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Quelle: IMAGO/HalfPoint Images

Projekt in Falkensee neu gestartet

Oma und Opa im Ehrenamt

Das Falkenseer Projekt "Wunschgroßeltern" bringt ältere Menschen und Familien mit Kindern zusammen. Die Kindern sollen eine gute Zeit mit der älteren Generation haben. Oft entsteht eine enge Verbindung. Von Philipp Rother

Montags wird getanzt, am Mittwoch ist Schwimmunterricht und am Donnerstag Handballtraining - der Terminkalender der Kleinsten ist oft schon gut gefüllt. Viele Eltern müssen daher den Alltag clever jonglieren, um alle Termine (auch die eigenen) unter einen Hut zu bekommen.

Wer die Großeltern in der Nähe hat, kann gegebenenfalls einige Aufgaben abgeben. Doch viele Familien sind längst aus der Heimat weggezogen. Das muss aber nicht automatisch ein Verzicht auf Oma und Opa bedeuten, denn vielerorts werden sogenannte Wunschgroßeltern vermittelt.

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Warteliste füllt sich

In Falkensee (Havelland) war ein solches Projekt des Arbeiter-Samariter-Bundes Deutschland (ASB) im Jahr 2019 ausgelaufen, im Januar ist es nun erneu gestartet. Das Projekt "Wunschgroßeltern" versucht ältere Menschen, die sich wünschen, Omas und Opas zu sein, mit Familien zusammenzubringen, bei denen die Großeltern aus verschiedenen Gründen nicht da sind.

Drei ehrenamtliche Wunschgroßeltern seien in den vier Wochen seit dem Jahreswechsel schon mit Familien zusammengebracht worden, berichtet Helga Jäger, Koordinatorin des Projekts im Gespräch mit dem rbb. Acht weitere Anfragen gäbe es schon: "Wir suchen dringend Omas und Opas, die Warteliste füllt sich mehr und mehr." Die Anfragen kämen aus Falkensee, Nauen und auch Brieselang berichtet die Koordinatorin.

Wunschgroßeltern sind keine Babysitter

"Ich liebe Kinder - und ich habe gemerkt, dass mir irgendwas fehlt, also dieses Fröhliche, dieses Lebendige", sagt Jäger weiter. Deshalb ist sie seit drei Jahren selbst ehrenamtliche Wunschoma: "Einmal in der Woche hole ich die Kleine von der Kita ab und dann fahren wir zu mir - und spielen, backen, kochen, malen und basteln - alles das, wofür die Mutter sonst nicht so intensiv Zeit hat", so Jäger. Das sei sehr schön für beide Seiten.

Wunschgroßeltern übernehmen keine klassische Kinderbetreuung, sie sind keine Babysitter. Ziel ist, den Kindern eine gute Zeit mit der älteren Generation zu ermöglichen. Es gibt dabei in Falkensee keine Altersbeschränkung - weder bei den Wunschgroßeltern, noch bei den Kindern der Familien.

Eine Vermittlungsgebühr gibt es nicht, und auch der Job der Wunschgroßeltern ist rein ehrenamtlich. Meist entsteht eine enge Beziehung: "Ich werde zu Geburtstagen eingeladen, wir haben uns an Weihnachten gesehen", so Jäger.

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Das Miteinander zwischen den jungen Familien und Senioren ist auch für die seelische Gesundheit wichtig. "Es hilft gegen Einsamkeit und Depressionen, unter denen viele Senioren heute leiden", sagt Eva-Lotta Brakemeier vom Lehrstuhl Psychologie und Psychotherapie an der Uni Greifswald dem ZDF zu dem Thema.

Die Eltern werden bei der Bewältigung von Beruf und Familie entlastet - ein Faktor, der vor allem den Kindern zugutekommt, erklärt die Psychologin: "Die Kinder gewinnen, im besten Fall, weitere liebevolle und zugewandte Menschen, die sich um sie kümmern."

Frauenbund vermittelt Eltern in Berlin

Auch in Berlin werden Omas und Opas vermittelt - der Frauenbund betreibt in der Hauptstadt seit 35 Jahren den "Großelterndienst". "Wir vermitteln wohnortnah im gesamten Berliner Stadtgebiet", heißt es auf der Webseite des Dienstes. Es gebe 300 aktive Wunschgroßeltern, teilte eine Verantwortliche dem rbb auf Nachfrage mit: "Die Wunschenkel sind teils schon erwachsen geworden, es gibt auch schon Wunschurenkel."

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.02.2024, 14 Uhr

Mit Material von Mario Köhne/Antenne Brandenburg

Beitrag von Philipp Rother

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