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Quelle: Imago/Matthias Koch

Vertragsverlängerung von Herthas Leistungsträger

Spät-Reese

Fabian Reese ist Herthas Top-Scorer und doch viel mehr als das. Sein Spiel beflügelt Mannschaft und Fans gleichermaßen. Auf dem Weg zu Ikonen wie Marcelinho oder "Zecke" kommt seine Vertragsverlängerung gerade Recht. Von Ilja Behnisch

266 Spiele noch, dann hat es Fußballprofi Fabian Reese geschafft. Dann ist er an Michael Hartmann vorbei und eingezogen in die Top-10 der Spieler mit den meisten Pflichtspieleinsätzen für Hertha BSC.

Schwer zu sagen, was das in Jahren bedeutet. Aber nehmen wir mal an, Reese bleibt von nun an und für immer gesund und einsatzfähig, dann hätte er diese Anzahl an Spielen innerhalb von fünfeinhalb bis siebeneinhalb Jahren erreicht. Je nachdem, in wie viele Pokal- und Europapokal-Runden er die Alte Dame schießt. Oder eben nicht. Dann wäre er zwischen 31 und 33 Jahre alt und kurz vor dem Rentenalter für Außenstürmer der Bauart Reese.

2. Fußball-Bundesliga

Fabian Reese verlängert bis 2028 bei Hertha BSC

Einer wie Neuendorf, Marcelinho und Co.

Reese kommt ja nicht über die technische Finesse oder drohnenartige Spielübersicht. Reese ist eher einer dieser hakenschlagenden Hasen mit Pferdelunge, dessen Willenskraft ihn Berge wie Stufen nehmen lässt. Einer, der am Gegenspieler vorbeikommt, weil er unbedingt an ihnen vorbeikommen will.

Ein fußballerischer Spätzünder, der gerade einmal 13 (Teil-)Einsätze in der Bundesliga auf dem Vokuhila hat (für seinen Jugendverein Schalke 04), der aber trotzdem zumindest mal ein komplettes Berliner Olympiastadion anzünden kann, auch weil er in diese Stadt und in diesen Verein zu passen scheint wie eines ihrer Wahrzeichen.

Fernsehturm, Gedächtniskirche, Reese.

Auf dem Weg in die Ruhmeshalle

Jetzt hat dieser junge Mann, der gerade einmal 24 Pflichtspiele für Berlins blauesten Profi-Klub absolviert hat (Stand: 25. Februar, 19:16 Uhr), also vorzeitig seinen Vertrag bis 2028 verlängert. Mit den Worten: "Ich glaube an unseren Traum." Den Traum von der Rückkehr in die Bundesliga. Er hätte allerdings auch sagen können: "Ich bin ein Berliner." Oder: "Die U7 ist 32 Kilometer und 40 Stationen lang und das 'f' in Schultheiss steht für Liebe." Herthas Fans hätten es mit Jubel quittiert.

Lange, lange, und, Achtung, und nur damit es auch wirklich deutlich wird, lange hat kein Hertha-Spieler mehr so viele Sympathien auf sich vereinen können wie dieser Fabian Reese. Aufgrund seiner Art, aufgrund seiner sportlichen Ausnahmestellung im Team von Pal Dardai. Bleibt es dabei, wird er zwangsläufig in die ewige Ruhmeshalle dieses ruhmreichen Vereins einziehen. Und man kommt nicht umhin, zu fühlen, dass auch das ein Grund für seine Vertragsverlängerung war.

1:1 in Braunschweig

Starke zweite Hälfte reicht Hertha nur für Unentschieden

In Braunschweig hat Hertha nach zwei völlig unterschiedlichen Hälften einen Punkt geholt. Nachdem die Berliner im ersten Durchgang ohne eigene Chance in Rückstand gerieten, brachte ein Dreifachwechsel nach der Pause den Ausgleich.

Vereins- und Mannschaftssportler sind ja doch auch nur Menschen, die immer wieder vor dieser einen, sehr entscheidenden Frage stehen: Geld oder Liebe? Natürlich hätte Reese spätestens nach der laufenden Saison in der 1. Bundesliga spielen können. Angesichts der angespannten Finanzlage hätte Hertha eine Millionen-Ablöse auch ganz gut gebrauchen können.

Reese klebt in den Hertha-Herzen

Doch würde Reese im neuen Umfeld, in einer anderen Mannschaft genauso funktionieren? Wäre sein Standing das gleiche? Oder stünde er bald darauf schon gleich wieder davor, einen Schritt zurückgehen zu müssen? Auch in Sachen Gehalt? Wobei Reese mit der Vertragsverlängerung wohl auch eine Erhöhung seiner Bezüge erhalten haben soll.

Man darf durchaus auf reine Vernunft plädieren, wenn es um die Beweggründe für Reeses Vertragsverlängerung geht. An romantischer Schönheit verliert diese Entscheidung dadurch nicht. Doch die gibt es eben auch. Weil Reese längst in den Hertha-Herzen klebt. Noch als stürmische Affäre. Doch bereits angelegt als große Liebe. Und dafür braucht es noch nicht einmal 266 weitere Spiele.

Die Wechsel-Frage könnte sich bald erneut stellen

Andreas "Zecke" Neuendorf (196 Partien für Hertha), Marcelinho (193) oder Marko Pantelic (139) etwa sind allesamt ein gutes Stück entfernt von der Spitze der Spieler mit den meisten Auftritten für die Hertha. Auch Gabor Kiraly steht mit seinen 252 Einsätzen gerade einmal auf Rang 15. Und doch stehen diese Spieler, so wie Reese, fetter in den Annalen des Vereins als so manch anderer mit ein paar Spielen mehr in der Statistik. Der Fußball mag ein Ergebnissport sein. Vor allem aber ist er ein Erlebnissport. Er lebt von seinen Geschichten. Von seinen Helden. Von Typen wie Fabian Reese.

Ein Sommer-Transfer scheint angesichts der aktuellen Vertragsverlängerung nahezu ausgeschlossen. Sollte Reese jedoch weiterhin auftrumpfen wie bisher, Hertha aber auch in der kommenden Zweitliga-Saison nicht um den Aufstieg mitspielen, dürfte sich die Wechsel-Frage aber spätestens im Winter 2024/25 erneut stellen. Dann wären es vermutlich noch rund 236 Spiele bis zu Michael Hartmann. Für einen, der an seinen Gegnern vorbeikommt, vor allem weil er es will, geradezu ein Klacks.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.02.2024, 09:15 Uhr

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