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Audio: rbb | 24.02.2021 | Anke Michel | Quelle: ZB

Ungenutzte Astrazeneca-Dosen

Berliner Obdachlose sollen nächste Woche Corona-Impfung erhalten

Zuletzt waren in Berlin tausende Impfstoff-Dosen von Astrazeneca übrig geblieben. Sozialsenatorin Breitenbach will den ungenutzten Impfstoff deswegen nun schneller als geplant für Obdachlose verwenden. Die Impfungen sollen bereits nächste Woche starten.

Die Berliner Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) will mit einem Teil der übrig gebliebenen Astrazeneca-Impfstoffdosen die rund 3.000 Obdachlosen in den Berliner Notunterkünften gegen das Coronavirus impfen. "Es ist in der aktuellen Situation nicht hinnehmbar, dass Impfdosen ungenutzt herumliegen", sagte Breitenbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Mittwoch.

Die Pläne seien bereits mit der Gesundheitsverwaltung abgesprochen und würden gerade abschließend organisiert, sagte ein Sprecher der Sozialverwaltung am Mittwoch dem rbb. Die Impfungen sollen demnach kommende Woche starten.

Geplant sind sogenannte "Impfinseln" in Einrichtungen der Berliner Kältehilfe, wo schon medizinisch geschultes Personal vor Ort ist. Die Menschen sollen vorab mit Flugblättern in mehreren Sprachen informiert werden und können dann entscheiden, ob sie sich impfen lassen wollen oder nicht. Als Impfstoff ist zunächst Astrazeneca vorgesehen - für Obdachlose über 65 Jahren werde man eine andere Lösung finden, hieß es.

"Nicht diejenigen vergessen, die keine Lobby haben"

Obdachlose sind als besonders vulnerable Gruppe in der Impf-Prioritätengruppe 2 recht hoch eingestuft und damit grundsätzlich jetzt dran. Doch Senatorin Breitenbach fürchtet, dass sie aus dem Blick geraten, weil seit heute Lehrkräfte und Kita-Personal bei den Impfungen vorgezogen werden können. Es sei richtig, dass über eine neue Priorisierung diskutiert wird, so Breitenbach gegenüber den Zeitungen der Funke Medien Gruppe. "Wir dürfen dabei aber nicht diejenigen vergessen, die keine laute Lobby haben."

"Im Winter kommen viele von ihnen in einer Notunterkunft unter", sagte die Senatorin. Die Gelegenheit sei daher günstig: "Wir könnten und sollten allen Obdachlosen in Notunterkünften jetzt so schnell wie möglich ein Impfangebot machen." Sie hoffe, dass andere Bundesländer dem Beispiel folgen. Geprüft wird in Berlin auch, ob Notunterkünfte trotz steigender Temperaturen länger offen gehalten werden, damit dort auch die zweite Impfung erfolgen kann.

Zuletzt hatte der Berliner Senat mitgeteilt, dass Polizeikräfte und chronisch Kranke über 65 Jahren geimpft werden können.

Hinweis: In einer früheren Version des Beitrags hieß es in der Überschrift, dass Obdachlose bei den Corona-Impfungen vorgezogen werden sollen. Das haben wir dahingehend präzisiert, dass sie nur etwas früher als geplant ihre Impfung erhalten. An ihrer Einstufung in die zweite Impf-Prioritätengruppe hat sich nichts geändert.

Sendung: Inforadio, 24.02.2021, 8 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 24.02.2021, 20:40 Uhr geschlossen

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