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LKW rast in Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz | Quelle: imago/APP-Photo

Mehr Todesopfer am Breitscheidplatz verhindert?

Lkw wohl durch Bremsautomatik gestoppt

Lange hieß es, der polnische Lkw-Fahrer könne dem Attentäter vom Breitscheidplatz ins Lenkrad gegriffen und Schlimmeres verhindert haben. Doch offenbar wurde der Lkw durch eine Bremsautomatik gestoppt. Auch wurde bekannt, dass Anis Amri noch aus dem Führerhaus Nachrichten verschickt hat.

Beim Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt hat offenbar eine technische Vorrichtung viele Menschenleben gerettet. Das berichten NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung (externer Link auf tagesschau.de) und berufen sich dabei auf Ermittlungen einer Sonderkommission. Demnach war ein automatisches Bremssystem dafür verantwortlich, dass der für den Anschlag verwendete Lkw bereits nach 70 bis 80 Metern zum Stehen kam.

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Die Automatik ist so ausgelegt, dass sie nach einem Aufprall von selbst die Bremsen betätigt. Aus Regierungskreisen heißt es, die Technik habe Leben gerettet. Spekulationen, wonach der polnische Beifahrer Lukasz U. dem mutmaßlichen Attentäter Anis Amri ins Lenkrad gegriffen haben könnte, werden damit immer unwahrscheinlicher.

Selfie aus dem Führerhaus

Offenbar war der Pole schon einige Zeit vor dem Anschlag durch einen Kopfschuss verletzt worden und nicht mehr handlungsfähig. Am Freitag soll Lukasz U. in seiner Heimat beigesetzt werden.

WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung" berichten weiter, dass der mutmaßliche Attentäter Anis Amri noch aus dem Führerhaus gechattet haben soll. Demnach schrieb er nur Minuten vor der Tat an einen Glaubensbruder, bei dem es sich womöglich um den am Mittwoch in Berlin festgenommenen Tunesier handeln könnte: "Mein Bruder, alles in Ordnung, so Gott will. Ich bin jetzt im Auto, bete für mich mein Bruder, bete für mich." Dann verschickte Amri noch ein Selfie von sich im Führerhaus des Lkw.

Amri mehrmals Thema im Terrorismus-Abwehrzentrum

NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" berichteten außerdem, dass sich das Gemeinsame Terrorismus-Abwehrzentrum (GTAZ) in Berlin zwischen Februar und November dieses Jahres mindestens siebenmal mit dem mutmaßlichen Attentäter Anis Amri beschäftigt hat. Interne Behördenunterlagen, die nur fünf Tage vor dem Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt entstanden, beschreiben demnach Amris Werdegang in Deutschland.

Wie es darin heißt, hat der Tunesier im Internet Anleitungen zum Bau von Rohrbomben und zur Herstellung von Sprengstoffen wie TNT gesucht. Zudem hat er offenbar schon im Februar Kontakt zur Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" gesucht und sich als Selbstmordattentäter angeboten. Mindestens zweimal sei im GTAZ die Frage diskutiert worden, ob Amri einen konkreten Anschlag in Deutschland plane. Beide Male sei dies als unwahrscheinlich eingestuft worden.

Stichwort GTAZ

Das GTAZ ist in einem ehemaligen Kasernengelände am Berliner Treptower Park untergebracht. Es ist keine eigenständige Behörde, sondern eine Koordinierungseinrichtung: 40 Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern sind dort gebündelt, unter anderem der Verfassungsschutz, die Nachrichtendienste, Bundeskriminalamt und die Landeskriminalämter. Mehr als 200 Experten tauschen dort ständig ihre Erkenntnisse über mögliche terroristische Bedrohungslagen aus. Das GTAZ wurde 2004 gegründet.

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