Pflegenotstand - Verdi fordert detaillierte Personalvorgaben in der Pflege

Mo 29.04.24 | 20:52 Uhr
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Symbolbild: Eine Pflegerin hört der 97-jährigen pflegebedürftigen Seniorin beim Hausbesuch zu. (Quelle: dpa/Skolimowska)
Video: rbb24 Abenschau | 20.04.2024 | A. Ewerwien | Im Studio: G. Neunhöffer, Verdi | Bild: dpa/Skolimowska

Die Gewerkschaft Verdi hat eine bedarfsgerechte Personalbemessung in der Pflege gefordert.

Es gebe sehr geringe Vorgaben, wie viel Personal eine Pflegeeinrichtung haben müsse, sagte die stellvertretende Landesfachbereichsleiterin für Pflege in Berlin und Brandenburg, Gisela Neunhöffer, am Montag in der rbb24 Abendschau: "Aber es gibt nur ganz, ganz wenige Vorgaben, was in jeder Schicht da sein muss, zum Beispiel eine Pflegefachkraft für ein ganzes Heim." Das sei deutlich zu wenig, so Neunhöffer. Katastrophen kämen immer wieder vor – "das sind nicht nur Einzelfälle".

So hatte vor Kurzem eine Pflegekraft in einem Berliner Seniorenheim die Rettungskräfte gerufen, weil keine ausgebildete Fachkraft für die Nachtschicht erschienen war.

Pflegevollversicherung soll Kosten für mehr Personal decken

Wissenschaftliche Studien zeigten, wie viel Personal und welche Qualifikationen nötig seien. Das werde in Deutschland nicht eingehalten, kritisiert Neunhöffer. Um die nötigen Pflegekräfte zu gewinnen, müssen diesen nach ihrer Ansicht verbindliche Zusagen zu den Arbeitsbedingungen gemacht werden. Zudem fordert Neunhöffer attraktive Ausbildungsbedingungen.

Die entstehenden Kosten können nach Ansicht von Verdi mit einer Pflegevollversicherung abgedeckt werden, in die alle Arbeitnehmer einzahlen. Bislang gibt es nur eine Teilversicherung. Mit der Vollversicherung sollen die gesamten Pflegekosten garantiert übernommen werden, erklärte Neunhöffer. "Das ist finanzierbar, das ist durchgerechnet, das muss man wollen."

Sendung: rbb24 Abendschau, 29.04.2024, 19:30 Uhr

24 Kommentare

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  1. 24.

    Die Tatsache, dass nur ein kleiner Teil der Pflegenden in der Gewerkschaft ist, begünstigt die schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflege. Ich selber bin seit 28 Jahren in der Altenpflege tätig. Von allen Mitarbeitern sind nur 2 in der Gewerkschaft. Ich muss mit Leuten zusammenarbeiten, die nicht mal wissen, was die Gewerkschaft ist! Kein Witz! Alle anderen Berufsgruppen streiken mit Hilfe von Verdi. Aber in der Altenpflege, Fehlanzeige! Es macht keinen Sinn zu jammern, wenn man sich nicht organisiert und somit keine Lobby hat. Wenn die Pflegekräfte nicht auf die Straße gehen mit Hilfe von Verdi passiert gar nichts! Die Gesellschaft interessiert es nicht ob sich Pflegekräfte zu Tode schuften. Es interessiert sich auch keiner für die Alten und Kranken. Auch nicht die Politik. Die wenigsten kapieren, welche Verantwortung eine Pflegekraft hat. Nur Anspruchshaltung und Forderungen und ja, die wenigsten wollen in der Pflege arbeiten! Alle gehen demonstrieren für irgend einen Mist!

  2. 23.

    Sie hatten offenbar noch nie Kontakt zu Pflegebedürftigen und wissen nicht, wie diese reagieren, wenn jemand kommt um zu ermitteln, was sie alles nicht mehr können. Es gibt dafür sogar einen Begriff: Fassadenverhalten. Meine Mutter, die nicht einmal mehr wusste, wo sich der nächste Laden befindet, erzählte der Gutachterin vom MDK z.B. stolz, sie würde jeden Tag alleine einkaufen gehen. Und es gibt leider immer wieder Gutachter, die sich durch solche Fassaden blenden lassen.

  3. 22.

    Die primäre Wertschöpfung in Deutschland generiert sich nicht mehr aus dem produzierenden Gewerbe, sondern vorwiegend aus den Abgaben -und Konsumsteuern der Arbeitnehmer., und trotzdem sprudeln die Einnahmen unaufhörlich.nur werden sie vielerorts "verplempert", ähnlich ergeht es den Beiträgen aus den Sozialversicherungen.
    Übrigens, auch die Forschung wird mit Steuergeldern unterschtüzt,

    Deutschland ist primär ein Diestleistunsland geworden, und Pflege und Krankenversorgung gehört auch da zu, und wird vonJedem in Anspruch genommen.

  4. 21.

    Wie wäre es,wenn man Quereisteigern mal bessere Chancen einräumt?
    Ich bin examinierte Hebamme und als ungelernte(!) Hilfskraft eingestellt,ich kann einen Venenzugang legen,i.m. Spritzen setzen und muss im Nachtdienst eine Fachkraft anrufen,damit ich ein Schmerzmittel auf Bedarf geben darf.
    In der Nacht ist bei uns eine Fachkraft für 102 Bew.zuständig

  5. 20.

    So lange ausländische Investoren mit/durch unser/em Gesundheitssystem Gewinne erzielen konnten, lief es einigermaßen. Und natürlich solange , wie mit "zu Hause bleiben" nicht genauso viel oder sogar mehr Geld zu "verdienen" war. Bei uns in der Pflege wurden wir, die wir einen ausgeprägten Sozialsinn hatten, ausgebeutet. Streiken.......die Menschen im Stich lassen.....no go. Es wurde geklatscht......hahaha.......jetzt ist alles vorbei, auch die Sympathie der Menschen uns gegenüber. Verwandte bechweren sich laufend ob der miserablen Versorgungslage. Aber selbst x Zeit in IHRE FAMILIENANGEHÖRIGEN" ZU INVESTIEREN.....NÖ! Deren Aussage oft: wir haben auch noch ein Leben! UND WIR....DIE PFLEGENDEN? Bin nach 46 1/2 Arbeitsjahren ausgestiegen. Trotz Abzüge.....gibt ja Wohngeld und Bürgergeld. Werde als Babyboomer beschimpft ( ja,ich empfinde das Wort als Schimpfwort!) Diskussion um Rente mit 70: erledigt sich doch von selbst. Arbeitet erst x alle 45 Jahre (hahaha) , dann seid ihr 70!

  6. 19.

    Das ist ja wohl eine Aussage die jemand trifft der noch nie in der pflege gearbeitet hat . So ein Schwachsinn

  7. 18.

    Da habe ich leider auch das Gegenteil erlebt, dass Gutachter die Hilfsbedürftigkeit der Pflegebedürftigen nicht korrekt einschätzen und dokumentieren
    Deshalb auch viele Widersprüche bei den Pflegekassen
    Ich weiß nicht , ob Sie sich überhaupt in Punkto Pflegebedürftigkeit auskennen

  8. 17.

    Also, liebe Leute
    Bei Domicil wundert mich das überhaupt nicht
    Ich hatte mich vor vielen Jahren dort beworben und damals inakzeptable Zustände inclusive der Arbeitsbedingungen festgestellt
    Keine Wechselschichtzulage , kein Weihnachtsgeld, eine 5 1/2 Tage Woche , der halbe Samstag galt noch als ganz normaler Arbeitstag
    Wenig Personal
    Warum wird solchen Unternehmern nicht die Zulassung für eine Heimbetreibung entzogen
    Wo ist die Heimaufsicht, wo ist der MDk
    Deshalb und genau deshalb will keiner mehr in der Pflege arbeiten

  9. 16.

    Das ist doch nicht nur hierzulande so! Der gesamte soziale Bereich hat immer das Problem, dass er keine primäre Wertschöpfung generiert, wie zum Beispiel das produzierende Gewerbe und deshalb auf Geld angewiesen ist, welches dort effektiv erwirtschaftet wurde. Daher werden auch die Gehälter niemals das Niveau erreichen können, welche in der Industrie oder Forschung gezahlt werden können. Damit muss der gesamte Sozialbereich immer zusehen, seinen Teil von den Geldern abzubekommen, der vorher aus den erwirtschafteten Gewinnen Anderer in Form von Steuern und Abgaben abgeschöpft wurde und steht in starker Konkurrenz zu allen anderen staatlichen oder sozialen Ausgaben. In Deutschland fließen viele dieser Steuern in ineffektive oder gar kontraproduktive Kanäle und werden nicht gesellschaftlich zielgerichtet eingesetzt und dies wird sich in naher Zukunft nicht zum Besseren wenden.

  10. 15.

    Aus meiner Erfahrung wird eher zu niedrig eingestuft als zu hoch . Woher haben Sie Ihre Informationen?

  11. 14.

    Tja, hierzulande ist man auf der Seite der Alten und Kranken, nur in so weit, wenn es um Kritik an der Politik etc. geht, aber beruflich will man mit dieser Gruppe von Menschen doch nichts zu tun haben, so weit geht die Empathie doch nicht.

  12. 13.

    Was Verdi alles so fordert. Fakt ist doch das wir seit Jahren ein Pflegenotstand haben weil sich niemand für diesen Beruf interessiert. Das ist auch nicht mit ausländischen Personal zu stemmen. Egal ob Pfleheim oder Krankenhaus es ist nicht genug Personal da. Ich habe das erlebt das in einen Berliner Krankenhaus es erst um 10 Uhr Frühstück gab und Medikamentenausgabe. Krank oder alt und gebrechlich darf man in Deutschland nicht werden. Das ganze Gesundheitswesen muss geändert werden. Der Beruf muss attraktiver gemacht werden. Aber Hauptsache wir haben ein Gesetz zur Cannabis Freigabe.
    Verdi hat doch überhaupt keine Ahnung. Mit Forderungen kommt man nicht weiter.

  13. 12.

    Ein Heim muss 40% Fachkraft vorweisen der Rest setzt sich aus Pflegeassisstenten und -helfern zusammen. Dank des Personalbemessungsgesetz, weil nicht genug Fachkräfte da sind. Ich bin Dachkraft und auch PDL. Wir brauch keine Grenze wir brauchen mehr Köpfe in der Pflege. Aktuell wird dies nach Pflegraden berechnet. Ein Pflegebedürfiger egal welchen PG hat redebedürfnis und möchte seine Routine morgens selbstbestimmten und nich nach Zeit versorgt werden.

  14. 11.

    Anders als für Rüstung und Militär bin ich auch bereit für Pflege Soziales mehr Steuern zu zahlen

  15. 10.

    Wenn besser eingestuft würde,gäbe es auch nicht soviel Pflegebedürftige. Die Gutachter lassen sich auch oft über den Tisch ziehen. Die Politik weiß das auch .

  16. 9.

    Die Gewerkschaft „fordert“. Allein schon dieser Satz regt mich auf. Woher sollen denn die Menschen für diesen schweren Job kommen?? Es wird doch den, insbesondere jungen Menschen, immer wieder vermittelt, dass man auf andere Weise viel mehr Geld bekommen kann. Als Influenzer, Ausbildungsabbrechet, Bürgergeldbezieher usw. Mit Arbeit und das womöglich noch mehrere Tage pro Woche und vielleicht auch am Wochenende?? Das wollen viele nicht, bis sie vielleicht mal selber betroffen sind.

  17. 8.

    Noch redet man über Geld.Sollte die Situation in 5-10 Jahren ihr Gesicht so richtig zeigen ist es zu spät.Den Heim und Klinik-Betreibern mit rechtlichen Konsequenzen drohen,wenn sie nicht alles tun, damit die Leute bleiben.Jeder,der diesen Job kündigt ist ein kapitaler Schaden.Mit Geld lassen sich die Dinge in Zukunft nicht mehr steuern.

  18. 7.

    Das sind doch keine Einzelfälle ich war 9 Jahre als freiberufliche Pflegefachkraft in Deutschland unterwegs...die Zustände sind für Fachkräfte nicht nicht mehr tragbar.
    Es ist Standart das eine Fachkraft pro Schicht für 50 Bw die Verantwortung hat....teilweise 12 Tage am Stück im Dauerlauf...
    Teilweise ganz tolle Helfer in der Pflege aber viel auch Pflege Helfer die noch nicht mal Deutsch lesen können...
    Da werden Teil die einfachsten Dinge nicht verstanden...Fächendesinfektionstücher werden mit Feuchttüchern verwechselt...und das sind die harmlosen sachen....
    Ich würde nie wieder als Pflegefachkraft in einem Altenheim Arbeiten ....

  19. 6.

    Es braucht nicht nur mehr Pflegefachkräfte sondern auch mehr Personal, das psychosoziale Betreuung leistet. Gerade das Gespräch und Zuwendung sind das Standbein in der Pflege. Was nützt eine detaillierte Pflegedokumentation, wenn die Pflegekräfte damit mehr Zeit verbringen als mit den Menschen? Das ganze System ist zum Teil so bürokratisch , wie so vieles in Deutschland. Da geht wertvolle Zeit verloren, die man sinnvoller einsetzen könnte. Mich hat diese fehlende Zeit für die zu pflegenden aus dem Beruf getrieben.

  20. 5.

    Es gab doch mal einen Tarifvertrag für Sie Charité, in dem das so ähnlich geregelt war bzw. sollte eine genaue Stellenbesetzungsanalyse durchgeführt werden. Diese Analyse hat die Charité-Leitung, so wird vom Pflegepersonal erzählt, allerdings so lange verzögert, bis die Laufzeit des Tarifvertrags beendet war.

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