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Audio: rbb24 Inforadio | 04.02.2023 | Quelle: dpa/Uwe Anspach

Interview | Gerd Nettekoven, Vorsitzender der Deutschen Krebshilfe

"Wir können heute die Hälfte aller Krebserkrankungen in unserem Land heilen"

Mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Krebs. Wie man dem vorbeugen kann, und welche Krebsarten inzwischen als sehr gut heilbar gelten, erklärt Gerd Nettekoven von der Deutschen Krebshilfe im Interview zum Weltkrebstag.

rbb: Herr Nettekoven, wie verbreitet ist Krebs in Deutschland?

Gerd Nettekoven: Wir sind in Deutschland jährlich mit 510.000 Krebs-Neuerkrankungen konfrontiert. Das ist eine sehr hohe Zahl. Aber vor zwei Jahrzehnten war die Situation noch viel schlechter. Wir können heute die Hälfte aller Krebserkrankungen in unserem Land heilen. Wir haben gute Versorgungsstrukturen und eine gute Krebsmedizin. Natürlich gibt es Verbesserungsbedarf, aber wir sind insgesamt ganz gut aufgestellt.

Was sind die gefährlichsten Krebsarten?

Besonders gefährlich sind nach wie vor der Bauchspeicheldrüsenkrebs aber auch die Gehirntumore. Bei den Tumoren stehen wir medizinisch leider immer noch mit dem Rücken an der Wand. Hier ist wichtig, dass wir weiter in Forschung investieren.

Aber es gibt auch andere Beispiele: Brust-, Darm-, Prostata- und Hautkrebs sind heute therapeutisch sehr gut heilbar, wenn sie früh erkannt werden.

Gerd Nettekoven, Vorsitzender der Deutschen Krebshilfe | Quelle: imago images/Reiner Zensen

Ist Früherkennung immer noch die wichtigste Methode, um Krebs zu behandeln?

Leider wird medizinische Krebsfrüherkennung in Deutschland nicht viel genutzt. Aber es geht nicht nur darum: Schon mit gesundheitsbewusstem Verhalten kann jeder einzelne präventiv viel tun. Wenn bei diesen beiden Komplexen alle mitmachen würden, könnten wir die Krebssterblichkeit um 75 Prozent zu reduzieren. Das ist ein beachtliches Potenzial, das nicht genutzt wird.

Wie verhält man sich gesundheitsbewusst und krebsvorbeugend?

Bekannte Risikofaktoren sind etwa Rauchen. Außerdem wird wissenschaftlich immer deutlicher, dass auch Alkohol eine große Rolle spielt bei vielen Krebserkrankungen. Viele Menschen bewegen sich zu wenig und sind übergewichtig. Der UV-Schutz gegen Hautkrebs wird immer noch vernachlässigt. Diese Dinge kann jeder einzelne beeinflussen. Mit Prävention könnte man 40 Prozent aller Krebserkrankungen vermeiden.

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Leberkrebs gilt als besonders aggressiv. In Cottbus wollen Wissenschaftler nun mithilfe von Algen neue Medikamente dagegen entwickeln. Zunächst müssen sie aber herausfinden, welcher der wirksame Inhaltsstoff ist und wie er genau wirkt.

Wie umfangreich wird die Früherkennung genutzt?

Leider nutzen die Menschen das nicht in vollem Umfang. Dabei bieten die gesetzlichen Krankenkassen das an. Wir appellieren da immer wieder an die Bevölkerung, denn so kann man noch nicht diagnostizierte Tumore sehr früh entdecken. Die sind in den meisten Fällen einer Therapie sehr gut zugänglich. Außerdem kann die Therapie dann auch weniger invasiv erfolgen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Guido Ringel für rbb24 Inforadio. Der Text ist eine redigierte Version des Interviews.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.02.2023, 10 Uhr

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