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Quelle: Bildagentur-online

ZDF-Bericht zu Berliner Verfassungsschutz

V-Mann soll für Jugendlichen Reise zum IS organisiert haben

Ein V-Mann des Berliner Verfassungschutzes soll versucht haben, einen 16-Jährigen nach Syrien zu schleusen. Das berichtet das ZDF-Magazin "Frontal 21". Der Junge wollte sich demnach den Terroristen des sogenannten Islamischen Staats anschließen.

Ein V-Mann des Berliner Verfassungsschutzes hat möglicherweise für einen 16-Jährigen eine Reise zur Terrormiliz IS in Syrien organisiert. Das berichtet das ZDF-Magazin "Frontal 21" unter Berufung auf Ermittlungsakten der Berliner Staatsanwaltschaft.

Demnach werfen die Ermittler dem V-Mann mit dem Namen Emanuel P. Mithilfe "zur Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat" vor. Der V-Mann soll "im sicheren Wissen um die Absichten bei der Ausreise" gehandelt und dem Jugendlichen Geld, Flugtickets und Quartier besorgt haben. Laut "Frontal 21" habe der Verfassungsschutz auf eine entsprechende Anfrage lediglich erklärt, "operative Vorgänge" würden "grundsätzlich nicht öffentlich kommentiert".

"Er schickt Jugendliche, Kinder in den Tod"

V-Mann Emanuel P. soll nach Recherchen von "Frontal 21" von Mai 2013 bis September 2015 im Auftrag des Berliner Verfassungsschutzes in der Islamistenszene tätig gewesen sein und war im Umfeld des Attentäters Anis Amri eingesetzt. Das ZDF berichtet nun: Im Sommer 2015 organisierte der V-Mann laut Ermittlungsakten und Beteiligten für einen damals 16-Jährigen Flugtickets nach Istanbul und Geld. Dabei sei dem V-Mann klar gewesen, dass die Reise, dass die Reise zur Terrorgruppe IS nach Syrien gehen solle. Dies habe der Jugendliche während einer polizeilichen Vernehmung gesagt.

Am 17. August 2015 habe der V-Mann ihn zum Flughafen Tegel gebracht. "Ich kann so jemanden nicht verstehen", zitiert "Frontal 21" den heute 19-jährigen Mann. "Er schickt Jugendliche, Kinder in den Tod. Ich weiß nicht, ob er weiß, was es heißt, wenn eine Mutter oder ein Vater ein Kind verliert. Das ist unmenschlich und kriminell, was er gemacht hat." Erst an der syrischen Grenze wurde der mutmaßlich angehende Dschihadist von türkischen Behörden gestoppt und nach Berlin abgeschoben.

Der Verfassungschutz habe V-Mann Emanuel P. im September 2015 aus dem Dienst genommen. Aus den Ermittlungsakten gehe hervor, dass die Berliner Behörden ihm "mehrfach deutlich gemacht" hätten, dass dieser sich "nicht an Straftaten und auch nicht an Ausschleusungsaktionen beteiligen dürfe." Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittele nach "Frontal 21"-Informationen gegen den ehemaligen V-Mann.

Bundestagsabgeordnete haben erst jetzt Zugriff auf Akten

Der Vorgang finde sich in Akten zum "Gefahrenabwehrvorgang Lacrima" des Bundeskriminalamtes, die dem Bundestags-Untersuchungsausschuss zur Aufklärung des Terroranschlages vom Berliner Breitscheidplatz erst jetzt zugänglich gemacht worden seien.

Martina Renner, Obfrau der Linken im Untersuchungsausschuss, kritisiert das Verhalten der Sicherheitsbehörden gegenüber den Parlamentariern: "Der Komplex Lacrima gibt Aufschluss zu dem Netzwerk, in das Anis Amri eingebunden war. Diesen Komplex wollte man möglichst lange vor dem Untersuchungsausschuss geheim halten."

Das ZDF will in seiner "Frontal 21"-Sendung am 25.09.2018 um 21 Uhr ausführlich über den Fall berichten.

Sendung: Abendschau, 25.09.2018, 19.30 Uhr

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