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Audio: rbb24 Inforadio | 09.10.2022 | Alexander Schmidt-Hirschfelder | Quelle: imago images/Emmanuele Contini

Defekte Kommunikationskabel

Landeskriminalamt Berlin übernimmt Ermittlungen zur Bahn-Sabotage

Nach wie vor ist unklar, wer hinter den Sabotage-Aktionen gegen die Deutsche Bahn steckt. Ermittelt werde in alle Richtungen, heißt es am Sonntagmorgen. Ein Bundeswehr-General erwartet derweil weitere ähnliche Anschläge.

Der Staatsschutz beim Berliner Landeskriminalamt hat die Ermittlungen zu den beschädigten Bahnkabeln übernommen, die am Samstag zu großflächigen Zugausfällen geführt hatten. "Wir haben einen Tatort in Berlin-Hohenschönhausen", sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin am Sonntagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. "Ein weiterer befindet sich in Nordrhein-Westfalen."

Am Samstag hatten Unbekannte wichtige Kommunikationskabel der Deutschen Bahn in Berlin-Hohenschönhausen und auch in Nordrhein-Westfalen zerstört und so für Chaos gesorgt. Es sei zwar nicht auszuschließen, dass es einen politischen Hintergrund gebe, ermittelt werde aber in alle Richtungen, sagte eine Polizeisprecherin. Mit Ergebnissen sei am Sonntag nicht mehr zu rechnen.

Sicherheitsbehörden ermitteln

Sabotage an Bahn-Kabeln legt Zugverkehr stundenlang lahm

Ein stundenlanger Zugausfall am Samstagvormittag ist durch Sabotage an Kabeln ausgelöst worden. Das hat mittlerweile auch Bundesverkehrsminister Wissing bestätigt. An zwei Orten wurden Kabel durchtrennt - auch in Berlin.

Verkehrsminister: "Bahn war Ziel eines Anschlags"

Der Kabelschaden in Berlin sei auf offener Strecke zwischen dem S-Bahnhof Gehrenseestraße und dem S-Bahnhof Hohenschönhausen festgestellt worden. Auch das Backup-System sei damit ausgefallen. "Aktuell ist von einer zielgerichteten Fremdeinwirkung von außen auf Kabel der Deutschen Bahn auszugehen", sagte der Sprecher. Zu weiteren Details könne er auch aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft geben.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte zuvor gesagt, die Störungen gingen auf Sabotage an zwei Standorten zurück. "Es wurden Kabel mutwillig und vorsätzlich durchtrennt, die für den Zugverkehr unverzichtbar sind." Die Bahn sei Ziel eines Anschlags geworden.

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GdP fordert Überwachungssystem

Ein Vertreter der Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte mit Blick auf die Sabotagen einen Ausbau des Überwachungssystems. "Aufgrund der strukturierten Planung der Sabotage müssen wir davon ausgehen, dass es sich womöglich um terrorartige Strukturen auf Seiten der Täter handelt", sagte Andreas Roßkopf, bei der Gewerkschaft zuständig für den Bereich Bundespolizei und Zoll, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND). "Bei der Bahn ist solch eine Sabotage immer wieder möglich, weil auch die Kabelleitungen häufig auch auf offener Strecke liegen und diese nicht vollständig überwacht sind".

Nötig seien daher moderne Überwachungsstrukturen bei der Bahn, "also Drohnen und Sensortechnik in den Kabelschächten, sowie eine Verstärkung des Bahn eigenen Sicherheitspersonals", so Roßkopf weiter.

Bundeswehr-General rechnet mit weiteren Anschlägen

General Carsten Breuer, Befehlshaber des neuen Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr, befürchtet derweil in Deutschland eine Zunahme von Anschlägen und Einflussnahmen aus dem Ausland. "Wir stellen uns hier im Kommando vor allem auf hybride Bedrohungen ein. Das ist der Zustand zwischen nicht mehr ganz Frieden, aber auch noch nicht richtig Krieg", sagte Breuer der Zeitung "Bild am Sonntag".

"Es geht hier nicht um eine feindliche Armee mit Soldaten und Panzern, die unser Land angreift. Aber es gibt Einflussnahmen, mit Anschlägen auf Infrastruktur und mit Cyberangriffen, oder zum Beispiel Aufklärungsflüge mit Drohnen über Kasernen. Also Nadelstiche, die in der Bevölkerung, die bei uns Verunsicherung schüren und das Vertrauen in unseren Staat erschüttern sollen."

Die Sicherheitsbehörden müssen sich laut Breuer auf diese Bedrohungslage einstellen: "Jede Umspannstation, jedes Kraftwerk, jede Pipeline kann attackiert werden, kann ein mögliches Ziel sein. Deutschland muss mit seinen Sicherheitsbehörden ein Auge darauf und ein Ohr daran haben, wogegen mögliche Anschläge geplant werden, was die wahrscheinlichsten Szenarien sind."

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Auch internationale Verbindungen betroffen

Betroffen von der Sabotage waren der Fern- und teils auch der Regionalverkehr der Deutschen Bahn in weiten Teilen Norddeutschlands. Unzählige Fahrgäste strandeten an den großen Bahnhöfen wie Hannover, Hamburg und Berlin. An Auskunftsschaltern bildeten sich lange Warteschlangen.

Im Laufe des Samstagvormittags meldete die Bahn, dass die Störung behoben sei, es aber weiter zu Beeinträchtigungen kommen könne. "Leider müssen Sie weiterhin mit Zug-, Haltausfällen und Verspätungen rechnen", twitterte die Bahn am Samstagmittag.

Auch internationale Verbindungen waren betroffen. So fuhren keine IC-Züge zwischen Berlin und Amsterdam. IC-Züge von Kopenhagen endeten an der dänisch-deutschen Grenze in Padborg. Stillstand herrschte teils auch bei Regionalzügen - so bei RE- und RB-Verbindungen in Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein, wie die Bahn mitteilte.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.10.2022, 8:00 Uhr

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