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Quelle: imago images/Jan Huebner

Hertha BSC nach sieben Spieltagen

Wenig Punkte und trotzdem zuversichtlich

Mit sechs Punkten steht Hertha BSC auf dem 13. Tabellenplatz in der Bundesliga - ein durchwachsener Saisonstart. Und trotzdem ist man bei Hertha so zuversichtlich wie lange nicht mehr. Bei den Blau-Weißen hofft man auf Entwicklung.

Sechs Punkte. Das ist die Ausbeute von Hertha BSC nach den ersten sieben Spieltagen. Sicherlich hätte man gerne ein paar Zähler mehr auf dem Konto, insbesondere weil bereits einige Punktverluste in der noch jungen Saison sehr unglücklich waren.

Und trotzdem scheint die Stimmung bei den Berlinern, obwohl man selbst in der letzten Spielzeit zum selben Zeitpunkt einen Punkt mehr hatte, nach dem durchwachsenen Saisonstart so gut wie lange nicht zu sein. Rund um den Verein hat man das Gefühl, dass sich bei Hertha etwas entwickelt. Woran liegt das? Und wer ist dafür verantwortlich?

Spielanalyse von Hertha gegen Mainz

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart

In allerletzter Sekunde kassiert Hertha BSC in Mainz den bitteren Ausgleichstreffer. Das 1:1 war das Resultat des Verfallens in alte Muster. Dabei zeigten die Berliner im ersten Durchgang noch ihr neues Gesicht. Von Marc Schwitzky

Einstellung und Einsatz stimmen

"Die Art und Weise, wie wir derzeit spielen, unterscheidet sich zum letzten Jahr", sagt Axel Kruse, Ex-Hertha-Spieler und mittlerweile Teil des rbb24 Inforadio-Podcast "Hauptstadtderby". "Die Leute sehen, dass das ein anderer Fußball ist, der nicht so fragil ist wie in der letzten Saison." Tatsächlich ist die Handschrift von Trainer Sandro Schwarz, der im Sommer von Manager Fredi Bobic bei den Blau-Weißen installiert wurde, mittlerweile deutlich zu erkennen.

"Ich bin ein sehr ordnungsliebender Mensch, und ich bin der Überzeugung, dass eine gewisse Struktur Energie und Vertrauen gibt", hatte Schwarz nach seinem Wechsel von Dynamo Moskau an die Spree bei seiner Vorstellung gesagt. Ordnung und Struktur sind in Herthas Spiel immer mehr ersichtlich. Tugenden, die bei Hertha in den letzten Jahren zu kurz kamen, scheint das Team unter Schwarz immer besser zu verinnerlichen. Bei Borussia Mönchengladbach, gegen Borussia Dortmund, in Augsburg, gegen Bayer Leverkusen und streckenweise auch bei Mainz 05 zeigte die Schwarz-Elf couragierte Auftritte - Einsatzbereitschaft und Intensität stimmten. Wirklich enttäuschend war nur der Auftritt im Derby am ersten Spieltag beim 1. FC Union.

Remis gegen Leverkusen

Hertha fühlt sich veräppelt

Auch gegen Bayer Leverkusen konnte sich Hertha BSC trotzt einer starken Leistung nicht mit drei Punkten belohnen. Von Enttäuschung jedoch kaum eine Spur, denn Hertha macht das erste Mal seit langer Zeit wieder Spaß. Von Marc Schwitzky

Spielerische Entwicklung erkennbar

Unter Schwarz presst Hertha BSC deutlich höher und setzt nach Ballgewinn auf einen kontrollierten Spielaufbau. Dass sich Hertha spielerisch weiterentwickelt, blitzte unter anderem beim 1:1-Treffer gegen Leverkusen auf. Die Berliner spielten nach einem Ballgewinn von Lucas Tousart, der sich unter Schwarz mit deutlich verbesserter Form zeigt, schnell und direkt nach vorne. Über verschiedene Stationen kam der Ball schließlich zu Suat Serdar, der unter Schwarz ebenfalls immer stärker wird und zum wichtigen Ausgleich traf.

"Wir spielen aktiven Fußball. Wir versuchen, vorne zu attackieren und die Bälle zu erkämpfen", erkennt auch Kruse. Für ihn spielen dabei die Offensiv-Neuzugänge Chidera Ejuke und Wilfried Kanga eine wichtige Rolle. Auch Dodi Lukebakio, der nach einem Jahr Leihe im Sommer aus Wolfsburg zurückkehrte, sieht Kruse deutlich verbessert.

Wintertrainingslager in den USA

Bei Hertha ist Ruhe eingekehrt - zumindest vorerst

Doch nicht nur auf dem Platz ist eine Entwicklung zu erkennen. Auch die Stimmung rund um den Verein scheint sich zu wandeln. Zumindest vorerst ist etwas Ruhe eingekehrt bei Hertha BSC - in den letzten Jahren Mangelware. Einen nicht unerheblichen Anteil daran dürfte der neue Präsident Kay Bernstein haben. Das nahbare Auftreten des 42-Jährigen kommt bei den Fans an. Bernstein möchte den Klub einen und attraktiver machen.

Dass es dafür spätestens mittel- und langfristig aber auch besserer Ergebnisse und Punkte braucht, wird auch Bernstein wissen. Sonst droht die derzeit gute Stimmung schnell wieder zu kippen. Mit Hoffenheim (2.10.), Freiburg (9.10.) und Leipzig (15.10.) steht für die Berliner nach der Länderspielpause ein durchaus anspruchsvolles Programm auf der Tagesordnung.

Entscheidende Wochen bis zur WM

Axel Kruse glaubt allerdings, dass Hertha in diesen Partien punkten und sich so auch sportlich in ruhigere Gefilde befördern kann. "Von den drei Spielen sind zwei zuhause - da müssen wir selbstbewusst reingehen. In den Heimspielen haben wir es bislang ordentlich gemacht, brauchen jetzt aber natürlich mal einen Dreier", sagt Kruse. "Am Ende wird die Stimmung immer über die sportliche Situation gemacht. Ich bleibe aber positiv, weil ich sehe, dass eine gewisse Qualität in der Mannschaft ist und dass sich auch die Art zu spielen geändert hat", sagt der ehemalige Hertha-Kapitän.

Ob das ausreicht und Hertha BSC nach der Länderspielpause punktet, sich weiter entwickelt und somit auch die Stimmung im und rund um den Klub gut bleibt, werden die Wochen bis zur langen WM-Winterpause ab November zeigen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.09.22, 10:15 Uhr

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