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Audio: Antenne Brandenburg | 02.05.2022 | Phillippp Manske | Quelle: rbb

Zwei Jahre Kinderhaus "Pusteblume"

"Ja, hier sterben Kinder. Aber das Leben wird viel mehr gewürdigt"

Seit zwei Jahren gibt es im Spreewaldort Burg ein Kinderhospiz - das einzige in Brandenburg. Etwa 100 Kinder waren seit Eröffnung mit ihren Familien zu Gast. Die Gäste kommen aber nicht zum Sterben, sondern zum Leben.

Kaum eine Belastung ist so groß wie das Wissen, dass das eigene Kind vor einem sterben wird. Betroffene leiden nicht nur emotional - auch die körperliche Belastung ist groß, da die Kinder häufig rund um die Uhr betreut werden müssen.

Um diesen Familien eine Auszeit zu ermöglichen, wurde vor zwei Jahren das Kinderhaus "Pusteblume" in Burg (Spree-Neiße) eröffnet. Es ist das bislang einzige Kinder- und Jugendhospiz in Brandenburg. Der Träger, die Johanniter-Unfallhilfe Südbrandenburg, betont zum Jubiläum aber: In dem Hospiz gehe es nicht ums Sterben, sondern ums Leben.

Entfliehen aus dem Alltag

Muriell ist gerade mal 19 Monate alt - und sterbenskrank. Das kleine Mädchen hat einen unheilbaren Herzfehler. Wie lange sie noch leben wird, wissen die Eltern nicht. Die Berliner Christina und Mats Mojem sind deshalb nach Burg in den Spreewald gekommen. Sie wollen die verbleibende Zeit bestmöglich nutzen.

"Man denkt immer, ein Kinderhospiz ist der traurigste Ort der Welt. Es sterben hier nur Kinder", sagt Christina Mojem. "Ja, es sterben hier Kinder. Aber viel mehr wird hier das Leben gewürdigt, weil man ja weiß, wie besonders das ist", sagt sie. Die meisten Familien kämen wegen der Entlastung nach Burg.

Deshalb heißt das Hospiz auch offiziell "Kinderhaus". Die Kinder können, gemeinsam mit ihren Familien, entspannen und dem Alltag entkommen. Auch die älteren und gesunden Geschwister von Muriell sind mit dabei. So können sich die Eltern um alle Kinder besser kümmern, sagt Vater Max. Muriell werde zeitweise von anderen Leuten betreut, sodass auch die Größeren nicht zu kurz kommen.

Nachfrage groß - es fehlt am Personal

Rund 100 Kinder sind in dem Hospiz in den vergangenen zwei Jahren betreut worden. Es hätten wohl viel mehr sein können, doch es fehle am Personal, sagt Andreas Berger-Winkler von der Johanniter Unfallhilfe. "Da war die Pandemie auch nicht förderlich, in der sich leider auch Pflegekräfte aus dem Beruf entfernt haben." 50 Mitarbeiter beschäftigt das Kinderhaus aktuell, 35 von ihnen sind Pflegekräfte. Um den Anfragen gerecht zu werden bräuchte das Haus gut doppelt so viele Pflegekräfte, so Berger-Winkler.

Muriell hat ihren Platz im Kinderhaus "Pusteblume" bekommen. Insgesamt zwei Wochen bleibt sie in Burg - um ihre restliche Zeit mit so viel Leben wie möglich zu füllen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.05.2022, 14:10 Uhr

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