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Quelle: rbb|24/Mitya

Der Absacker

Bei grün darfst du gehen, bei gelb ...

Lange konnte man fast vergessen, dass Berlin mit der Corona-Ampel seine ganz eigene Regelung hat. Doch jetzt, wo der Sommer zu Ende geht, wird das Ganze auf einmal aktuell. Haluka Maier-Borst fragt sich: Was kann man jetzt tun?

Wir haben den Sommer hier schon ein paar Mal abgesungen, aber der Blick aus meinem Homeoffice-Fenster belehrt mich eines Besseren. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern. Eigentlich ein Grund frohgemut in die Woche zu starten. Doch da ist ein Aber.

1. Was vom Tag bleibt

Die Fallzahlen sind in Berlin schon im Verlauf der vergangenen Woche gestiegen. Doch anstatt wie sonst am Wochenende deutlich zurückzugehen, nahmen die Zahlen diesmal nur wenig ab. Hatte man Samstag vor einer Woche nicht mal 40 Neuinfektionen in Berlin, waren es diesen Samstag fast 150. Erstmals sind nun auch zwei der drei Ampeln auf gelb gesprungen. Das heißt laut offizieller Senatsdefinition "Redebedarf". Und diskutiert wird jetzt viel, wie es weitergehen soll. Und auch, was vielleicht wieder gestoppt werden muss.

Relativ klar ist, dass laut der aktuellen Zahlen vor allem die Jungen in den hippen Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Neukölln sich anstecken. Bei "wo genau" fängt es jedoch an schwierig zu werden. Denn neben privaten Feiern und illegalen Raves seien es auch die Außenbereiche der Clubs, erklärte der Gesundheitsstadtrat Knut Mildner-Spindler (Linke) schon am Freitag. Das ist nicht undenkbar, wäre aber insofern ungewöhnlich, da schon per se draußen die Ansteckungsgefahr geringer ist. Außerdem versuchen die meisten Clubs mit Hygienekonzepten ihr Offenhalten energisch zu ermöglichen.

Sollte sich rausstellen, dass es tatsächlich einige schwarze Schafe in der Eventbranche gäbe, wäre das Eindämmen des neuerlichen Anstiegs noch eher einfach. Mehr Kontrollen, mehr Konsequenzen bei Clubs und Bars, die sich nicht an die Regeln halten. Sollte sich aber herausstellen, dass es insbsondere Feiern im Privaten sind, dann wird es schwieriger das Ganze einzudämmen – zumindest ohne viele Vernünftige in Mitleidenschaft zu ziehen.

2. Abschalten.

Früher war nicht alles besser. Aber zumindest kann man sich auf Briefmarken eine etwas tolerantere Welt zusammenfantasieren. Der Instagram-Account "AncientMemez", der sonst auch viel Internetgold zu Tage fördert, hat sich nämlich eine Foto-Lovestory ausgedacht – mit Briefmarken aus kommunistischen Brüderstaaten.

In dieser sozialistischen Romanze gibt es irgendwo da draußen ein gut aussehendes schwules, chinesisch-russisches Pärchen mit zwei Kindern, das viel Freude an Metall- und Feldarbeit hat [instagram.com]. Und allein der ebenso absurde wie irgendwie auch nette Gedanke hat mich heute ein wenig grinsen lassen.

Wer ich bin

Großstadtchaos statt Alpenpanorama, Brandenburger Seen statt britisches Meer. Haluka Maier-Borst war schon an ein paar Orten und hat immer die falsch-richtige Wahl getroffen. Für Berlin. Jetzt sitzt er im Wedding und gönnt sich hin und wieder einen Absacker mit seinen Kolleginnen und Kollegen – und damit eine kleine Pause von der Nachrichtenlage. Vorerst allerdings nur digital aus dem Homeoffice.

3. Und, wie geht's?

Kennen Sie das, dass manchmal jemand zwar unhöflich aber auch so entwaffnend ehrlich ist, dass man das irgendwie bewundernswert findet? In der langen Reihe an WG-Bewerbungen, die ich gelesen habe, kann ich mich immer noch an eine Fall erinnern. Einmal schrieb eine Person uns nur zwei Sätze: "Ich bin interessiert. Sagt Bescheid." Und das hatte schon so viel Chuzpe, dass wir ihn fast einladen wollten.

Ähnlich ergeht es mir zurzeit mit unserem User "Berlin", der wahlweise unter Artikeln "Diese Überschrift ist ja mal wieder genial!!!!" schreibt. Oder auch "Interessiert keinen Menschen!! Absacker gähn!!" schreibt. In diesem Sinne, Herr oder Frau Berlin. Schreiben Sie uns doch gerne mal, was Sie mit weniger Sarkasmus oder Müdigkeit erfüllt an absacker@rbb-online.de.

Und für alle anderen: Schreiben Sie uns gerne einfach, was Sie gerade denken bei den steigenden Fallzahlen. Sei es weil Sie auch in Berlin wohnen oder das aus (noch) sicherer Ferne in Brandenburg beobachten.

4. Ein weites Feld ...

Mit einer Freundin habe ich mich heute auf einen Kaffee am nächsten Wochenende verabredet. Und da durchfuhr mich ein kurzes Zucken. Nein, nicht, weil ich schon so spießig bin, dass ich Anfang der Woche schon Pläne fürs Wochenende habe. Damit finde ich mich gerade langsam ab. Aber es war ein Satz von ihr: "Eigentlich wäre da in der Ecke mein Lieblingscafé, aber das hat Corona nicht überlebt."

Weil uns vieles erspart blieb und wieder viel Normalität möglich ist, vergisst man allzu schnell, dass trotzdem die Pandemie voll ins Leben reingegrätscht ist. Entsprechend hoffe ich, dass bei allem Wunsch nach mehr Normalität, sich wieder mehr Leute an Abstandsregeln und Maskenpflicht halten.

Mit freundlichem Ellebogengruß

Haluka Maier-Borst

Beitrag von Haluka Maier-Borst

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