19. Integrationsfachtag in Trebnitz (Märkisch-Oderland) - 80 Teilnehmende diskutieren über Vielfalt und Integration auf dem Land

Di 24.08.21 | 17:59 Uhr
Integrationsfachtag auf Schloss Trebnitz in Märkisch-Oderland
Bild: Kreis- Kinder- und Jugendring Märkisch-Oderland e.V.

Auf dem Schloss Trebnitz hat zum 19. Mal der Integrationsfachtag getagt. Unter dem Motto "Vielfalt und Zusammenhalt im ländlichen Raum" fanden sich über 80 Teilnehmende zusammen, um über Integrationsprojekte und Toleranz zu sprechen.

Trebnitz, mitten in Märkisch-Oderland, ist wieder einmal zum Ort internationaler Begegnungen geworden. Am Schloss fanden sich am Dienstag Gäste aus Eritrea, Polen, Syrien und natürlich aus Deutschland zum bereits 19. Integrationsfachtag zusammen. Im Zentrum des Treffens steht das bunte Märkisch-Oderland und Themen von Vielfalt und Zusammenhalt.

Zwischen Diskriminierung und Unterstützung

Wie es sich beim Thema Vielfalt so gehört, war das Angebot an Gesprächsrunden und Workshops zu Integration breit gefächert. Dort haben sich die etwa 80 Teilnehmende unter anderem darüber ausgetauscht und gefachsimpelt, wie älteren Menschen, Menschen mit Einschränkungen oder Geflüchteten eine bessere Teilhabe am aktiven Gesellschaftsleben ermöglicht werden kann - und zwar in ländlichen Räumen. Laut Heike Krüger vom Netzwerk für Toleranz und Integration in Märkisch-Oderland habe die Corona-Pandemie dort große Defizite aufgezeigt.

Integration sei kein einfaches Thema, sagt auch Sallah Kahal, der vor einigen Jahren aus der syrischen Hauptstadt Damaskus flüchtete und seine erste Deutschland-Erfahrung im kleinen Lossburg in Baden-Württemberg machte. "Deutschland ist so ein großes und reiches Land, in dem man weiter studieren kann und es große Städte gibt. Daneben gibt es aber auch kleine, ruhige Dörfer und Städte, wo man auch nicht so viel machen kann." Dort wurde er gelegentlich auch mit Diskriminierung konfrontiert, sagt er.

Doch Sallah habe in Deutschland auch viel Unterstützung erfahren, berichtet er. Heute arbeitet er selbst für die Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie, Brandenburg (RAA). Er wollte raus aus der Kleinstadt - viele Geflüchtete wollen aber in ländlichen Gebieten bleiben. Zwei Drittel der Geflüchteten sind in den ländlichen Gebieten, wo sie infolge des Asylverfahrens angekommen sind, geblieben. Das zeigt eine Studie des Thünen-Instituts. Demnach geben rund 30 Prozent an, dass sie auch weiterhin in den Dörfern und Kleinstädten bleiben möchten.

Potential aus Flucht-Erfahrung

Das sei auch der Fall, wenn es dort noch Probleme zu bewältigen gebe, sagt die Leiterin der Studie des Thünen-Instituts, Johanna Fick. Dazu zählen etwa schlechtere Verkehrsanbindungen oder fehlende Kontakte zu migrantischen Communities. Das Personal in den Ämtern müsse oft noch im Bereich des multikulturellen Umgangs oft geschult werden. Die Migranten sollten auch besser in das Vereinsleben - ob Fußball- oder Feuerwehr - miteinbezogen werden.

Doch dies bedeute nicht, dass Kleinstädte und Dörfer ein schlechteres Ambiente für Integration wären, lautet das Plädoyer von Johanna Fick. "Dorf ist nicht einfacher oder schwieriger als andere Wohnorte. Es ist ein Aushandeln. Und weil man im Dorf einen Mikrokosmos hat, ist es ein kontinuierliches Aushandeln." Doch da gerade Brandenburg durch Erfahrungen von Flucht und Vertreibung in den vergangenen Jahrzehnten vertraut sei, sei gerade im ländlichen Raum eine Basis des Verständnisses zu finden.

Trotzdem bräuchte es auch in Zukunft weiterhin Integrationsprojekte, so Heike Krüge. Deshalb sei in Trebnitz auch der Umgang mit den Finanzhilfen des Landes ein Thema. "Damit werden viele Stellen finanziert und es ist wichtig, dass das Land Brandenburg auch weiterhin die kleinen, lokalen Akteurinnen und Akteure vor Ort unterstützt." Andernfalls, befürchtet Krüger, könne die Integrationsarbeit nicht an das bisher Erreichte anknüpfen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.08.2021, 16:10 Uhr

Mit Material von Magdalena Dercz

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