rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Video: rbb|24| 07.11.2021 | Material: Abendschau | Quelle: dpa/Roland Weihrauch

Kita-Pilotprojekt in Berlin

Eltern, Erzieher und Politiker fordern flächendeckende Lolli-PCR-Tests

Die Corona-Zahlen steigen. Eltern in Schulen und Kitas in Berlin diskutieren, wie sie die Jüngsten am besten schützen können. Eine Möglichkeit sind so genannte Lolli-PCR-Tests - doch die sind nicht billig. Von Kirsten Buchmann

Am Eingang der Kita "Oase"in Berlin-Mitte hängt ein Schild: "Montag und Mittwoch Lolli-Test". Der Ablauf ist eingespielt. Mütter oder Väter bringen morgens gegen 9 Uhr ihr Kind in die Kita. Jedes Kind bekommt gleich im Eingangsraum ein Wattestäbchen in die Hand, steckt es den Mund und lutscht daran. Kita-Leiterin Kathrin Hinz nimmt anschließend die Probe entgegen und steckt sie in ein Röhrchen. Gerade ist die vierjährige Suvi an der Reihe: "Sie macht das gerne", sagt ihr Vater Mario Lombardo.

Mehr Sicherheit

Den Eltern geht es darum, mit den Lolli-PCR-Tests eine mögliche Corona-Infektion eines Kindes zu erkennen, bevor es andere ansteckt. Mit dem Test kommen auch die Kleinsten zurecht. Der einjährige Theodor geht erst seit kurzem in die Kita und lutscht gerade auf dem Arm seines Vaters Markus Mohr an seinem Wattestäbchen: "Das ist jetzt für uns das vierte oder fünfte Mal, dass wir den Lolli-Test machen. Wir sind recht frisch dabei. Es klappt sehr gut."

Lutz Hildebrandt, Erzieher in der Kita "Oase", ist mit den Lolli-PCR-Tests ebenfalls zufrieden. Denn sie seien weniger fehleranfällig als die sonstigen Corona-Schnelltests. Die Schnelltests hätten mehrmals wegen falscher positiver Ergebnisse Nerven gekostet. Bei seiner Arbeit fühle sich der Erzieher durch die Lolli-PCR-Tests sicherer, die die Mütter und Väter selbst mit den Kindern durchführen: "Das geht sehr entspannt, auch dank der Mitarbeit der Eltern."

Lolli-PCR-Tests in Kitas

Lutschen, aber nur testweise

Einmal Mund auf und nuckeln: Berliner Kitas sollen die vom RKI empfohlenen Lolli-PCR-Tests erproben. Doch das Projekt läuft schleppend an. In Brandenburg gibt es dazu gar keine Pläne - eine Kita in Oberhavel nahm es selbst in die Hand. Von Kirsten Buchmann und Sabrina Wendling

Eltern zahlen momentan selbst

Die Eltern unterstützen die Tests nicht nur praktisch, indem sie den Kindern dabei helfen. Sondern sie bezahlen sie inzwischen auch, fünf Euro für die beiden Tests pro Woche, also 20 Euro im Monat pro Kind. Für Eltern beispielsweise mit mehreren Kindern, denen das zu teuer ist, gibt es in der Kita "Oase" einen Solidarfonds, um die Kosten zu tragen.

Insgesamt machen hier momentan 73 von 85 Kindern bei den Lolli-Tests mit. Die Mutter der vierjährigen Flora, Laura Jassoy, hätte die Tests allerdings gerne flächendeckend für alle: "Ich würde mir wünschen, dass es vom Senat aus organisiert und getragen wird, damit das nicht nur bei extrem motivierten und selbst organisierten Gruppen funktioniert, sondern auch für andere."

Das beste Konzept wählen

Rückenwind erhält sie von Seiten der Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus. Der FDP-Bildungsexperte Paul Fresdorf will, dass das Land die zusätzlichen Kosten für diese Tests schnell für alle Kitas finanziert: "Ich denke, dass es ein sehr wichtiger Baustein zum Offenhalten der Kitas sein kann, dass wir die Lolli-Pool-Tests regelmäßig anwenden."

Silke Gebel von den Grünen wiederum will sich nicht auf die Lolli-PCR-Tests festlegen, da es ja auch die Schnelltests gebe. Sie freue sich zwar über jede Initiative. "Aber ich glaube, dass ein Testregime vom Land organisiert werden muss. Deswegen erwarte ich auch, dass es eine zügige Evaluation der Lolli-PCR-Tests gibt, dass man den Schulen und Kitas anbietet, das beste Konzept für sich zu wählen." Bei einem stärkeren Einstieg in die PCR-Tests müssten dafür auch die Labor-Kapazitäten zur Verfügung stehen.

Pandemiebekämpfung

Elternausschuss kritisiert späte Einführung von Lolli-Tests in Berliner Kitas

Auswertung des Pilotprojekts erst Mitte November

Von Seiten des Landes hatte es zunächst ab August ein Pilotprojekt mit Lolli-PCR-Tests in 29 Kitas gegeben. Ausgewertet sein sollte es der Bildungsverwaltung zufolge ursprünglich im September, dann wurde die Pilotphase bis Mitte September verlängert. Inzwischen heißt es: Auswertung nicht vor Mitte November.

In der Kita "Oase" laufen die Tests unterdessen weiter. Am Vormittag holt das Labor bei ihr die Tests ab, erklärt die Kita-Leiterin Kathrin Hinz. Ausgewertet würden sie zunächst in Pools, das heißt gebündelt in Gruppen von bis zu 25 Kindern. Am Nachmittag erwartet Kathrin Hinz die Ergebnisse: "Sollte ein Positiv-Befund dabei sein, kriegen wir einen Anruf." Bisher sei das nicht vorgekommen.

Für einen solchen Fall ist der Ablauf allerdings klar: Bei einem positiven Pool-Ergebnis würden die betroffenen Eltern ihre Kinder zu Hause nachtesten, mit anschließender personenbezogener Laborauswertung. Die Kita "Oase" will die Lolli-PCR-Tests erst mal bis Ende Dezember fortsetzen. Die Eltern entscheiden, ob es danach weitergeht.

Sendung: Inforadio, 06.11.2021, 08:10 Uhr

Beitrag von Kirsten Buchmann

Artikel im mobilen Angebot lesen