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Audio: Inforadio | Di 02.08.22 | Wiese, D. | Quelle: IMAGO/Christian Schroedter

Team-Check | Hertha BSC

Hoffnung auf weniger Turbulenzen, zumindest in der Bundesliga

Nach einer schwachen Vor-Saison steckt Hertha mitten im Umbruch - und muss sich nach dem DFB-Pokal-Aus erneut berappeln. Das Ziel mit neuem Trainer und neuen Spielern muss der Klassenerhalt sein, möglichst ohne Zittern. Von Jakob Lobach

Fußball-Bundesligist Hertha BSC startet nach der desolaten Vorsaison nun auch in die neue Spielzeit mit großem Schrecken. Am vergangenen Wochenende wurden die Berliner vom Zweitligisten Eintracht Braunschweig aus dem DFB-Pokal gekegelt, zum wiederholten Male nach 2020/21. Die guten Vorsätze der Herthaner, es in der neuen Saison besser machen zu wollen, sind zunächst an der Realität gescheitert. Welche Pläne verfolgt der ambitionierte Hauptstadt-Klub, um unter Neu-Trainer Sandro Schwarz zumindest die Bundesliga-Saison erfolgreich zu gestalten?

Pokal-Aus in Braunschweig

Hertha vergibt Führung und verliert im Elfmeterschießen

Hertha BSC hat die zweite Runde im DFB-Pokal verpasst. Die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz verlor am Sonntag 9:10 nach Elfmeterschießen gegen Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig. Dabei sah es zunächst nach einem souveränen Sieg aus.

So lief die vergangene Saison

Drei verschiedene Trainer, langes Zittern im Saison-Endspurt, die Rettung in der Relegation – Herthas Saison 2021/22 hätte turbulenter kaum sein können. Selbst wenn man die Diskussionen und Störgeräusche abseits des Platzes einmal außen vor lässt, offenbarte auch der rein sportliche Blick auf die Hertha in der vergangenen Saison viel Chaos und wenig Konstanz.

Nach einem sehr durchwachsenen, aber nicht katastrophalen Saison-Start mit 14 Punkten aus 13 Bundesliga-Spielen und zwei Siegen im DFB-Pokal musste Pal Dardai seinen Trainer-Stuhl räumen. "Unser großes Problem war die Mentalität in der Mannschaft. Es gab auch keine Struktur", würde Geschäftsführer Sport Fredi Bobic später sagen. Das Problem: Auf die Ablösung Dardais durch Nachfolger Tayfun Korkut folgte kaum Besserung. So gewann Hertha kurz vor Weihnachten zwar 3:2 gegen Borussia Dortmund, allerdings kein einziges der zehn darauffolgenden Spiele. So musste auch Korkut gehen.

Felix Magath trat sein Amt als designierter Retter schließlich zu einem Zeitpunkt an, da hatten viele die Hertha schon abgeschrieben. Aber: In acht Bundesliga-Spielen unter Magath holte Hertha drei Siege und ein Unentschieden. Die Berliner spielten so, dass man sich gar eher über den verpassten direkten Klassenerhalt ärgerte, statt sich über die Relegation zu freuen. Dass es anschließend erst eine 0:1-Niederlage im Hinspiel gegen den Hamburger SV brauchte, um den Anführer in Kevin-Prince Boateng und den Zauberfuß von Marvin Plattenhardt zu wecken, passt ins Bild der turbulenten Hertha-Saison, die dennoch ein Happy End fand.

Wer kommt, wer geht

Noch kein Ende in Sicht ist mit Blick auf Herthas Transfer-Sommer. So war die Arbeit von Fredi Bobic in Sachen Kaderplanung bis dato geprägt von zwei Worten: Transfer-Überschuss und Geduld. So musste und muss Hertha erst einmal Geld durch Spielerverkäufe generieren, ehe man selbiges in Verstärkung investieren kann. Den einen oder anderen Spieler wolle er diesen Sommer noch abgeben, betont Bobic aktuell stets. Und auch die Suche nach Verstärkung ist längst noch nicht abgeschlossen, sodass sich Herthas Kader noch weiter verändern wird.

Fan-Fest zum 130. Jubiläum

Aufbruchsstimmung und Präsidentenhype bei Hertha BSC

Mit einem Fan-Fest feiert Hertha BSC sein 130. Jubiläum und eröffnet die neue Saison. Geprägt ist es von einem neuen Zusammenhalt und viel Aufbruchsstimmung rund um Präsident Kay Bernstein. Von Jakob Lobach

Die größten finanziellen Erlöse brachten bisher die Wechsel der zuletzt bereits verliehenen Arne Meier (FC Augsburg), Javairô Dilrosun (Feyenoord Rotterdam) und Jordan Torunarigha (KAA Gent). Der größte sportliche Verlust hingegen wird von den Abgängen von Santiago Ascacibar (Cremonese), Ishak Belfodil und Niklas Stark (Werder Bremen) ausgehen. Dass Torwart Alexander Schwolow per Leihe zu Schalke 04 wechselt, dürfte Herthas Verantwortliche und Fans ungleich weniger ärgern als der Abgang des talentierten Marcel Lotka zum BVB.

Anlass zur Freude statt für Ärger bot bei Hertha jüngst die Verpflichtung von Stürmer Wilfried Kanga, dem bis dato letzten Neuzugang. Mit der Empfehlung von zuletzt 16 Toren und fünf Vorlagen in 42 Spielen für die Youngs Boys kommt der 1,89 Meter große Franzose nach Berlin. Dort soll er das zuletzt oft zu ungefährliche Offensivspiel der Hertha beleben und diese für den anvisierten Verkauf des teuren Krzysztof Piatek wappnen.

Neues Leben im Angriffsspiel erhoffen die Charlottenburger sich auch von Jessic Ngankam und Chidera Ejuke. Während Erstgenannter nach einer Leihe zu Greuther Fürth zurück bei der Hertha ist, kommt der 24-jährige Ejuke per Leihe von ZSKA Moskau. Dem Nigerianer eilt der Ruf eines pfeilschnellen Flügelspielers voraus – ein Spielerprofil, das Hertha zuletzt schmerzlich vermisst hat. Ejuke dürfte dem Spiel seiner neuen Mannschaft also zusätzliche Variabilität verleihen.

Vom Anführer bis zum Unterschätzten

Wer bei Hertha BSC vor dem Saison-Start im Fokus steht

Die neue Bundesliga-Saison steht vor der Tür und die Kaderplanung kommt langsam zum Abschluss. Marc Schwitzky hat das Team von Hertha BSC genauer unter die Lupe genommen und sagt, auf wen es in der kommenden Spielzeit zu achten gilt.

Zusätzliche Stabilität erhofft die Hertha sich hingegen durch drei Zugänge für die Defensive. Während der aus Kazan gekommene Filip Uremovic eine neue Option für die Innenverteidigung bietet, wurde für rechte Abwehrseite Jonjoe Kenny vom FC Everton verpflichtet. Etwas weiter vorne wird der Kroate Ivan Sunjic die Aufgaben übernehmen, die zuletzt Santiago Ascacibar erfüllte. Sunjic, der in England zuletzt den Spitznamen "Zerstörer" trug, gilt als laufstarker, sehr physisch spielender Abräumer mit gutem Raumgefühl und noch besserer Arbeitsmoral.

Der Trainer

Nachdem Felix Magath quasi mit dem Klassenerhalt seinen Abschied aus Berlin bekanntgegeben hatte, wurde diesen Sommer Sandro Schwarz zum neuen starken Mann an Herthas Seitenlinie auserkoren. Nach zuletzt anderthalb Jahren bei Dynamo Moskau soll Schwarz bei Hertha einen neuen, laufintensiveren und vor allem offensivgewandteren Fußball etablieren.

Mit der Arbeit seiner Mannschaft im Vorfeld der nun eröffneten Saison zeigte Schwarz sich zuletzt zufrieden. Im Vorfeld des Pokalspiels in Braunschweig berichtete er von einer hohen Bereitschaft und hoher Intensität im Training. Wenn man Schwarz bei eben diesem Training beobachtet, fallen dessen klare Ansagen an seine Schützlinge sowie eine durchweg engagierte Kommunikation auf.

Insgesamt ist die Zusammenarbeit von Schwarz und Hertha eine Chance für beide Seiten. Während Schwarz knapp drei Jahre nach seinem Aus bei Mainz 05 die Chance hat, sich erneut als Bundesliga-Trainer zu etablieren, will Hertha nach zuletzt sieben Trainern in drei Jahren Ruhe an der Seitenlinie einkehren lassen.

Interview | Fredi Bobic vor Saisonstart

"Nicht schlecht, den Druck gleich am Anfang zu haben"

Am Sonntag beginnt für Hertha im DFB-Pokal bei Eintracht Braunschweig die neue Spielzeit. Die Berliner wollen die desolate Vorsaison vergessen machen. Im Interview erklärt Manager Fredi Bobic, inwieweit er den Kader dafür aufgestellt sieht.

Erwartungen an die Saison

Die sportlich wenig erfolgreichen vergangenen Jahre haben ihre Spuren hinterlassen bei Hertha BSC. Sowohl im Verein als auch unter den Fans wünscht man sich schlichtweg eine ruhige Saison - Hoffnungen, die nun allerdings durch das frühe Pokal-Aus gegen Braunschweig zunichte gemacht scheinen.

Der Fokus liegt nun auf der Bundesliga. Sportlich gilt es dort, möglichst ohne großes Zittern den Klassenerhalt zu sichern. Höhere Ambitionen und Saisonziele wären angesichts der vergangenen Saison und dem bis dato zähen Transfer-Sommer vermessen. Das weiß auch Fredi Bobic, der zuletzt bereits warnte, dass Hertha angesichts des abermaligen Umbruchs wohl insbesondere in den ersten Saisonmonaten erneut auch schwierige Phasen bevorstehen werden.

Ungleich größer sind die Erwartungen bei Hertha abseits des Fußballplatzes. Nach der Wahl des neuen Präsidenten Kay Bernstein hoffen allen voran Herthas Fans auf nicht weniger als einen Kulturwandel. Unruhen in der Vereinsführung, Auseinandersetzungen mit Investor Lars Windhorst und die zuletzt schwierige Beziehung zwischen Klub und Fans sollen der Vergangenheit angehören. An ihre Stelle treten sollen eine neue Kommunikationskultur innerhalb des Vereins, aber auch nach außen hin, Geschlossenheit von Klubführung bis zu den Profis sowie nicht zuletzt eine neue Verbundenheit und wieder mehr Identifikation zwischen den Fans und ihrer Mannschaft.

Sendung: rbb UM6, 31.07.2022, 18 Uhr

Beitrag von Jakob Lobach

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