen dringend einen Plan und eine Lösung, wie wir aus unserem anderthalb Jahre andauernden Stillstand zurück ins Clubkulturleben finden."

Sendung: Abendschau, 03.08.2021, 19:30 Uhr

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