rbb24
  1. rbb|24
Quelle: dpa/J. Giddens

Kleine Brauereien kämpfen

"Wir halten uns mit Flaschenbier über Wasser"

Die Gaststätten sind dicht, große Feste abgesagt: Zum Tag des deutschen Bieres am 23. April haben die kleinen Brauereien in Brandenburg keinen Grund zum Feiern. Der Absatz beim Fassbier ist am Boden, die Stimmung ist trüb. Von Iris Wussmann

Die Einschränkungen in der Corona-Pandemie machen auch den Bierbrauern zu schaffen. "Die Stimmung bei den Brauereien ist schlecht", sagt Jörg Kirchhoff von der Braumanufaktur Potsdam, der gleichzeitig Chef des Vereins zur Förderung von Klein- und Gasthausbrauereien in Brandenburg ist. Wer keine Abfüllanlage habe und allein auf den Verkauf von Bierfässern angewiesen sei, müsse kämpfen. Denn angesichts geschlossener Gaststätten und abgesagter Feste laufe bei Fassbier nichts.

Nur 20 Prozent des normalen Umsatzes macht momentan die Brauerei Babben in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz), die sich selbst als kleinste Brauerei Brandenburgs bezeichnet. "Wir verkaufen außer Haus an Privatkunden und beliefern einen Kiosk, das ist alles", so Philipp Babben.

Überleben dank Flaschenbier

Ähnlich geht es Markus Klosterhoff im Brauhaus Finsterwalde (Elbe-Elster). Er liefert sein Flaschenbier auch an Märkte, macht aber zusammen mit dem Außer-Haus-Verkauf auch nur maximal 20 Prozent des normalen Umsatzes. "Wir halten uns mit dem Flaschenbier über Wasser", beschreibt er die Situation. Allein 40 Prozent des Umsatzes würde der Verkauf bei Festen ausmachen, dieser sei komplett weggebrochen.

Problematisch sei, dass die Herstellung des Bieres fünf bis sechs Wochen dauere. Ein gewisser Vorlauf ist also nötig, keiner kann einfach den Hahn aufdrehen. In der Hoffnung auf eine Öffnung der Außengastronomie habe er als optimistischer Mensch im Februar/März die Produktion hochgefahren und könnte jetzt loslegen. Doch danach sieht es nicht aus. "Wir warten sehnsüchtig, dass die Welt wieder normal tickt, wir unserem Beruf nachgehen und den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern können", so der Braumeister.

Hoffnung auf Juni

Allerdings sei derzeit nicht erkennbar, wann das sein wird, beklagt Jörg Kirchhoff. Aus seiner Sicht könnten die Biergärten öffnen. Im letzten Jahr habe man mit Erfolg gezeigt, dass sie nicht zu mehr Infektionen führen. Mit Tests und Hygienekonzept wäre einiges möglich.

Doch realistisch gehe er aktuell von einer Öffnung im Juni aus. So lange würden alle noch durchhalten, bisher habe noch keine der im Verein organisierten 19 Kleinbrauereien aufgeben müssen. Doch wenn die Gastronomie möglicherweise erst im Juli anlaufen würde, hätten sie keine Zeit mehr, sich ein finanzielles Polster zu schaffen - den "Winterspeck anzulegen" wie es Kirchhoff nennt. Bier sei nun einmal Saisongeschäft, das dauere in den Biergärten etwa bis September.

Außerdem müssten die Anlagen laufen, müsse die Hefe in Bewegung bleiben. Damit wird Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot seit dem 23.April 1516 gebraut, seit nunmehr 505 Jahren. Dieses Jubiläum sollte eigentlich gefeiert und am Freitag der Schauspieler Jörg Schüttauf zum neuen Brandenburger Bierbotschafter ernannt werden. Das wurde verschoben, "wir warten auf bessere Zeiten", so Braumeister Kichhoff.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.04.2021, 13.30 Uhr

Beitrag von Iris Wussmann

Artikel im mobilen Angebot lesen