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Audio: Antenne Brandenburg | 17.03.2021 | Sebastian Oswald | Quelle: rbb

Corona-Hotspot kratzt an 200er-Inzidenz

Landrat von Elbe-Elster rechnet mit Verschärfung der Maßnahmen

Der Brandenburger Corona-Hotspot Elbe-Elster kratzt an der kritischen 200er-Inzidenz-Marke. Am Mittwoch meldete das Landesgesundheitsamt für den Kreis 198,38 Neuinfektionen innerhalb einer Woche auf 100.00 Einwohner gerechnet - ein so hoher Wert wie nirgendwo sonst in Brandenburg. Der Landesdurchschnitt lag am Mittwoch bei 89.

“In den nächsten Tagen müssen wir damit rechnen, dass wir an drei aufeinanderfolgenden Tagen die 200er-Marke leider Gottes melden müssen“, sagt Elbe-Elster-Landrat Christian Heinrich-Jaschinski (CDU) am Mittwoch dem rbb. Für die Bevölkerung im Landkreis bedeute das automatisch wieder strengere Corona-Regeln, so sieht es die Landesverordnung vor. Bisher hatte Elbe-Elster auf Einschränkungen verzichtet.

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Landrat: "Ich bin für jede Diskussion dankbar“

So würden dann die seit Anfang März geltenden Lockerungen bis auf die Schulöffnungen in der Grundschule zurückgenommen werden, sagte Heinrich-Jaschinski. Als Beispiele nennt er unter anderem den Einzelhandel, sowie den Kita- und Schulbetrieb, der dann zurückgefahren werde. "Wir werden dann wieder den Status quo haben wie vor dem 8. März.“

Die Diskussion der vergangenen Tage um strengere Regeln in Elbe-Elster ab einer Inzidenz von 100 hat der Landrat nach eigener Aussage mit gemischten Gefühlen erlebt. "In dieser schwierigen Situation, in der wir alle Erfahrungen sammeln müssen, es aber schlussendlich darauf ankommt, das Gesundheitswesen nicht zu überlasten, uns vor Infektionen zu schützen, bin ich für jede Diskussion dankbar", sagte er dem rbb. “Aber es gibt viele innovative Lösungen, Ideen von Politik und Verwaltung. Wir müssen trotz Stress bereit sein, darüber nachzudenken, welche Erfahrungen wir mit einem Jahr Coronavirus gesammelt haben."

Der Landkreis wollte bisher die Corona-Regeln nicht verschärfen. Dazu sind laut Landesverordnung die Kreise und kreisfreien Städte in Brandenburg besonders ab einer Inzidenz von 100 aufgerufen, "wenn und soweit dies wegen örtlicher Besonderheiten oder aufgrund eines regionalen oder lokalen Infektionsgeschehens notwendig ist". Die Brandenburger Regierung hatte den Elbe-Elster am Wochenende auf die geltende Regelung hingewiesen. Erzwingen könne das Land allerdings nichts, erklärte am Montag eine Sprecherin rbb|24.

Weil Brandenburg die von Bund und Ländern vereinbarte Notbremse ab einem Wert von 100 nicht in die Verordnung geschrieben hat, gab es Kritik. Sie ist erst ab einer Inzidenz von 200 eingebaut.

Am Dienstag hatte der Elbe-Elster-Kreis schließlich angekündigt, die geltenden Regeln stärker zu kontrollieren. Außerdem appellierte der Landrat an alle, sich auch an die Vorschriften zu halten.

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Auffällig: Infektionsfälle in der Arbeitswelt

Bei der Frage, warum ausgerechnet der Landkreis Elbe-Elster so viele Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet, hat der Landrat nach eigener Aussage mehrere Erklärungen. Eine der Ursachen sei das Verhalten im privaten Umfeld, vielleicht auch eine gewisse Nachlässigkeit "im Umgang mit den Hygienestandards, mit den Regeln".

Auffällig seien auch die Corona-Fälle, die in der Arbeitswelt aufträten. Als Beispiel nannte Heinrich-Jaschinski Frühstückspausen, bei denen der Mundnasenschutz nicht getragen werde oder die Räume nicht gelüftet würden. “Aber Sie dürfen auch nicht verkennen, dass der Elbe-Elster-Kreis in seiner Arbeitswelt einen sehr hohen Anteil an Pendlern hat."

Gehäufte lokale Infektionsherde gebe es aber nicht. "Wir haben ein sehr diffuses Ausbruchsverhalten im Landkreis - in einem Flächenlandkreis mit 100.000 Einwohnern auf 1.900 Quadratkilometern", so der Landrat.

Es seien auch Coronamutationen nachgewiesen worden. Der Anteil der umgangssprachlich "britischen" Variante B.1.1.7 liegt laut Landrat bei rund 50 Prozent der positiven Coronatests. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts ist sie nach bisherigen Erkenntnissen ansteckender als andere Varianten.

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