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Quelle: imago images/Michael Eichhammer

Der Absacker

Die Polizei hat gut zu tun

Nachdem es bislang verhältnismäßig ruhig zuging, spitzt sich für die Polizei an einigen Punkten die Lage zu. Denn die Krise geht an die Substanz aller Bürgerinnnen und Bürger. Nur bei manchen äußert sich das extrem. Von Haluka Maier-Borst

Man kann dem Ganzen nicht entgehen. Selbst wenn man nicht gerade an Infektionsketten und Corona-Tests denkt, bestimmt das Virus überall unser Handeln. Sei es beim Abstand halten im Supermarkt. Beim Planen des nächsten Urlaubs, oder was davon übrig bleiben wird. Oder eben wenn es um das Wochenendprogramm geht: außer Parks und Streams bleibt nicht viel. Wir spüren alle, wie die Krise an die Substanz geht. Und wenn es in extremen Maße sich äußert, dann spürt das auch die Polizei.

1. Was vom Tag bleibt

Die Berliner Polizei registriert deutlich mehr Notrufe wegen häuslicher Gewalt. Allerdings stieg im Verhältnis dazu die Zahl der Anzeigen nur moderat. Es ist nicht ganz klar, wie sich diese Gesamtlage erklären lässen. Sind Nachbarn aufmerksamer und ist so mancher Notruf aus besonderer Vorsicht gemacht worden? Oder trauen sich weniger Kinder und Frauen Gewalttätigkeiten zu Hause anzuzeigen?

Jedenfalls bleibt die Lage schwierig für die Beamten, die derzeit sich ja auch jedes Wochenende um die Proteste vor der Volksbühne und anderen Orten kümmern müssen. Einsätze, die in dieser Form womöglich auch die Gesundheit der Beamten gefährden.

2. Abschalten

Vor ein paar Tagen rannte mir ein bisschen Vor-Corona-Normalität auf vier Beinen entgegen. Unser Ex-WG-Hund Arya hatte mich gerochen, als ich gerade in der Nähe von ihr und ihrem Frauchen beim Joggen traf. Mir ging das Herz auf, als sie herangesprintet kam und tatsächlich noch auf mein Kommando Sitz gemacht hat.

Inzwischen merke ich, dass ich wohl doch verkappter Fan von Hunde-Content im Internet bin. Sei es, weil der Hund einer früheren Kollegin ein bisschen mein inneres Seelenleben während der vorsorglichen Quarantäne widerspiegelt [twitter.com]

Oder weil ein Volleyball spielender Hunde etwas sehr meditatives haben kann.

Oder aber weil mancher Hund zwar saublöd, aber doch irgendwie auch sehr erheiternd ist [twitter.com].

Wer ich bin

Großstadtchaos statt Alpenpanorama, Brandenburger Seen statt britisches Meer. Haluka Maier-Borst war schon an ein paar Orten und hat immer die falsch-richtige Wahl getroffen. Für Berlin. Jetzt sitzt er im Wedding - und mehr oder weniger fest. Denn nach einer Reise in die Schweiz war er zunächst für zwei Wochen in Heimquarantäne. Und jetzt hält er sich natürlich auch an das Kontaktverbot. Jeden Tag gegen acht genehmigt er sich einen Absacker und eine kleine Pause von der Nachrichtenlage.

3. Und, wie geht's?

Die Maskenpflicht war und bleibt ein Thema. Heute schildert mal unsere Leserin Luisa, welches Problem sie damit hat. 

Nicht jeder kann eine Maske tragen. Mein jugendlicher Sohn jedenfalls kann es nicht. Er bekommt nach etwa einer Minute mit Stoff vor Mund und Nase das überwältigende Gefühl zu ersticken und muss das Ding abnehmen, egal wie dünn es ist.

Ich habe zwei mir persönlich bekannte Ärzte dazu befragt und es dürfte ein Phänomen sein, das in Zusammenhang mit seinem Autismus steht. Er kann beispielsweise auch keine engen Pullover tragen, ohne das Gefühl zu bekommen, erwürgt zu werden. Irgendwie nimmt er dieses unangenehme Gefühl, unter der Maske, verbrauchte stickige Luft atmen zu müssen, weit intensiver als andere wahr - so intensiv, dass es nicht möglich ist, es zu ertragen und sich zusammenzureißen. 

Zwar gibt es die Möglichkeiten zu Ausnahmeregelungen. Trotzdem macht Luisa sich Sorgen, wie er vor allem schulisch gesehen mit der Situation umgehen soll.

Wie er zu seiner anstehenden Aufnahmeprüfung kommen soll, ohne eine Maske tragen zu können, steht auch in den Sternen, denn wir haben kein Auto und können auch nicht Autofahren aus gesundheitlichen Gründen (Epilepsie). Auf öffentliche Verkehrsmittel sind wir leider angewiesen. Die Großmutter als Mitglied einer Risikogruppe fahren zu lassen, ist auch keine Option. Es ist eine lange Zufahrt zur Aufnahmeprüfung, so dass Fahrrad leider keine Alternative ist. 

Welche Probleme haben Sie durch die neuen Regelungen? Wo ist es für Sie schwer, die neuen Regeln einzuhalten, so richtig Sie auch sind? Schreiben Sie uns bitte an: haluka.maier-borst@rbb-online.de

4. Ein weites Feld...

Ich hatte es ja schon angekündigt, aber wir werden diese Kolumne, dieses Briefing am Ende des Tages ab nächster Woche umstellen. Ich darf verkünden, künftig werden auch andere Kolleginnen und Kollegen im Wechsel den Tag mit dem Absacker Revue passieren lassen. Ich freue mich drauf.

Klar, aus eigennützigen Gründen, weil ich derzeit hier jeden Abend sitze und schreiben muss. Aber vor allem, weil ich nur meinen Blick auf die Dinge habe und ich dran glaube, dass es aber ganz unterschiedliche Stimmen braucht, um das alles hier zu beschreiben. Was denkt sich ein sportaffinerer Mensch dieser Tage? Was denkt eine Kollegin, die schon so manche brenzlige Nachrichtenlage bisher erlebt hat, über den andauernden Ausnahmezustand? Wie geht sie damit um?

Nicht umsonst fragen wir ja auch jetzt schon Sie, was Sie gerade beschäftigt. Ich hoffe, Sie freuen sich auch darauf, dass sie bald hier mehr Perspektiven nachlesen können.

Bis morgen, bleiben Sie drinnen und Prost, sagt

Haluka Maier-Borst

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