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Audio: Antenne Brandenburg | 14.11.2022 | Jens-Jörg Rieck | Quelle: imago images/Beautiful Sports

Analyse | 1:4-Niederlage gegen Freiburg

Mental erschöpfte Unioner

Union-Trainer Urs Fischer konnte seine Enttäuschung nach der 1:4-Niederlage in Freiburg kaum verbergen. Zu sehr erinnerte die Defensivleistung an das Debakel in Leverkusen. Die WM-Pause kommt zum richtigen Zeitpunkt. Von Till Oppermann

Platz fünf in der Bundesliga: Vor der Saison hätte Union-Trainer Urs Fischer diesen Zwischenstand in der Bundesliga zur WM-Pause wohl sofort unterschrieben. Nach der 1:4-Niederlage in Freiburg fiel sein Fazit etwas anders aus.

Natürlich sei er stolz auf das Geleistete, so Fischer, aber: "Kurz nach so einem Spiel ist es oft besser, nicht allzu viel zu sagen, sonst würde man etwas Falsches sagen." Ein bisschen mehr sagte der Schweizer trotzdem: "Wir haben nicht aus der Niederlage in Leverkusen gelernt." Urs Fischer klang enttäuscht.

1:4-Niederlage in Unterzahl

Union Berlin verliert in Freiburg letztes Spiel des Jahres deutlich

Der FC Union hat sein letztes Spiel des Jahres 2022 verloren. Am Abend verloren die Berliner beim SC Freiburg klar mit 1:4. Spielentscheidend waren drei frühe Gegentreffer, eine Rote Karte und ein verschossener Elfmeter. Von Jakob Lobach

Gegen Freiburg war Union unterlegen

In Freiburg war die Mannschaft jedenfalls in allen Belangen unterlegen. Auch als sie erfolgreich spielten, hatten die Köpenicker stets weniger Ballbesitz und brachten weniger Pässe an den Mitspieler. Allerdings foulten sie gegen den SCF zusätzlich seltener als der Gegner und legten zwei Kilometer weniger zurück. Zwei Werte, bei denen Union eigentlich zuverlässig führt und von denen die defensive Stabilität der Mannschaft abhängt.

Eine Erklärung dafür ist die rote Karte für Diogo Leite in der 20. Minute, nach der die Eisernen 70 Minuten in Unterzahl spielten. Einer weiteren Erklärung widersprach Fischer. Auf die hohe Belastung sei die Niederlage nicht zurückzuführen, denn: "Wenn ich die Gegentore sehe, hat das nichts mit dem Körperlichen zu tun."

Unioner spielen kopflos

Nachdem die Unioner nach Handelfmeter bereits in der dritten Minute in Rückstand geraten waren, drängten sie auf den schnellen Ausgleich. Als seine Mannschaft hoch aufgerückt um den gegnerischen Strafraum postiert war, spielte Janik Haberer in der sechsten Minute einen halbgaren Rückpass. Freiburg eroberte den Ball und die Breisgauer spielten mit Leichtigkeit die verbliebenen Verteidiger aus und erzielten das 2:0.

0:5 bei der Werkself

Union verliert das Spiel in Leverkusen und die Tabellenführung

Der 1. FC Union muss die Tabellenführung an Rekordmeister Bayern München abgeben. Die Eisernen verloren am Sonntag verdient und deutlich bei Bayer Leverkusen und rutschen so auf den dritten Platz.

Durch Haberers schlechten Pass gibt der ehemalige Freiburger in Unions Reihen einen leichten Sündenbock für das Gegentor ab. Doch er war nicht der einzige Schuldige: Ohne Not gaben seine Mitspieler aus der Defensive die Ordnung auf und öffneten durch ihre Unterzahl Räume für die konterstarken Gastgeber. Fischer fasst zusammen: "Da geht’s um Restverteidigung, um Organisation, um Kompaktheit."

Mentale Erschöpfung

Auch wenn die Mannschaft körperlich weiterhin auf der Höhe ist, mental sind es Fischers Spieler aktuell nicht. Alle drei Tage zu spielen, bedeutet für einen Profi ein Leben im ständigen Wettkampfmodus. Zumal Union viele Spiele - beispielsweise die vier 1:0-Siege in der Europa League oder den Last-Minute-Sieg gegen Gladbach - nur knapp gewann.

Es könnte sein, dass die nachlässigen Unkonzentriertheiten und die kopflose Spielanlage in Rückstand gegen Leverkusen und Freiburg damit zu tun haben, dass Fischers Spielern zuletzt die Kraft fehlte, im Kopf dauerhaft auf der Höhe zu sein. Ein Indiz für diese These ist das 0:3 gegen Freiburg. Wie beim ersten Freiburger Treffer handelte es sich auch hier um einen Elfmeter. Wie beim 0:2 überspielte Freiburg die Defensive von Union. Im Strafraum schubste Diogo Leite seinen enteilten Gegenspieler von hinten. Schiedsrichter Deniz Aytekin entschied auf Elfmeter und Platzverweis. Eine richtige Entscheidung befand Kapitän Trimmel. "Wenn er versucht, den Ball zu spielen ist es gelb, so ist es rot." Das müsse man als Spieler wissen.

Nach zwei Jahren Corona-Pause

Union Berlin lädt wieder zum Weihnachtssingen ein

Nun folgt Urlaub

Union ist in den letzten drei Spielen nicht das Glück ausgegangen. Stattdessen hat die Mannschaft wichtige Eckpfeiler ihres erfolgreichen Spiels vernachlässigt. Ohne volle Konzentration, Cleverness und viel Geduld kam die Defensive ins Wanken. Will der 1. FC Union weiter um die Champions League kämpfen, müssen die Spieler das wieder verinnerlichen.

Die Winter-WM in Katar könnte sich als Segen erweisen: Anstatt bis Weihnachten vier weitere Spiele zu absolvieren, fahren Trimmel und Kollegen nach der Jahreshauptversammlung am Montag für drei Wochen in den Urlaub. Genug Zeit, um sich körperlich und geistig zu erholen.

Urs Fischer gab seiner frustrierten Mannschaft trotz der Niederlage ein Lob mit: "Es ist Wahnsinn, was die Mannschaft in den letzten Monaten geleistet hat. Wir haben 27 Punkte geholt, überwintern im DFB-Pokal und in der Europa League."

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.11.2022, 06:20 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

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