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Audio: rbb24 Abendschau | 09.08.2022 | Marcel Trocoli Castro | Quelle: imago images

Suchtexperten warnen Jugendliche

Der gefährliche Hype um Einweg-E-Zigaretten

Einweg-Vapes sind bunt, schmecken nach Zuckerwatte oder Cheesecake und sind der Renner unter Jugendlichen. Aber die E-Zigaretten zum Wegwerfen enthalten auch Nikotin. Die Fachstelle für Suchtprävention Berlin schlägt Alarm. Von Helena Daehler

Im Gegensatz zu den Zigarettenschachteln mit Schockbildern und Warnhinweisen kommen die bunten Einweg-Vapes hip und ungefährlich daher: Das Aussehen ähnelt einem Textmarker, die Geschmacksrichtungen wie Strawberry Ice Cream, Gummibärchen oder Cola sollen ein junges Publikum ansprechen. Was dabei fast untergeht: Die E-Zigaretten enthalten Nikotin – und das kann süchtig machen.

Zumal Einweg-Vapes leicht zugänglich sind: Sie müssen nicht aufgeladen oder aufgefüllt werden, sondern können nach dem Kauf direkt benutzt werden. Eines der beliebtesten Produkte unter den Einweg-Vapes ist das der chinesischen Marke "Elfbar", es kostet zwischen 7,50 und 10 Euro und soll 600 Züge beinhalten. Dies entspricht einer Menge von zwei bis drei klassischen Zigarettenschachteln.

Hannah und ihre Freundin Emmi sitzen in einem Park in Mitte, sie sind beide volljährig, und rauchen die Einweg-Zigaretten seit einigen Monaten. Sie sehen im Dampfen keine große Gefahr: "Wenn man vaped, schmeckt es lecker und man hat nicht das Gefühl, dass man Lungenkrebs bekommen könnte." Den Trend gäbe es in ihrem Freundeskreis seit einigen Monaten.

Vapes schon bei 12-Jährigen verbreitet

Doch die nikotinhaltigen Einweg-Vapes sind auch unter Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren verbreitet, bestätigt Christina Schadt von der Fachstelle für Suchtprävention Berlin: "Wir hören das mittlerweile relativ häufig aus Schulen, dass diese Produkte im Umlauf sind. Sowohl Lehrkräfte als auch Eltern melden sich bei uns und fragen, was diese Einweg-E-Zigaretten für Produkte sind und wie sie reagieren sollen. Wir raten in jedem Fall darüber zu sprechen und zu einer kritischen Haltung gegenüber dem Dampfen."

Umstieg auf Tabakzigaretten wahrscheinlicher

Seit zehn Jahren erhebt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZGA Daten zum Konsum von E-Zigaretten, zu denen auch die Vapes gehören. Unter den 12- bis 25-Jährigen ist der Anteil derer, die eine E-Zigarette mindestens einmal konsumiert haben, von rund 15 Prozent im Jahr 2012 auf knapp 27 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. Beim Konsum von Tabakzigaretten hingegen ist der Trend seit vielen Jahren rückläufig.

Die derzeit so beliebten Einweg-Vapes können durch ihren Nikotingehalt auch ein Einstieg in den regelmäßigen Tabakkonsum sein: "Studien belegen, dass die Wahrscheinlichkeit bei E-Zigaretten-Konsument:innen höher ist, auf Tabakzigaretten umzusteigen, als bei Menschen, die davor noch keinen Kontakt mit Nikotin hatten", so die Suchtexpertin Schadt. Langzeitstudien darüber, wie gefährlich die Einweg-E-Zigaretten sind, gibt es noch nicht.

Vapes in manchen Spätis schnell ausverkauft

In einem Spätkauf in Mitte, nahe des Hackeschen Markts, sind die Regale mit den Einweg-Vapes leer. "Wir sind seit zwei Tagen ausverkauft", sagt Mitarbeiter Ibrahim. "Es ist aktuell ein Trend. Ich musste viele Ausweise kontrollieren, weil ich oft nicht erkennen kann, ob jemand über oder unter 18 Jahre alt ist." Auch in einem großen Kiosk wenige Straßen weiter nehmen die bunten E-Zigaretten viel Fläche in der Auslage ein. Der Besitzer Lutz sagt, er habe vor einigen Wochen 500 Stück bestellt, nun seien nur noch wenige da.

Wenn die Vapes fertig sind, leuchtet an der Unterseite ein kleines blaues Licht. Wegen des integrierten Akkus müssten sie dann in einem Wertstoffhof entsorgt werden. "Die meisten werfen sie einfach in den Mülleimer, wenn sie fertig sind. Ehrlich gesagt mache ich das auch so", sagt Emmi.

Es gibt aber auch die Sammler:innen: Bei TikTok und Instagram liegen Videos im Trend, in denen die bereits gerauchten E-Zigaretten stolz präsentiert werden - nach Farben sortiert, wie ein harmloser Regenbogen.

Sendung: Radio Fritz, 09.08.2022, 8:40 Uhr

Beitrag von Helena Daehler

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