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Quelle: dpa/Andreas Gora

Der Absacker

Ist das schon leer und ruhig genug?

Man bleibt zu Hause und hilft so allen. Erste zaghafte Zeichen deuten daraufhin, dass immer mehr diese Formel verstehen und diese nicht immer mit der Kraft des Gesetzes durchgesetzt werden muss. Besser wäre das in jedem Fall, sagt Haluka Maier-Borst

Nur noch zehn Personen sind erlaubt bei Veranstaltungen und in Restaurants darf man nicht mehr sitzen. Der Berliner Senat hat heute wieder die Regeln verschärft. Die ganz große Keule der Ausgangssperre hat er aber nicht genutzt. Noch nicht. Ähnlich sieht es auch in Brandenburg auf kleinerer Ebene aus: Die Stadt Potsdam schränkt weiter das öffentliche Leben ein und lässt nun auch und Friseure und Weinläden schließen. Aber auch hier gilt keine komplette Ausgangssperre.

Die Frage bleibt, ob die Regierenden nur noch auf einen gemeinsamen Beschluss am Sonntag auf Bundesebene warten. Oder ob es am Ende doch noch Grund gibt, von vernünftigem Verhalten der Allgemeinheit auszugehen.

1. Was vom Tag bleibt

Ein bisschen Hoffnung bleibt da nämlich. Die Berliner Polizei hat in der vergangenen Nacht deutlich weniger Verstöße gegen die bereits bestehenden Regeln registriert. Man sei optimistisch, dass "die Einsicht und das Verständnis bei den Bürgerinnen und Bürgern in dieser Stadt langsam wächst", sagte Polizeisprecherin Heidi Vogt. 

Passend dazu lese ich mich darin ein, was Quarantänen und Ausgangssperren bringen. Noch bin ich nicht mit dem Lesen aller Studien und dem Aufschreiben der Quintessenz durch. Aber eines schon vorab [liebertpub.com]: Als man in Toronto wegen des SARS-Virus gewisse Teile der Stadt unter Quarantäne stellen musste, waren zwei Dinge wichtig.

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Zum einen, dass den Menschen der Zweck der Maßnahme klar war. Und zum anderen, dass die Betroffenen das Gefühl hatten, dass man sie mit dem Wichtigsten versorgt. Vor diesem Hintergrund geht es wohl in die richtige Richtung, dass Zwangsräumungen für Mieter vorerst nicht stattfinden und auch dass der Senat dafür sorgt, dass die Notfallbetreuung von Kindern ausgeweitet wird.

2. Abschalten.

Gestern habe ich lange mit meinen früheren WG-Freunden geskypet. Wir gehen alle erstaunlich gelassen mit dem Social Distancing um. Ja, wenn man nicht mit jemandem zusammen wohnt, fehlt einem gerade so einiges an Kontakt. Aber solange man sich nach wie vor dumme Witze erzählen kann, geht es irgendwie.

Einen kleinen Tipp habe ich außerdem gestern bekommen. Pflanz doch mal was. Das ist natürlich eine Herausforderung. Zum einen, weil es gerade nicht so einfach ist, etwas zum Pflanzen zu besorgen. Zum anderen habe ich bisher als Kakteen-Beauftragter der WG versagt und selbige eingehen lassen. Ja, Sie lesen schon richtig, eine Wüstenpflanze ist in meiner Obhut verdörrt.

Aber ich bin reifer und verantwortungsbewusster. Und Küchenabfälle sind ja ein Startpunkt, da kann man ja nicht viel kaputt machen. Insofern versuche ich es bald mit Porree, Kartoffeln oder Knoblauch gemäß dieser Anleitung vom Magazin GEO. Oder halt mit Ingwer. Den kann man dann auch entweder als Tee oder mit den nächsten Skype-Drinks konsumieren:

3. Und, wie geht’s?

Heute sind Sie ja als Leser dran uns zu sagen, wie es Ihnen geht. Und entsprechend gebe ich Frau Skibba aus Spandau das Wort:

"Wir sind eine kleine Physiotherapie, wir kämpfen, wer weiß, wie lange noch.
Aber wir sind da für unsere Patienten. (...) Denn wenn wir nicht da sind, wo würden die Menschen hingehen mit Beschwerden, die schlimmer werden?  Natürlich in die Notaufnahme oder zum Arzt. Aber diese Stellen müssen wir freihalten für die wirklich wichtigen Fälle."

Und weiter schreibt sie: 

"Meine Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken, wäre ihr Ruin. Das haben wir besprochen. Also machen wir so weiter. Versuchen, uns über die Zeit zu retten."

Wenn Sie uns auch schreiben wollen, womit Sie gerade kämpfen, wie es Ihnen geht, mit was Sie hadern oder was zu kurz kommt, schreiben Sie mir/uns bitte an: haluka.maier-borst@rbb-online.de.

Wer bin ich

    Großstadtchaos statt Alpenpanorama, Brandenburger Seen statt britisches Meer. Haluka Maier-Borst war schon an ein paar Orten und hat immer die falsch-richtige Wahl getroffen. Für Berlin. Jetzt sitzt er im Wedding - und fest. Denn nach einer Reise in die Schweiz ist er in Heimquarantäne. Jeden Tag gegen acht genehmigt er sich einen Absacker und eine kleine Pause von der Nachrichtenlage.  

4. Ein weites Feld

Noch eins. Ich persönlich und wir als Redaktion kriegen mit, wie Berliner Mediziner gerade zwei Realitäten erleben. Dass auf der einen Seite sich viele massiv rüsten für das, was da schon ist und noch kommt in Sachen Corona. Und dann auf der anderen Seite, dass nach wie vor Behandlungen von Patienten oder Chefs eingefordert werden, die eigentlich warten könnten. Wie zum Beispiel von dieser Zahnärztin, die uns geschrieben hat und anonym bleiben möchte:

Ich bin Ärztin. Zahnärztin um genau zu sein und tingle täglich weiter in die Praxis, um Patienten zu behandeln.

Denn nicht nur die Feiernden und Flanierenden bleiben nicht drinnen, sondern auch die Patienten gehen, zum Teil unbekümmert und ihre unfreiwillige Freizeit nutzend, weiterhin wegen Banalitäten zum Zahnarzt.

Ich habe entschieden, mich an die Empfehlung der KZV zu halten und keine größeren Zahnersatzarbeiten mehr anzufangen, um meine Patienten und meine Kolleginnen zu schützen. 

Dass nicht alles warten kann, ist klar. Aber vielleicht muss die Zahnreinigung nicht gerade jetzt sein. Tun sie mit ein bisschen unschöneren Zähnen gewissen Menschen einen Gefallen. So viele kriegen die ja gerade eh nicht zu sehen.

Bis morgen, bleiben Sie drinnen und Prost, sagt

Haluka Maier-Borst

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