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Video: rbb|24 | 15.01.2021 | Stefan Oberwalleney | Quelle: rbb/Stefan Oberwalleney

2G plus in der Berliner Gastronomie

"Viele werden so ihre Jobs verlieren"

Berliner Gastronomen tun sich mit den erneuten Verschärfungen der Corona-Regeln schwer. Einige fürchten, dass sie erneute Umsatzeinbrüche nicht mehr abfedern können. Das ist Tenor einer rbb|24-Stichprobe am Samstag in Schöneberger Lokalen. Von Stefan Oberwalleney und Georg-Stefan Russew

Seit Samstag gelten die erneut verschärften Corona-Regeln in der Bundeshauptstadt. Der Berliner Senat hat die 2G-plus-Regel als neue Richtschnur flächendeckend eingeführt. Das heißt, Zutritt in die Lokale haben nur noch Geboosterte oder doppelt Geimpfte und Genesene mit negativem Testergebnis. Das gilt auch für Veranstaltungen ab zehn Teilnehmern etwa im Kultur-, Freizeit- und Sportbereich. Nicht betroffen von den Einschränkungen sind jeweils Kinder unter 14 Jahren.

Nur wenige Stunden nach Inkrafttreten dieser Regeln spüren Gastromen bereits die Auswirkungen, wie eine rbb|24-Umfrage in Schöneberger Lokalen zeigt.

Tek Chand | Quelle: rbb/Stefan Oberwalleney

Tek Chand hat Angst, dass viele Jobs verloren gehen

Tek Chand ist seit 27 Jahren im Geschäft. Er betreibt in der Akazienstraße 5 das Restaurant "Moghul". 2G plus möge für die Gesundheit vielleicht gut sein, sagt Chand, aber "für die Gastronomie ist das sehr, sehr schlecht. Wenn jemand in seiner Mittagspause zum Essen kommen will, dauert das Essen oft nur zehn Minuten. Vorher muss er ja zum Test. Wenn er wieder zurückkommt, ist seine Mittagspause aber vorbei. Wir haben 76 Prozent weniger Umsatz als normal", sagt Chand.

2G plus in der Gastronomie, FFP2-Masken

Diese neuen Corona-Regeln gelten ab Samstag in Berlin

Berlin ist aktuell besonders stark betroffen von der Omikron-Welle – Tausende Infektionen werden täglich gemeldet. Strengere Regeln sollen dabei helfen, die Zahlen wieder unter Kontrolle zu bringen. Am Samstag treten sie in Kraft.

Natürlich würden sich er und seine Mitarbeiter an die Regeln halten und den nicht unerheblichen Mehraufwand in Kauf nehmen. Viele, die jetzt kämen, verfügten nicht über aktuelle Testergebnisse. "Die abverlangten Maßnahmen sind sehr, sehr scharf. Für die Gesundheit sind sie vielleicht gut, aber für die Gastronomie nicht. Viele werden so ihre Jobs verlieren. Wir auch! Wir sitzen manchmal den ganzen Tag. In zwei, drei Stunden kommt manchmal ein Gast rein. Die Straßen in der ganzen Stadt sind leer. Das ist sehr schlecht für die Gastronomie gerade, weil die Leute keinen Bock haben, zum Test zu gehen und dann zum Essen zu kommen", klagt Chand.

Einen Plan B haben er und seine Kolleg:innen nicht. Sie müssten weitermachen. "Wir haben keine andere Wahl. Was sollen wir machen? Wir kämpfen, aber es kommen keine Gäste."

Max Brauer | Quelle: rbb/Stefan Oberwalleney

Max Brauer versteht das ständige Verändern der Regeln nicht

Für Max Brauer vom "Some One Loves You" in der Goltzstrasse 1 ist 2G plus so etwas wie ein "kleiner Lockdown". "Man hat es heute Morgen gleich gemerkt. Ich musste einen Stammkunden wegschicken, weil er nur zwei Mal geimpft war. Das ist für uns wieder wie so eine kleine Mini-Krise. Man merkt, dass es viel, viel ruhiger geworden ist. Wir merken das umsatztechnisch sehr", sagt Brauer.

Brauer kritisiert, dass ständig neue Regeln kommen würden. "Eine Woche ist es so, die andere ist es so. Es nervt einfach. Die Leute wissen auch schon gar nicht mehr, wann und wie welche Regelungen gelten. Ich finde, man sollte die Regeln konstant halten, wie beispielsweise das 2G-Modell. Man sollte der Gastronomie und anderen Bereichen einfach die Chance lassen, dass wir irgendwie unsere Umsätze machen können", betont er.

Seiner Ansicht nach ist die Gastronomie kein Inzidenztreiber. "Wir kontrollieren jeden einzelnen Kunden selbst. Unsere Stammkunden überprüfen wir, obwohl wir wissen, dass sie jeden Tag kommen und sie dreifach geimpft sind. Die Leute tragen Maske, wenn sie auf Toilette gehen und so weiter. Wir sind bestens gewappnet und besser geht es gar nicht."

Mohammed Alcibay | Quelle: rbb/Stefan Oberwalleney

Mohammed Alcibay sagt, dass ein Lockdown besser wäre als 2G plus

Für Mohammed Alcibay vom "Cafe-Bar Ksara" in der Crellestrasse 17 ist das Hin und Her mit den Regeln "komisch". "Mit der 2G-Regel kamen schon weniger Gäste. Jetzt mit 2G plus ist es viel schlimmer. Nun kommen noch weniger", sagt Alcibay.

Die jetzt abverlangten Kontrollen stellten einen erheblichen Mehraufwand dar. "Und der Laden ist aktuell leer. Es lohnt sich für uns nicht mehr. Ich bin den ganzen Tag im Laden für gar nichts. Deswegen wäre ein Lockdown besser", erklärt er.

Suly Saleh | Quelle: rbb/Stefan Oberwalleney

Sully Saleh will es schaffen

Für Sully Saleh vom "Cafe Sully" in der Leberstrasse 8 sind die neuen Regeln zwar "okay", wie er sagt. "Wir befürchten aber, dass es bei uns die nächsten Tage ruhiger wird. Aber mit der Zeit wird wieder Normalität einkehren, dass jeder zumindest dreimal geimpft ist", hofft Saleh.

Auch er klagt über einen hohen Kontrollaufwand. "Ich muss selbst extra am Eingang stehen. Normalerweise würde ich etwas anderes machen oder wäre gar nicht da. Aber es muss jemand dastehen, um den Impfstatus und den Testzettel auf die Daten zu kontrollieren, ob ein aktueller negativer Test vorliegt. Auch der Ausweis muss überprüft werden." Er komme damit aber klar. Er sei ein positiver Mensch. "Ich bin jemand, der selber alles macht. Wir werden es auch dieses Mal schaffen", sagt Saleh.

Sendung: Abendschau, 15.01.2021, 19:30 Uhr

Beitrag von Stefan Oberwalleney, Georg-Stefan Russew

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