Lolli-PCR-Tests in Kitas - Lutschen, aber nur testweise

Einmal Mund auf und nuckeln: Berliner Kitas sollen die vom RKI empfohlenen Lolli-PCR-Tests erproben. Doch das Projekt läuft schleppend an. In Brandenburg gibt es dazu gar keine Pläne - eine Kita in Oberhavel nahm es selbst in die Hand. Von Kirsten Buchmann und Sabrina Wendling
Mit Wattestäbchen in der Hand sitzen sieben Kinder in ihrem Gruppenraum im Erdgeschoss der Kita Zwergenland in Glienicke/Nordbahn (Oberhavel). Dann: Mehrmals drehen für den Lolli-Test. Der vierjährige Arthur hat da schon Routine: "Die Watte schmeckt wie Esspapier", sagt er. "Wir wollen gucken, ob wir Corona haben oder nicht."
Schon Anderthalbjährige schaffen Lolli-Test
Organisiert hat das Projekt in der Kita Zwergenland einer der Väter, Alexander Krupp. "Wir haben von Anfang Juni bis Anfang Juli zweimal pro Woche die Lolli-PCR-Tests ausprobiert", sagt er, "das war aus unserer Sicht sehr erfolgreich."
Die Lolli-Tests seien zudem unkompliziert, findet Kita-Leiterin Bettina Fabian: "Mit dem Lolli-Test kann man das schon mit den ganz Kleinen machen. Es machen auch schon die Anderthalbjährigen bei uns mit."
Landesregierung will abwarten
Bislang ist von der Brandenburger Landesregierung allerdings kein größeres Pilotprojekt mit den Lolli-PCR-Tests in Kitas geplant. Das Bildungsministerium teilte dem rbb auf Nachfrage mit, dass man bislang auf Antigen-Schnelltests gesetzt habe und gerade dabei sei, die Teststrategie für die Monate ab Oktober zu überprüfen. Für Schulen werde allerdings gerade ein Modellprojekt mit Lolli-PCR-Tests erarbeitet.
RKI empfiehlt Lolli-Tests, wenn sie rechtzeitig starten
Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt den Einsatz von PCR-Lolli-Tests ausdrücklich. Die Tests hätten eine deutlich höhere Akzeptanz bei jüngeren Kindern als das Stäbchen in der Nase, schreibt das RKI in seinem Epidemiologischen Bulletin (Nr. 26/2021). Außerdem seien die PCR-Lolli-Tests genauer als die Antigen-Schnelltests, weil sie auch schon bei einer geringen Virenlast anschlagen und man damit das Infektionsgeschehen früher eindämmen könne.
Das setzt allerdings voraus, dass man die Pool-Tests auch schon bei niedriger Inzidenz beginnt. Denn sie müssen ja – anders als die Schnelltests – in Laboren ausgewertet werden. Das ist derzeit noch kein Problem. Bei steigenden Fallzahlen kann es aber eins werden.
Scheeres: RKI behandelt Kitas und Schulen nachrangig
Ein Punkt, den die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) als problematisch empfindet. "Es gibt keine Sicherheit, dass die Labore auch bei höherer Auslastung - wenn die Fallzahlen wieder steigen - 1,1 Millionen Tests pro Woche von Berliner Kitas und Schulen schaffen würden", sagt Scheeres dem rbb. "Kitas und Schulen werden von den Laboren laut RKI-Priorisierung dann eher nachrangig behandelt."
Pilotprojekt in Berlin läuft schleppend an
Berlin hat allerdings erst vor wenigen Tagen mit seinem Pilotprojekt an Kitas begonnen. 30 Kindertagesstätten probieren den Lolli-PCR-Test aus, einige kommen jedoch gerade erst aus ihrer Sommer-Schließzeit zurück und können nur verzögert mit dem Modellprojekt starten. Die Pilotphase soll nach Angaben der Berliner Bildungsverwaltung sechs Wochen dauern und Anfang September ausgewertet werden. Der Herbst und steigende Fallzahlen könnten dann nicht mehr weit weg sein.
Anja Kettgen-Hahn vom Landeselternausschuss Kita ärgert das. Sie frage sich, warum Berlin erst jetzt, praktisch zum Ende der Sommerferien, das Pilotprojekt in den Kitas startet: "Daran ist ärgerlich, dass es zu Beginn des Kita-Jahres noch keine flächendeckende Ausrollung der PCR-Lolli-Tests geben wird. Und das ist genau der Zeitpunkt, wo Reiserückkehrer zurückkommen und ein hohes Infektionsrisiko besteht."
Zudem sei es verwunderlich, warum Berlin überhaupt ein eigenes Pilotprojekt braucht – wo es doch bereits abgeschlossene Projekte mit positiven Erfahrungen in Nordrhein-Westfalen gebe. Sie fürchte, dass im Herbst dann wieder einige Kitas schließen müssen, weil die Fallzahlen bis dahin längst gestiegen sein könnten.
Glienicke: Eigenregie der Eltern war gefragt
In der Kita Zwergenland in Glienicke/Nordbahn hat man dank des Pilotprojekts vor den Sommerferien inzwischen eine Routine, die sich die Elternsprecherin auch für Berlin gewünscht hätte. Hier wird nun Anfang August gut geübt weitergetestet mit den Lolli-PCR-Tests. Problematisch ist bisher, dass die Eltern in Eigenregie ein Labor finden mussten, das die Tests auswertet - und die Lolli-Tests aus eigener Tasche finanzieren.
Alexander Krupp wünscht sich, dass es zeitnah eine Lösung gibt, dass der Bund oder das Land Brandenburg für die Lolli-PCR-Tests in den Kitas zahlen. Er habe bereits an die Brandenburger Bildungsministerin und auch an Ministerpräsident Dietmar Woidke geschrieben. Eine Antwort hat er allerdings noch nicht bekommen.
Sendung: Brandenburg aktuell, 02.08.2021, 19:30 Uhr