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Quelle: dpa/blickwinkel

Öko-Test

Viele Schoko-Weihnachtsmänner mit Mineralöl belastet

Mineralöl in Schokolade ist ein Problem. Das zeigt auch ein Test, in dem alle Schoko-Weihnachtsmänner kontaminiert waren. Das Öl gelange häufig schon bei der Ernte in die Kakaobohne, so ein Foodwatch-Experte. Helfen würde nur ein Gesetz. Von Anna Bordel

Vorsicht vor dem Weihnachtsmann? Offenbar schon, zumindest vor denen aus Schokolade. Laut Verbrauchermagazin "Öko-Test" findet sich bei allen getesteten Weihnachtsmännern Mineralöl in der Schokolade, darunter auch Substanzen, die krebserregend sein können. Experten sehen vor allem die Hersteller in der Pflicht, den Verarbeitungsprozess besser zu kontrollieren. Den Verbraucher wirklich schützen würden nur gesetzlich festgelegte Grenzwerte.

Manche Mineralöle können Krebs erregen

Untersucht hat "Öko-Test" 23 Schoko-Weihnachtsmänner. Mit Mineralöl verunreinigt waren laut Testergebnis alle. Sieben allerdings so leicht, dass sie trotzdem bedenkenlos gegessen werden könnten. Fünf wurden dagegen als "mangelhaft" bewertet, weil sie stark mit viel Mineralöl verunreinigt seien. In drei Weihnachtsmännern sei sogar MOAH enthalten, was auf Englisch kurz für Aromatische Mineralöl-Kohlenwasserstoffe steht. MOAH kann laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit bei Menschen Krebs auslösen und das Erbgut verändern.

In Schokolade, einem Lebensmittel mit einem höheren Fettgehalt, darf laut EU-Richtlinie nicht mehr Moah enthalten sein als ein Milligramm pro Kilo. Den Ergebnissen von "Öko-Test" zufolge hatte keiner der geprüften Weihnachstmänner diesen Wert erreicht. Dennoch findet Matthias Wolfschmidt von Foodwatch nicht, dass Lebensmittel, in denen "Aromate" nachgewiesen wurden, überhaupt auf dem Markt sein sollten, sagt er: "Es gibt keine Rechtfertigung so ein Gesundheitsrisiko zu tolerieren."

Mineralöl gelangt häufig direkt in die Rohstoffe

Schoko-Weihnachtsmänner enthalten Kakao, Kokos- oder Palmfett. Häufig würde Mineralöl schon beim Ernteprozess in die Rohstoffe gelangen, so Wolfschmidt. "Palmkerne werden beispielsweise auf der Straße aufgeschlagen und über den Asphalt kann Mineralöl in das Fett gelangen. Kakaobohnen werden bei der Ernte in Jutesäcke gesteckt, die mit Mineralölen weich gemacht wurden. Kokosnüsse werden in manchen Regionen hauptsächlich über dem Feuer getrocknet, das nicht selten Autoreifen verbrennt", nennt Wolfschmidt zahlreiche Beispiele.

Das sei schon seit langem bekannt, sagt er. Entscheidend sei, wie verantwortungsvoll Hersteller mit den Risiken umgehen und ob sie versuchen, sie zu minimieren. Bei der Verarbeitung der Kakaobohnen könnten die genutzten Maschinen zum Beispiel mit mineralölhaltigen Schmierfetten oder eben mit pflanzlichen Fetten gepflegt werden.

Auch Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin sieht die Gründe für Mineralöl in der Schokolade vor allem im Umgang mit Kakaobohnen bei der Ernte. "Sie werden in Jutebeuteln aufbewahrt, die mit mineralölhaltiger Farbe bedruckt sind", so Schautz. Ihr zufolge könnte man nicht ausschließen, dass nicht nur in den getesteten Schoko-Weihnachtsmännern, sondern in allen Schokoladenprodukten Mineralöl enthalten ist. Eine gruselige Vorstellung zu Beginn einer Zeit im Jahr, in der vermutlich die meisten Menschen viel mehr Schokolade essen als sonst. Sollten sie also lieber darauf verzichten?

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Verbraucher haben tatsächlich im Laden keine Möglichkeit, sicher zu sein, wieviel Mineralöl in der Schokolade ist, so Wolfschmidt von Foodwatch. Ob die Weihnachtsmänner ein Bio-Siegel tragen oder besonders teuer sind, sagt den Testergebnissen zufolge wenig darüber aus, ob Mineralöl enthalten ist oder nicht. Das bestätigt auch Wolfschmidts Erfahrung. "Vielleicht in diesem Jahr einfach nicht so viel davon essen", rät er. Oder sich eben an den Ergebnissen von "Öko-Test" orientieren, ergänzt Schautz von der Verbraucherzentrale.

Beide sind sich einig darin, dass Verbraucher:innen nur ein gesetzlich festgesetzter Höchstwert schützt. "Derzeit haben wir nur einen Richtwert", so Schautz, "was wir brauchen ist ein Grenzwert, damit Hersteller gezwungen sind, die Produkte vom Markt zu nehmen, wenn sie den überschreiten".

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.11.2022, 16:30 Uhr

Beitrag von Anna Bordel

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