rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Audio: Antenne Brandenburg | 07.06.2021 | Holger Rostek | Quelle: dpa/C. Soeder

Ärzte fürchten Ansturm auf Praxen

Impfreihenfolge aufgehoben - Geduld ist gefragt

Seit diesem Montag ist deutschlandweit die Priorisierung bei Corona-Impfungen aufgehoben. Auch in Berlin und Brandenburg kann sich jetzt theoretisch jeder impfen lassen. In der Praxis ist weiter viel Geduld gefragt, während in Brandenburger Impfzentren noch Termine frei sind.

Die Priorisierung bei Corona-Impfungen ist seit Montag bundesweit aufgehoben. Nun können sich grundsätzlich alle hierzulande lebenden Menschen ab zwölf Jahren impfen lassen. Auch in Berlin und Brandenburg kann sich jetzt jeder um einen Impftermin bei einem Arzt oder in einem Impfzentrum bemühen, unabhängig von Alter und potentiellen Vorerkrankungen.

Mehr zum Thema

Fragen und Antworten

Was Sie über die Corona-Impfung wissen sollten

Mit inzwischen vier verschiedenen Stoffen wird in Berlin und Brandenburg geimpft. Aber wie gut schützen die Impfungen? Wer wird wann geimpft? Und wie kommen Sie an einen Termin? Wir geben Antworten auf die häufigsten Fragen.

Freie Termine in Brandenburger Impfzentren

Die Kassenärztliche Vereinigung in Brandenburg (KVBB) riet vorab dazu, Termine bei Impfzentren im Land wahrzunehmen. In den Arztpraxen herrsche große Nachfrage. Schneller an einen Termin könne man derzeit in Impfzentren kommen, dort gebe es noch einige Kapazitäten, sagte KVBB-Vizechef Holger Rostek am Montag dem rbb.

Die dort verfügbaren Termine erklärt er sich nach eigener Aussage mit dem Sommerwetter, mit der sinkenden Inzidenz und mit dem Wegfall der Testpflicht für die Außengastronomie: "Von daher sagen jetzt vielleicht viele, dann lass ich mich eben später impfen, oder ich frage lieber bei meinem Hausarzt nach, bevor ich weit ins nächste Imfzentrum fahren muss", so Rostek.

Kalayci bittet Berliner um Geduld

Der Zeitpunkt der Priorisierungsaufhebung sei richtig, sagte die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) im Vorfeld. "Besser wäre natürlich, wenn es mit mehr Impfstoff einherginge. So eröffnen sich nur begrenzte Spielräume für Impfangebote in den Impfzentren." Hier könnten rund 130.000 zusätzliche Erstimpfungstermine freigeschaltet werden.

Kalayci bat die Berlinerinnen und Berliner zudem noch um Geduld. Termine können laut Verwaltung über das Online-Portal des Landes Berlin oder die Impfhotline gebucht werden.

Betriebsärzte beginnen zu impfen

Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung bittet wegen des begrenzten Impfstoffs um Geduld. Es sei nach wie vor nicht genügend Impfstoff geliefert worden, um alle impfen zu können. Er rechne mit einem "Ansturm auf die Praxen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). "Alle werden geimpft werden - und das so schnell wie möglich. Aber nicht alle auf einmal", so Gassen. Obwohl die Mengen an verfügbarem Impfstoff kontinuierlich zunähmen, seien die Vakzine immer noch zu knapp. Zudem hätten die Zweitimpfungen weiter Vorrang.

Am Montag stiegen auch die Betriebsärzte voll in die Corona-Impfkampagne ein. Der Präsident des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte, Wolfgang Panter, dämpfte allerdings auch die Erwartungen und verwies ebenfalls auf Impfstoffmangel.

In Berlin war Mitte Mai die Priorisierung bereits etwas aufgeweicht worden. Impfwillige können sich seitdem unabhängig von Alter oder Vorerkrankungen in Hausarztpraxen um Impftermine bemühen. Haus- und Facharztpraxen dürften aber nur von der vorgeschriebenen Reihenfolge abweichen, wenn sie ihre Impfdosen nicht für priorisierte Gruppen verbrauchen könnten, erklärte der Senat.

Mehr zum Thema

Ergebnis des Impfgipfels

Brandenburg erhält kurzfristig 29.000 Biontech-Impfstoffdosen

Brandenburg hinkt bei der Impfquote hinterher. Ein wenig Abhilfe schaffen soll nun eine zusätzliche Impfstoff-Lieferung. Bei Impfungen für Kinder tritt Ministerpräsident Woidke derweil auf die Bremse. Grundsätzlich sei noch viel Geduld gefragt, betont er im rbb.

20,7 Prozent der Deutschen vollständig geimpft

Die Bundesländer müssen sich nicht zwangsläufig an die Aufhebung halten, sie können auch abweichende Vorgaben machen. Entsprechend wollen einige Bundesländer an der Reihenfolge, zumindest in den Impfzentren, festhalten. Das gilt etwa für Hamburg, Bayern und Schleswig-Holstein. In den Arztpraxen kann sich dagegen jeder um einen Impftermin bemühen, Alter oder mögliche Vorerkrankungen spielen dann keine Rolle mehr.

Die Impfkampagne in Deutschland hatte Ende vergangenen Jahres begonnen. Zunächst waren Menschen über 80, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen und medizinisches Personal an der Reihe. Unter anderem werden auch chronisch Kranke mit erhöhtem Risiko für einen schweren und tödlichen Verlauf bevorzugt geimpft.

Inzwischen hat mehr als ein Fünftel der Menschen den vollen Impfschutz gegen das Coronavirus erhalten. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Montag sind 21,3 Prozent der Deutschen vollständig geimpft. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schrieb am Freitag auf Twitter: "Dank dieses Fortschritts können wir ab Montag die Priorisierung aufheben - auch wenn wir noch einige Wochen Geduld miteinander brauchen, bis alle, die wollen, geimpft sein werden."

Je nach Bundesland variiert laut RKI die Impfquote. In Brandenburg läuft die Impfkampagne am langsamsten. Dorthin wurden bisher aber auch die wenigsten Impfdosen geliefert. Nun wurden 29.000 zusätzliche Dosen versprochen.

Sendung: Inforadio, 05.06.2021, 10 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen