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Audio: rbb24 inforadio | 20.08.2022 | Nikolaus Hillmann | Quelle: picture alliance / Xinhua News Agency

Spielanalyse

Gegen RB Leipzig verkörperte Andras Schäfer Union Berlin

Der 1. FC Union siegt im Stadion an der Alten Försterei im Kollektiv. Aber gegen RB Leipzig deutete Andras Schäfer an, dass er schon bald eine Stütze seiner Mannschaft werden könnte. Von Till Oppermann

Kein Fußballer wird gerne ausgewechselt. Andras Schäfer grinste trotzdem bis über beide Ohren, als Urs Fischer ihn in der 74. Minute des Bundesliga-Topspiels seiner Unioner gegen RB Leipzig vom Platz nahm. Fischer hatte dem Mittelfeldspieler mit seinem Startelfeinsatz einen großen Wunsch erfüllt. Der 23-Jährige dankte es seinem Boss erst mit einer guten Leistung und dann mit einer innigen Umarmung.

2:1-Erfolg

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Union Berlin wird immer mehr zum Angstgegner von RB Leipzig. Die Mannschaft von Urs Fischer gewann am Samstag bereits das vierte Liga-Spiel in Folge gegen die Sachsen. Ausschlaggebend war das schnelle Konterspiel der Eisernen.

Schäfer verkörpert Union in doppelter Hinsicht

Fischer sei der Trainer von dem er in seiner Karriere bisher am meisten gelernt habe, schwärmte Schäfer vor dem Spiel im Interview mit dem Vereinsfernsehen. Obwohl er erst seit Januar in Berlin spielt, führte der Ungar weite Teile des besagten Interviews auf Deutsch. Und obwohl Schäfer bis heute kein regelmäßiger Stammspieler im eisernen Mittelfeld ist, verkörpert er sowohl Unions kämpferische Grundtugenden als auch die spielerische Weiterentwicklung der Mannschaft seit dem ersten Bundesligaspiel nach dem Aufstieg, das fast auf den Tag genau vor drei Jahren ebenfalls gegen Leipzig noch mit 0:4 verloren ging.

Union verbindet Kampf mit einer Spielidee

Die Unioner siegten letztlich verdient mit 2:1, aber waren den Leipzigern statistisch gesehen nur bei der Laufleistung und der Anzahl der Fouls überlegen. Allein daraus könnte man schließen, dass die Köpenicker vor allem wegen ihrer robusten Spielweise und dem großen Aufwand gewonnen haben. Das würde aber zu kurz greifen.

Beide Treffer fielen nach einem Ballgewinn im Mittelfeld, auf den ein vertikaler Pass auf die Sturmspitzen Sheraldo Becker und Jordan Siebatcheu folgte, die zielstrebig zum Abschluss kamen. Jeweils brauchte Union vom Ballgewinn bis zum Torerfolg höchstens zwölf Sekunden. Schablonenartig. Fischer lobte knapp: "Bereitschaft, Kompaktheit und gutes Umschalten, da war die Mannschaft heute sehr präzise und gut." Robin Knoche ergänzte: "Wir waren super auf den Gegner eingestellt und haben unseren Plan gut umgesetzt."

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Vor dem 2:0 zeigte Schäfer seine Klasse

Ein Teil dieses Plans war die Hereinnahme von Andras Schäfer. Vor dem Spiel begründete Fischer dessen Einsatz mit einer guten Trainingswoche. Aber Schäfers Qualitäten passen perfekt zu einem Gegner wie RB Leipzig, der mit vielen Verlagerungen die ganze Breite des Feldes ausnutzt und hoch presst. Gegen die vielen Seitenwechsel ist hohe Laufbereitschaft gefragt und wer RB im Aufbau den Ball abluchst, findet viel Platz für den schnellen Becker hinter der Abwehrkette. Beides kann Schäfer, letzteres bewies er vor dem 2:0. Er gewann im Mittelfeld mit einer Grätsche gegen Konrad Laimer den Ball und suchte sofort Siebatcheu in der Tiefe, der für Becker auflegte.

Vergleich mit Laimer lohnt sich

Generell lohnt der Vergleich mit Laimer, um Schäfers Wert für Union und sein Potenzial in der Zukunft einzuschätzen. Beide Akteure wurden mit ähnlichen Aufgaben im 3-5-2 auf der Achterposition im zentralen Mittelfeld aufgeboten. Weil Laimer nur drei Minuten vor Schäfer ausgewechselt wurde, lassen sich auch ihre Statistiken gut vergleichen. Dass Laimer mehr Pässe spielte, die mit einer Quote von 74 zu 53 Prozent deutlich konstanter ankamen, ist nicht etwa Schäfers Ungenauigkeit geschuldet Der Unioner musste bei nur 33 Prozent Ballbesitz seiner Mannschaft einfach häufiger riskant in die Tiefe spielen.

Schäfer könnte Laimers Entwicklung folgen

Anders sieht es bei Laufleistung und Zweikampfquote aus: Hier dominiert Schäfer mit 10,06 zu 8,49 Kilometern und 70 zu 43 Prozent gewonnener Zweikämpfe. Laimer gilt als einer der besten zentralen Mittelfeldspieler der Liga. Dem FC Bayern wurde großes Interesse an einer Verpflichtung nachgesagt. Wenn Schäfer, zu dessen Stärken auch Tempo und gutes Dribbling gehören, Konstanz in seine Leistungen bekommt, blüht ihm eine ähnliche Entwicklung wie dem zwei Jahre älteren Österreicher. Sportdirektor Oliver Ruhnert hat für im Bundesligavergleich eher lächerliche eine Million Euro einen Rohdiamanten verpflichtet.

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Neue Generation überzeugt

Union sei ein besonderer Verein, schwärmte Schäfer kürzlich, der auf dem Weg in die Bundesliga nach einem verschenkten Jahr in Italien den Umweg über die hierzulande eher unbekannte slowakische Liga nahm. Der reflektierte Schäfer weiß, was er am familiären Umfeld bei Union hat. Die Chancen stehen gut, dass er den Eisernen eine Weile erhalten bleibt.

Dass mit Schäfer auch die jungen Paul Jaeckel, Julian Ryerson (beide 24 Jahre alt) und Diogo Leite (23) erneut überzeugten, bestätigt Ruhnerts Weg, der den Kader im Sommer im Schnitt um zwei Jahre verjüngte. Die eisernen Zukunftsperspektiven glänzen. Auf dem Weg dahin leben sie weiter den Moment. In Anbetracht der Atmosphäre nach dem Sieg breitete Schäfer weiterhin breit grinsend seine Arme aus und sagte: "Was soll ich sagen."

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.08.2022, 21 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

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