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Audio: Antenne Brandenburg | 02.09.2022 | Dilan Polat | Quelle: Geisler-Fotopress

Dritte "Slubice-Frankfurt-Pride"

Bunt und lebendig, aber ohne Pink-Washing

Am Sonntag startet die deutsch-polnische Pride der LGBTIQ*-Community in Slubice. So kreativ wie auf großen Umzügen soll es auch dort zugehen. Auf Konzerne und Parteien, die ihr Image aufpolieren möchten, verzichten die Veranstalter. Von Isabel Röder

Im Vergleich zu den großen Umzügen ist die "Slubice-Frankfurt-Pride" ein kleines Treffen für die Rechte von queeren, homo-, trans- und intersexuellen Menschen. Doch ihre Bedeutung für die Doppelstadt an der Oder und die deutsch-polnische Grenzregion hat sich herumgesprochen: Im Mai erhielt das Organisationsteam die Theodor-Heuss-Medaille.

Zum dritten Mal wird die Pride an diesem Sonntag über die Oderbrücke zwischen Frankfurt und Slubice ziehen. "Wir orientieren uns vor allem an Polen", sagt Mitorganisatorin Maike Dörnfeld, "damit sich dort die Termine nicht überschneiden. Und Menschen, die zu vielen Prides gehen auch zu uns kommen können."

Techno-Parade

Tausende ziehen mit "Zug der Liebe" trotz befürchtetem Unwetter durch Berlin

Es war die letzte große Techno-Parade in diesem Jahr in Berlin und Tausende kamen: Der "Zug der Liebe" ist am Samstag trotz eines befürchteten Unwetters durch die Innenstadt gezogen. Die Organisatoren hatten auch ein soziales Anliegen.

Parteifahnen sollen nicht mitgebracht werden

Trotz eines Streiks der Deutschen Bahn tanzten im vergangenen Jahr knapp 1.000 Menschen durch die Straßen. Bunt, fröhlich und lebendig zeigten sie die Vielfalt ihrer Community. In dieser Hinsicht unterscheide sich die kleine Pride nicht von ihren großen Schwestern in Berlin und anderen Großstädten, sagt Dörnfeld. "Wir wollen uns aber nicht als Wahlkampfplattform anbieten." Alle Teilnehmenden seien daher gebeten, Parteifahnen zuhause zu lassen. "Auch große Konzerne, die man bei großen CSDs [Christopher Street Days, Anm. d. Redaktion] wie in Berlin oft sieht, sieht man bei uns nicht so viel."

Sichtbarkeit wie an diesem Tag ist vor allem in Polen keine Selbstverständlichkeit. "Ich habe das Gefühl, dass es dort noch viel verinnerlichte Queerfeindlichkeit gibt, vor allem in älteren Generationen", sagt Dörnfeld, die in Frankfurt (Oder) wohnt und betont, nur aus einer Außenposition sprechen zu können. Die Transfeindlichkeit und Homophobie werde jedoch von der Politik institutionalisiert, die es zulasse, dass Gemeinden sich als LGBT-freie Zone bezeichneten, so Dörnfeld. In den vergangenen drei Jahren haben dies vor allem Gemeinden, Landkreise und Woiwodschaften im Südosten Polens getan.

Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke nimmt die Pride 2021 in Empfang | Quelle: dpa/Jean MW

Marschallin der Woiwodschaft Lebus übernimmt Schirmherrschaft

Dass die an Deutschland angrenzende Woiwodschaft Lebus diese Haltung nicht teile, macht Elżbieta Anna Polak deutlich. Die Marschallin übernimmt die Schirmherrschaft der diesjährigen "Slubice-Frankfurt-Pride".

In diesem Jahr wollen die Veranstalter vor allem auf die besondere Situation queerer Geflüchteter aufmerksam machen. "Queere Geflüchtete erfahren in Deutschland und Polen starke Diskriminierung in den Behörden, den Unterkünften, vor Gericht und auch innerhalb unserer Communtiy", schreiben die Organisatoren auf ihrer Facebook-Seite. Das Motto laute daher "Queers against borders". Entstanden sei das Thema, um Solidarität mit Geflüchteten an der polnisch-belarusischen Grenze zu zeigen, der Krieg gegen die Ukraine habe der Thematik neue Relevanz gegeben, heißt es weiter.

Nach einer ersten Rede auf dem Plac Baohaterów in Slubice soll sich der Zug um 13 Uhr auf den Weg zum Frankfurter Brückenplatz machen. Im Anschluss sind dort Auftritte von Künstler:innen wie der queeren Cabaret-Gruppe Lila Lied geplant.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.09.2022, 15:12 Uhr

Beitrag von Isabel Röder

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