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Audio: rbb24 inforadio | 20.06.2022 | Kirsten Buchmann | Quelle: dpa/Kay Nietfeld

Berliner Siebtklässler

Schulplatzlösung bringt neue Schwierigkeiten

Drei Bezirke mussten 170 Kinder vertrösten, weil sie ihnen noch keine Oberschulplätze anbieten konnten. Bis Mittwoch sollen die Bescheide rausgehen, wo sie hinkommen. Für Eltern und Schüler ergeben sich nun aber andere Probleme. Von Kirsten Buchmann

Vor dem SPD-Landesparteitag haben die beiden Schülervertreterinnen Avin Hummitzsch und Cheyenn Bakala am Sonntag mit Plakaten demonstriert. Jetzt stehen sie vor ihrer Schule, dem Diesterweg-Gymnasium im Bezirk Mitte, und sind weiter in Sorge. Denn zwei zusätzliche Gymnasialklassen sollen dort nach den Sommerferien unterkommen. Dabei sei es ohnehin schon eng, meint Avin: "Wir haben jetzt schon in der Mensa oder auf dem Pausenhof teilweise Konflikte, es wird rumgeschubst." Die Mensa sei der einzige Raum, wo sie in den Pausen bei starkem Regen drinnen sein könnten.

Avin fürchtet zudem, dass die Unterrichtsqualität leiden wird, wenn noch mehr Kinder dazukommen. Es seien nicht genügend Lehrer da. Zwei zusätzliche reguläre Klassen für die Siebtklässler seien jeweils etwa doppelt so groß wie die beiden Willkommensklassen mit ihren je rund 15 Schülerinnen und Schülern, die kleinere Räume genutzt hätten und weichen sollen. Cheyenn tut es leid, dass, um für die beiden zusätzlichen siebten Klassen Platz zu machen, die Willkommensklassenschülerinnen und -schüler an eine andere Schule umziehen sollen: "Das sind auch Freunde. Das sind Leute, die in manchen Stunden in unsere Klassen kommen, in den Sportunterricht zum Beispiel. Ich kann gar nicht beschreiben, was das für ein Gefühl sein muss."

"Schulen werden vollgequetscht"

Die Bezirksschulstadträtin von Mitte, Stefanie Remlinger, sagt, sie habe sich schweren Herzens für diesen Weg entschieden. In Berlin können nach rbb-Informationen inzwischen allen künftigen Siebtklässlern Schulplätze angeboten werden, auch in Pankow und Treptow-Köpenick. Berlinweit hatten laut der Bildungsverwaltung Anfang des Monats 170 Plätze gefehlt, um allen künftigen Siebtklässlern einen Schulplatz zuzuweisen.

Pankow war zuletzt auf der Suche nach zehn Schulplätzen gewesen, anfangs sogar nach 60. Bis diese Woche Mittwoch sollen aber alle ein Angebot erhalten, so Schulstadträtin Dominique Krössin. Für 20 Schülerinnen und Schüler sei das in Charlottenburg-Wilmersdorf der Fall. Zudem entstehen laut der Stadträtin Plätze für eine Klasse an einem Gymnasium ihres Bezirks, weitere erhielten Plätze an anderen Gymnasien, die sie bisher nicht benennt.

Berliner Oberschulen

Für Siebtklässler in Berlin fehlen mehr Plätze als bisher bekannt

In Treptow-Köpenick nimmt laut dem Bezirksamt die Wilhelm-Bölsche-Schule eine zusätzliche Klasse auf. Vom Anne-Frank-Gymnasium soll eine Willkommensklasse innerhalb des Bezirks an die Flatow-Oberschule umziehen, sodass an dem Gymnasium Platz für eine zusätzliche Klasse für Siebtklässler frei wird. Weitere Kinder sollen dem Bezirk zufolge in angebotenen Räumen in zwei Oberstufenzentren in Mitte und Pankow unterkommen.

Durch die Notlösungen entstünden neue Ungerechtigkeiten, betont der Landeselternausschuss. Dessen Vorsitzender Norman Heise kritisiert auch, die Schulen würden weiter vollgequetscht. Zudem müssten die Siebtklässler, die nun auf andere als an ihre Wunschschulen verteilt werden, teils weite Strecken durch die Stadt zurücklegen: "Wir sagen, wir finden 45 Minuten Fahrweg angemessen. Als Höchstgrenze sehen das Gerichte an der Stelle anders, sie nennen da bis zu anderthalb Stunden." Wenn man das auf ein Schülerleben hochrechne, so Heise, "kommen da Zeiten zusammen, das mag man niemandem erklären."

Vorschlag einer Schulplatzbörse

Eine Schulplatzbörse schlägt der Elternvertreter deshalb vor, in der Betroffene tauschen können, um Plätze zu bekommen, die näher liegen.

Cheyenn, die Schülervertreterin des Diesterweg-Gymnasiums findet jedenfalls, die für ihre Schule vorgesehenen zusätzlichen siebten Klassen sollten anderswohin gleichmäßig verteilt werden: "Eine Lösung gibt es bestimmt. Aber dafür müssten andere Schulen mehr aufnehmen und nicht immer alles auf unsere Schule gesetzt werden."

Mit einem Brief an die Landespolitik und den Bezirk Mitte wollen die Schülervertreterinnen des Diesterweg-Gymnasiums deshalb protestieren. Die Bescheide, wo die 170 künftigen Siebtklässler hinkommen, die bisher noch unversorgt waren, sollen laut den Bezirken allerdings bis Mittwoch rausgehen.

Sendung: rbb24 inforadio, 20.06.2022, 13:20 Uhr

Beitrag von Kirsten Buchmann

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