rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Ein Arzt impft einen Jungen gegen das Coronavirus (Symbolfoto) | Quelle: IMAGO / Westend61

Neue Bewertung

Stiko empfiehlt Corona-Impfung für 12- bis 17-Jährige

Die Ständige Impfkommission (Stiko) spricht sich nun doch für eine Impfung für Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren aus. Zur Begründung hieß es, wissenschaftliche Daten aus den USA seien neu bewertet worden.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Corona-Impfungen für Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren. Das teilte das unabhängige medizinische Beratergremium am Montag in Berlin mit. Es aktualisierte damit seine vorherige Empfehlung von Anfang Juni, derzufolge in Deutschland zunächst nur Jugendliche mit Vorerkrankungen gegen das Coronavirus geimpft werden sollten.

Mitglied der Stiko und Kinder- und Jugendarzt Martin Terhardt hatte im rbb vor wenigen Tagen schon angekündigt, die Stiko werde "versuchen, der Politik ein bisschen entgegenzukommen."

Interview | Immunologe Leif Erik Sander

"Man sollte auch Kindern und Jugendlichen eine Impfung anbieten"

Noch in dieser Woche will die Stiko ihre Impf-Empfehlung für Kinder ab zwölf Jahren überarbeiten. Womöglich auch deshalb, weil neue Daten aus den USA vorliegen. Diese legen eine Impfung nah, meint Charité-Experte Leif Erik Sander im rbb-Interview.  

Psychosoziale Folgeerscheinungen spielen nun eine Rolle

Mittlerweile könnten mögliche Risiken der Impfung in der Altersgruppe zuverlässiger beurteilt werden, erklärte das Gremium jetzt. Es verwies etwa auf nahezu zehn Millionen geimpfte Kinder und Jugendliche im amerikanischen Impfprogramm.

Nach sorgfältiger Bewertung neuer wissenschaftlicher Beobachtungen und Daten komme man nun zu der Einschätzung, "dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen", teilte das Gremium am Montag mit und berief sich auf einen Beschlussentwurf. Der offizielle Empfehlungstext liegt noch nicht vor, Änderungen sind in einem Abstimmungsverfahren mit Bundesländern und Fachkreisen noch möglich.

"Diese Empfehlung zielt in erster Linie auf den direkten Schutz der geimpften Kinder und Jugendlichen vor Covid-19 und den damit assoziierten psychosozialen Folgeerscheinungen ab", erklärte die Stiko.

Unverändert solle die Impfung nach ärztlicher Aufklärung zum Nutzen und Risiko durchgeführt werden. Man spreche sich "ausdrücklich dagegen aus, dass bei Kindern und Jugendlichen eine Impfung zur Voraussetzung sozialer Teilhabe gemacht wird".

Interview | Berliner Allgemeinmedizinerin

"Vorerst lasse ich meine Kinder nicht gegen Corona impfen"

Noch gibt es keine generelle Impf-Empfehlung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren. Bei ihren Kindern hält sich eine Berliner Allgemeinmedizinerin deshalb zurück. Über die Gründe und den politischen Druck auf die Stiko spricht sie im Interview.

Anfang August gab es noch zu wenige Daten

Zuletzt hatten immer mehr Politikerinnen und Politiker eine Empfehlung der Corona-Impfung für alle Kinder und Jugendlichen ab 12 Jahren von der Stiko gefordert - und nicht nur für solche mit Vorerkrankungen oder Verwandten in der Risikogruppe. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sah die Stiko in dieser Frage in einer "Außenseiterposition". Möglicherweise habe sie sich "ein bisschen zu früh festgelegt und verrannt".

Stiko-Chef Thomas Mertens sagte dem NDR jedoch noch Anfang August, es gebe noch zu wenige Daten zu möglichen gesundheitlichen Folgeschäden für 12- bis 17-Jährige. Man könne ohne "die notwendige Datensicherheit" keine generelle Empfehlung aussprechen. Allerdings riet die Stiko auch nicht direkt von Impfungen ab.

Mertens räumte ein, dass er und seine Kollegen den öffentlichen Druck spüren, möglichst schnell zu einer Entscheidung zu kommen. Dies habe aber keinen Einfluss. "Es kann durchaus sein, dass wir unsere Empfehlung ändern werden, aber sicher nicht, weil Politiker sich geäußert haben."

Zugelassen sind Moderna und Biontech

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte im Mai den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen, im August 2021 folgte auch die Freigabe für das Moderna-Vakzin.

Sendung: Abendschau, 16.08.2021, 19:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen