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Video: rbb UM6 | 25.05.2021 | Torsten Michels | Quelle: imago images/Camera 4

Schwimmerin Lisa Graf

Wenn Corona die Karriere beendet

Lisa Graf zählte jahrelang zu den besten deutschen Rückenschwimmerinnen. Die Folgen einer Corona-Infektion zwangen die Athletin der SG Neukölln nun zum Karriereende. Jetzt hofft sie, wieder ganz gesund zu werden - denn sie hat noch vieles vor.

Lisa Graf muss lächeln, als sie von einer grünen Wiese aus auf die Schwimmhalle an der Landsberger Allee im Prenzlauer Berg blickt. "An diese Halle habe ich tatsächlich nur gute Erinnerungen", sagt sie sofort und erinnert sich zurück. An 2014 zum Beispiel, als sie bei den Schwimm-Europameisterschaften in jenem Becken eine Medaille über 200 Meter Rücken nur knapp verpasste. Oder an 2017, als sie in ihrer Spezialdisziplin den noch immer gültigen deutschen Rekord aufstellte.

Zur Person

startete seit 2012 für die SG Neukölln mehrfache Deutsche Meisterin im Rückenschwimmen wurde 2016 bei den Olympischen Spielen 13. über 200 Meter Rücken 2014 und 2018 EM-Vierte über dieselbe Strecke 2021 Karriereende nach Coronainfektion

Graf spürt die Corona-Folgen noch immer

Doch in dieser Halle reifte auch eine Entscheidung, die wohl für jeden Sportler die schwierigste in der Karriere ist und die die 28-Jährige vor rund zwei Wochen über ihren Instagram-Account bekanntgab. Die Schwimmerin hat ihren Rücktritt erklärt - und das früher als geplant.

Denn im Januar infizierte sich die gebürtige Leipzigerin, die seit 2012 für die SG Neukölln antrat, mit dem Coronavirus. Die Folgen ihrer Infektion spürt sie auch Monate später noch. "Ich habe viele Gliederschmerzen gehabt, im Training, aber auch nachts. Es war so, dass meine Beine sehr schnell fest wurden und ich dadurch nicht mehr meine Leistungen erreicht habe", schildert sie die Beschwerden von Long Covid.

Leistungssport? Unter diesen Umständen unmöglich. Das wurde spätestens bei der Olympia-Qualifikation in Berlin klar. Um das Ticket für ihre zweiten Spiele zu buchen, war Graf extra nochmal in die Hauptstadt gewechselt, um mit ihrem langjährigen Trainer Lasse Frank zu trainieren. Doch im Becken wurde dann klar, was der Körper ihr schon seit Wochen signalisierte: Es geht nicht mehr. "Ich bin die Quali geschwommen und war sechs Sekunden über meiner Bestzeit. Dann habe ich mich dazu entschieden, mit dem Leistungssport aufzuhören."

Nächster Karriereschritt: Lehrerin werden

Freunde und Familie haben sie in ihrer Entscheidung bestärkt. "Wenn es jetzt nicht gewesen wäre, wäre es nach den Olympischen Spielen gewesen. Deswegen: alles gut", sagt Graf und kann zufrieden auf ihre Karriere, von der sie einen Großteil in Hohenschönhausen verbrachte, zurückblicken.

Für die Zukunft wünscht sie sich vor allem eines: "Dass ich keine Beschwerden mehr im normalen Alltag habe, nachts durchschlafen kann." Denn für ihre Pläne braucht die 28-Jährige Energie. Seit 2018 studiert sie in Leipzig Sonderpädagogik und Sport auf Lehramt. "Ich möchte später Lehrerin werden, vorzugsweise an einer Förderschule", erklärt sie. Und wenn sie ihren Schülern mal von ihrer Schwimmkarriere erzählt, werden die unvergesslichen Momente in der Berliner Schwimmhalle sie sicherlich wieder zum Lächeln bringen.

Sendung: rbb UM6, 25.05.2021, 18 Uhr

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