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Quelle: dpa/Daniel Bockwoldt

Stark steigende Corona-Zahlen

Brandenburger Gesundheitsämter schränken Kontaktverfolgung ein

Die Gesundheitsämter in Brandenburg kommen bei der Kontaktverfolgung nicht mehr hinterher. Nun müssen sie ihre Zuständigkeiten reduzieren. Gleiches gilt für die Gesundheitsbehörde in Berlin-Neukölln.

Angesichts rasant steigender Corona-Neuinfektionen in Brandenburg schränken die Gesundheitsämter im Land ihre bisherigen Aufgaben ein. Die Kontaktpersonennachverfolgung soll sich ab sofort auf besonders gefährdete Personengruppen konzentrieren, kündigte Gesundheitsstaatssekretär Michael Ranft am Donnerstag an.

Allen Gesundheitsämtern werde empfohlen, sich auf den Schutz vulnerabler Personengruppen beispielsweise in Senioren- und Pflegeheimen zu fokussieren. "Eine intensive und umfangreiche Nachverfolgung aller Kontaktpersonen ist in dieser Lage nicht mehr möglich", teilte Ranft mit. Grundsätzlich sollten sich Nachforschungen "auf die engsten Kontaktpersonen im direkten häuslichen Umfeld" konzentrieren. Die Kontaktaufnahme zu diesem Personenkreis sowie Isolations- und Quarantäneanordnungen müssten nun "Vorrang vor einer vollumfänglichen Kontaktnachverfolgung im entferntesten Umfeld" haben, heißt es in der Mitteilung weiter.

"Das Infektionsgeschehen spielt sich insbesondere in der Gruppe der Ungeimpften und der über 70-Jährigen mit noch ausstehender Auffrischimpfung ab", heißt es in dem Schreiben an die Landräte und Oberbürgermeister, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Höchster Wert in Brandenburg

Sieben-Tage-Inzidenz in Elbe-Elster überspringt 1.000er-Marke

In Südbrandenburg spitzt sich die Corona-Situation besonders stark zu: Das RKI meldet am Donnerstag für den Landkreis Elbe-Elster erstmals eine Inzidenz von mehr als 1.000. Der Landkreis verfügt nicht über genügend Personal zur Patientenbetreuung. Das rbb Fernsehen sendet um 20.15 Uhr ein rbb-Spezial zur aktuellen Corona-Lage.

Einschränkungen auch bei Quarantäne-Überwachungen

Bei der sogenannten "Clusterermittlung", also bei der Suche nach örtlichen Infektionsherden, müssten medizinische Einrichtungen sowie Pflegeheime Vorrang haben, so Ranft weiter. Die "Cluster" Kita, Schulen und Horteinrichtungen sowie Betriebe würden von den Gesundheitsämtern erst danach bearbeitet.

Auch die Überwachung der Quarantäneanordnungen und der Reiserückkehrenden aus Variantengebieten könne von den Gesundheitsämtern aktuell nicht mehr gewährleistet werden, so der Staatssekretär weiter. Abhilfe sollen Allgemeinverfügungen der kreisfreien Städte und Landkreise mit grundsätzlichen Vorgaben schaffen. "Ohne weiteren konkreten Anlass sind Reiserückkehrende-Nachverfolgung und sonstige Quarantänekontrollen in der aktuellen pandemischen Situation als nachgeordnet zu betrachten", heißt es in der Mitteilung.

Corona-Auffrischungsimpfung

Stiko empfiehlt Booster-Impfung für alle ab 18 Jahren

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt allen Menschen ab 18 Jahren eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus. Dabei soll die Priorität für über 70-Jährige, Risikopatienten und bisher Nicht-Geimpfte erhalten bleiben.

Bundeswehrkräfte sollen zusätzlich unterstützen

Unterstützt werden sollen die Beschäftigten in Brandenburger Gesundheitsämtern auch weiterhin und verstärkt von Kräften der Bundeswehr. Aktuell sind in Brandenburg 165 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz und helfen Kommunen zum Beispiel bei der Kontaktnachverfolgung. In Brandenburg sind die Zahlen der Corona-Neuinfektionen in den vergangenen Tagen äußerst stark angestiegen. Am Donnerstag meldete das Robert-Koch-Institut die Sieben-Tage-Inzidenz von 465,9. Am Mittwoch zählten die Gesundheitsämter des Landes 2.726 neue Fälle.

Besonders stark betroffen ist der Landkreis Elbe-Elster in Südbrandenburg. Mit einem Wert von 1119,8 gibt es hier bundesweit die sechsthöchste Sieben-Tage-Inzidenz neuer Corona-Fälle. Es ist der erste Landkreis in Brandenburg, der bisher die 1.000er-Marke übersprungen hat. Zehn Soldaten stehen seit Donnerstag dem dortigen Gesundheitsamt zur Seite.

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Mindestens ein Corona-Schnelltest ist seit Samstag wieder kostenlos - für alle. Der Senat verweist auf die zwölf eigenen Testzentren und auf private Stellen. In Brandenburg existieren viele der privaten Teststellen nicht mehr.

"Kontaktermittler arbeiten durch"

Auch das Gesundheitsamt im Berliner Bezirk Neukölln muss seine Aufgaben priorisieren. Am Donnerstag (18. November) lag hier die Sieben-Tage-Inzidenz bei 373. So wie in Brandenburg soll sich auch hier die Kontaktpersonennachverfolgung auf "besonders vulnerable Gruppen" konzentrieren, teilte der Bezirk am Donnerstag mit. Dazu gehören insbesondere Pflegeeinrichtungen, Gemeinschaftsunterkünfte sowie Schulen und Kitas.

"Schon seit Wochen arbeiten unsere Kontaktermittler-Teams durch, auch an Wochenenden. Die Fallzahlen sind einfach zu hoch, um eine individuelle Nachverfolgung noch zu gewährleisten. Deshalb konzentrieren wir uns darauf, die am stärksten betroffenen Personen zu schützen", teilte Bezirksstadträtin Mirjam Blumenthal mit. Das Gesundheitsamt erhalte zudem in den kommenden Tagen Unterstützung durch die Bundeswehr.

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Hotline der Behörde soll entlastet werden

Zugleich gelten in Neukölln ab sofort folgende neue Regelungen: Positiv Getestete müssen sich unmittelbar nach Feststellung des Testergebnisses nicht mehr persönlich an das Gesundheitsamt wenden. "Das Testergebnis wird in den Testzentren dokumentiert, ein weiterer Kontakt zum Gesundheitsamt entfällt", so die Mitteilung weiter.

Positiv Getestete, sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte, erhalten vom Gesundheitsamt Neukölln keinen Anruf mehr, sondern werden per E-Mail und zusätzlich per Post angeschrieben und erhalten ein Infopaket und einen Fragebogen des Gesundheitsamtes, heißt es weiter. Dieser Fragebogen muss ausgefüllt und wieder an das Gesundheitsamt zurück gemailt werden. Positiv Getestete sollen sich erst nach Übersendung des ausgefüllten Fragebogens an das Gesundheitsamt wenden, um so die Hotline zu entlasten.

Sendung: Brandenburg aktuell, 18.11.2021, 19:30 Uhr

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