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Audio: rbb24 Inforadio | Mo 05.09.22 | Roessler, F. | Quelle: Imago/Kessler-Sportfotografie

Tischtennisspielerin Nina Mittelham

Pendeln nach Japan

Tischtennisspielerin Nina Mittelham ist eine der Leistungsträgerinnen des ttc berlin eastside. In der Bundesliga-Hinrunde wird sie dem Verein allerdings fehlen. Die 25-Jährige zieht es für ein Gastspiel nach Japan.

13. der Weltrangliste, 2. der deutschen Rangliste: Nina Mittelham ist eine der festen Größen im Tischtennis. Die 25-Jährige aus Willich spielt bereits seit 2018 für den ttc berlin eastside und konnte 2021 mit dem Team das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League holen. Dort hört ihr Ehrgeiz aber noch nicht auf. Mittelhams großes Ziel ist eine Platzierung unter den besten Zehn: "Es ist mein Traum, seit ich eigentlich ganz klein bin, dass da irgendwann mal mein Name auftaucht."

European Championships

Drama um Berlinerin Nina Mittelham im Tischtennis-Finale der Europameisterschaft

Dafür tritt Mittelham im nächsten halben Jahr eine besondere Reise an. Sie verzichtet auf die Bundesliga-Hinrunde und wird stattdessen für den japanischen T-League-Klub Kyushu Asteeda spielen. Weil sie allerdings weiter in der Champions League für Berlin antreten will, wird Mittelham pendeln. Ihr Lebensmittelpunkt bleibt in Deutschland und dazwischen ist sie immer wieder für ein paar Wochen in Japan. Für ihr Gastspiel komplett nach Japan zu ziehen, sei für sie nicht in Frage gekommen: "Hier ist meine Familie und ohne die würde ich das gar nicht schaffen. Wenn ich jetzt für ein halbes Jahr nach Japan ziehen würde, wäre das mental zu viel."

Rückhalt nach der EM

Auf den Rückhalt ihrer Familie konnte sich Mittelham auch in den letzten Wochen verlassen. Bei der Tischtennis-Europameisterschaft, die im Rahmen der European Championships in München stattfand, schaffte es die 25-Jährige zwar bis ins Endspiel, doch das Turnier endete nicht wie gewünscht. Im Finale stand Mittelham der Österreicherin Sofia Polcanova gegenüber. Beim Stand von 0:2-Sätzen musste Mittelham eine Behandlungspause beantragen. Die rechte Schulter hatte ihr schon im Halbfinale Probleme bereitet. Zwar konnte sie danach wieder in die Halle zurückkehren, musste aber nach vier Punkten abbrechen. Unter Tränen gratulierte Nina Mittelham ihrer Konkurrentin zum Titel.

Der Schulter geht es inzwischen wieder besser. "Ich habe diese Woche angefangen, langsam wieder ins Training einzusteigen", sagt Mittelham. Das Erlebte verarbeitet sie jedoch immer noch. Es wäre Mittelhams erster großer Einzeltitel gewesen. "Es ist auf jeden Fall noch sehr, sehr schwer das zu verdauen. Aber langsam realisiere ich schon, dass ich trotz allem Vizeeuropameisterin geworden bin, was man ja auch nicht unterschätzen darf", so die 25-Jährige. Sie habe in der Verletzungspause ein bisschen Zeit mit ihrer Familie verbracht: "Das hilft bei so was immer sehr gut. Ein bisschen aus diesem Tischtennis-Trott und Alltag rauszukommen und sich mit anderen Dingen beschäftigen."

European Championships aus regionaler Sicht

Wenn ein Hauch von Olympia nach Deutschland kommt

Es war das erhoffte Superevent, mit kurzen Wegen und extremer Nähe zum Zuschauer. Die European Championships zeigten das, was Olympische Spiele manchmal vermissen lassen. Jonas Schützeberg zieht für Berlin-Brandenburg ein Fazit.

Mittelham wurde nach dem EM-Finale von vielen Seiten auf ihre verletzungsbedingte Aufgabe angesprochen und bekam Genesungswünsche über Social Media. "Ich glaube nicht, dass viele das in ihrer Karriere erleben oder erleben werden. Das ist kein schöner Moment", sagt Mittelham. Sie zählt es allerdings nicht als schwersten Moment ihrer bisherigen Karriere. Im vergangenen Jahr wurde die 25-Jährige nur als vierte Spielerin für die Olympischen Spiele in Tokio nominiert: "Ich glaube, das war für den Moment noch deutlich schlimmer für mich."

Neue Gegnerinnen

Damit das vor den Olympischen Spielen 2024 in Paris nicht wieder passiert, will sich Nina Mittelham als Spielerin weiterentwickeln. Die Station in Japan soll dabei helfen. "Ich wollte einfach nochmal gegen andere spielen. In der deutschen Liga kenne ich alle. Gegen die habe ich schon sehr, sehr oft gespielt", sagt Mittelham. In der japanischen Liga gibt es mehr Spiele gegen die gleichen Mannschaften, aber dafür kann frei aufgestellt werden. "Es bringt deutlich mehr Abwechslung in den Sport", so die 25-Jährige.

In ihrer Vorbereitung hat sich Mittelham auch mit anderen deutschen Spielerinnen über die japanische Liga ausgetauscht. Ihre Teamkollegin Shan Xiaona konnte dort bereits Erfahrungen sammeln. Während in Berlin die Tischtennisturniere meistens unter dem Radar mit nur wenigen Zuschauenden verlaufen, ist das Interesse in Japan deutlich größer.

"In Japan ist nochmal eine ganz andere Kultur. Man muss sich mit anderen Dingen auseinandersetzen. Hat eine andere Sprache, aber das sind ja alles Sachen, an denen man sich weiterentwickeln kann", sagt Mittelham. Die Zeit in Japan wolle sie dafür nutzen, um sich spielerisch, aber auch menschlich weiterzuentwickeln. Und mit den gesammelten Erfahrungen will Mittelham bei der nächsten Einzel-EM dann auch wieder nach dem Titel greifen.

Sendung: rbb24, 05.09.2022, 21:45 Uhr

Beitrag von Lynn Kraemer

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