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Audio: rbb24 Inforadio | 03.04.2023 | Angela Ulrich | Quelle: IMAGO/Bernd Elmenthaler

Koalitionsvertrag vorgestellt

Berliner CDU und SPD setzen Schwerpunkte bei Mobilität, Bauen und Verwaltung

Gut drei Wochen nach dem Start ihrer Koalitionsverhandlungen haben CDU und SPD in Berlin ihr Regierungsprogramm vorgestellt. Schwerpunkte sind unter anderem der Ausbau des Nahverkehrs, bezahlbares Wohnen und eine Reform der Verwaltung.

Sieben Wochen nach der Wiederholungswahl in Berlin haben CDU und die SPD am Montag ihren Koalitionsvertrag vorgestellt. Man habe 25 Tage "fair und auf Augenhöhe" verhandelt, sagte der mögliche neue Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Der Koalitionsvertrag stehe unter dem Motto "Das Beste für Berlin" und richte sich an alle Berlinerinnen und Berliner. Der Koalitionsvertrag umfasst 24 Kapitel mit 135 Seiten.

Verwaltungsumbau künftig bei Senatskanzlei

CDU und SPD in Berlin einig über Ressortverteilung

CDU und SPD in Berlin haben sich am Sonntag auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Nach rbb-Informationen steht auch fest, welche Partei welche Ressorts erhalten soll. Namen wurden noch nicht bekannt. Konkretes soll am Montag folgen.

Wegner: Angebote statt Verbote

Wegner sagte, es gehe darum, einen Aufbruch und eine Erneuerung für die Stadt zu schaffen. Wegner nannte als Erstes die Mobilitätswende, die mit Angeboten und nicht mit Verboten gelingen solle. Konkret soll der ÖPNV ausgebaut werden, mit engeren Takten und neuen Schienenstrecken. Auch neue Radwege werde es geben. "Wir wollen aber auch dafür sorgen, dass Menschen mit dem Auto auch noch in dieser Stadt ihren Platz haben", sagte Wegner.

Um den Wohnungsbau zu beschleunigen, sollten die Genehmigungsverfahren entschlackt werden.

Überhaupt sei die Digitalisierung der Verwaltung eines der Hauptziele. Es gehe darum, die Digitalisierung voranzutreiben, auch um bei Entscheidungen schneller zu werden. Die Einrichtung eines Zebrastreifens soll also künftig nicht mehr Jahre dauern und diverse Behörden und Arbeitsgruppen in 18 Verfahrensschritten beschäftigen. Die Bürger sollen schneller Termine beim Bürgeramt bekommen. Nötig seien auch klare Zuständigkeiten zwischen Land und Bezirken. Bei der Bezahlung sei das Ziel, innerhalb von fünf Jahren Bundesniveau zu erreichen.

Kommentar | Koalitionsvertrag in Berlin

"Das Beste für Berlin" - mal wieder

CDU und SPD versprechen in ihrem Koalitionsvertrag ziemlich viel: Die Stadt soll wieder funktionieren. Eine Aufgabe, an der schon viele Landesregierungen gescheitert sind. Diesmal also soll es gelingen? Zweifel sind angebracht, kommentiert Thorsten Gabriel.

Im Bildungsbereich sollten Chancen für alle Kinder geschaffen werde, dafür sei unter anderem Sprachförderung in den Kitas nötig. Ein Paradigmenwechsel deutet sich auch beim Religionsunterricht an. Nach Jahrzehnten als freiwilliges Angebot der Religionsgemeinschaften in den Randstunden will die Koalition ein Wahlpflichtfach Weltanschauungen/Religionen als ordentliches Lehrfach einführen. Das 2006 eingeführte Fach Ethik bleibt in seiner bisherigen Form bestehen.

Polizei
und Rettungskräfte sollten mit moderner Technik ausgestattet werden. An bestimmten Orten mit überdurchschnittlich viel Kriminalität soll es "anlassbezogen" Videoüberwachung geben.

In Bezug auf die Friedrichstraße, die zum Teil für den Autoverkehr gesperrt ist, sagte Wegner im rbb24 Inforadio, dass der jetzige Zustand nicht bleiben könne. Das stehe auch im Koalitionsvertrag. Man werde zusammen mit Anrainern und den Gewerbetreibenden schauen, wie die Friedrichstraße künftig gestaltet wird.

Koalitionsverhandlungen in Berlin

SPD und CDU legen Leitlinien beim Thema Drogen fest

Eine neue Kinderklinik, schnellere Anerkennung ausländischer Pflegekräfte: CDU und SPD in Berlin haben sich in ihren Koalitionsgesprächen auf wichtige Punkte in der Gesundheitspolitik geeinigt. Auch der Drogenkonsum wurde thematisiert.

Giffey: Klimaschutz und Wohnen zentrale Zukunftsfragen

Die noch amtierende Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sagte, bei der Wiederholungswahl sei deutlich geworden, dass Veränderungen notwendig seien. Der Koalitionsvertrag führe verschiedene Gruppen der Bevölkerung zusammen.

Die großen Zukunftsfragen für Berlin seien der Klimaschutz und die des bezahlbaren Wohnens. Berlin brauche einen bezahlbaren öffentlichen Nahverkehr und beschleunigte Wohnungsbauprozesse. Das neue 29-Euro-Ticket solle unbefristet fortgesetzt werden. Für den Klimaschutz wird ein Sondervermögen von zunächst fünf Milliarden Euro aufgesetzt.

Nötig sei außerdem eine Ausbildungsoffensive und möglicherweise auch eine Ausbildungsumlage.

Für das Tempelhofer Feld sei eine "behutsame Bebauung" geplant, ergänzte der SPD-Co-Vorsitzende Raed Saleh. Nach einem Wettbewerb sollen die Berliner dazu befragt werden.

Koalitionsvertrag in Berlin

CDU und SPD befürworten Hertha-Stadion auf Olympiagelände

Hertha BSC hätte gern ein neues Stadion auf dem Berliner Olympiagelände. Die wahrscheinliche neue Koalition aus CDU und SPD sagt nun Unterstützung zu, auch was die Größe des Baus angeht. Eine andere wichtige Frage bleibt aber offen.

Innenstadt und Außenbezirke zusammenführen

Beide Parteien kündigten an, Innenstadt und Außenbezirke zusammenführen zu wollen. "Berlin wird nur dann eine attraktive und lebenswerte Metropole sein, wenn in der gesamten Stadt wohnortnahe Infrastruktur, klimagerechte Lösungen, Versorgungsangebote, und Grün- und Erholungsflächen vorhanden sind."

Das Ziel sei außerdem, im Bereich Mobilität die Interessen aller Verkehrsteilnehmer zu berücksichtigen. "Berlin wird nur dann eine sichere und hochmobile Metropole sein, wenn Interessen ausgeglichen und nicht gegeneinander ausgespielt werden."

SPD-Mitglieder müssen noch zustimmen

Ab Dienstag stimmen SPD-Mitglieder über das Dokument ab, das Ergebnis soll am 23. April feststehen. Die CDU entscheidet über das Regierungsprogramm auf einem Parteitag, der voraussichtlich am 24. April stattfinden soll. Erst danach soll bekanntgegeben werden, wer welchen Senatsposten übernimmt. Über die Aufteilung der Ressorts hatten sich beide Parteien am Sonntag geeinigt.

Stimmen beide Parteien dem Koalitionsvertrag zu, müsste in einer neuen Landesregierung Franziska Giffey (SPD) ihr Amt als Regierende Bürgermeisterin an den CDU-Spitzenkandidaten Kai Wegner abgeben. CDU und SPD sollen jeweils fünf Senatsressorts bekommen.

Wahl Wegners für 27. April geplant

Kommt von beiden Seiten Zustimmung, sei am Mittwoch, 26. April, die Unterzeichnung des Koalitionsvertrags geplant, kündigte Giffey an. Einen Tag später könnte dann Wegner vom Abgeordnetenhaus zum neuen Regierenden Bürgermeister gewählt werden. Er wäre der erste Christdemokrat in diesem Amt seit 2001.

Quelle: rbb

Sendung: rbb24 Inforadio, 03.04.2023, 6:20 Uhr

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