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Quelle: rbb/Nico Hecht

Östlicher Berliner Stadtrand

Illegale Müllentsorger verseuchen Naturschutzgebiet in LOS

Am östlichen Berliner Stadtrand werden ganze Autoladungen voller Müll in einem geschützten Moor abgeladen. Die Täter entsorgen dort skrupellos weiter, wie vor Jahrzehnten schon bedenkenlose DDR-Bürger Müll verklappten. Von Nico Hecht

Am Ortsrand von Gosen-Neu Zittau (Oder-Spree) blickt Anja Grabs über eine scheinbare Idylle am Wernsdorfer See. Ein dicker Schilfgürtel rund ums Wasser schlängelt sich gen Horizont. Über dem Flachmoorgebiet kreisen unzählige Vögel. Sogar Seeadler soll es hier geben. Die Naturschützerin und Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag sagt: "Die Trauerseeschwalben hier stehen auf der roten Liste der gefährdeten Arten."

Doch nach nur ein paar Schritten in das Naturschutzgebiet hinein kippt das Bild vom Naturparadies. Verstreut im Flachmoor stecken überall am Wegesrand Plastikmüll, Glasflaschen und Schrott.

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Altlasten aus DDR-Tagen

Dieses Frühjahr kommen hier am Wernsdorfer See die Umweltsünden aus Jahrzehnten, im wahrsten Sinne des Wortes, wieder ans Tageslicht. Das Moor hat hier eine lange Tradition als illegale Entsorgungsstelle.

In der DDR hat das Moor den Ort Gosen von einer Mülldeponie getrennt. "Aber abgeladen haben die Bürger damals schon an dem gut 700 Meter langen Weg zwischen Gosen und Kippe", sagt Anja Grabs. Dieses Jahr kann man sich davon überzeugen, denn das Wasser im Moor stand seit Langem nicht so hoch wie in diesem Jahr. Das drückt aus tieferen Erdschichten nach oben, und spuckt dabei förmlich auch den Jahrzehnte alten Müll wieder an die Oberfläche: Konservendosen vom Sassnitzer Fischkombinat oder alte Flaschen mit "Vipa"-Etikett. Eine Art DDR-Vorläufer der heutigen Alkopops.

Illegale Entsorger von heute

Die Deponie hinter dem Moor ist längst still gelegt und im Jahr 2005 renaturiert worden. Aber im Moor, mitten im Naturschutzgebiet, laden jetzt wieder Leute ihren Müll ab.

Ina Zachow geht hier regelmäßig mit ihrem Hund spazieren. "Die kommen hier mit Kleintransportern an und verkippen", erzählt die Rentnerin. Vor kurzem hätte sie sogar Täter auf frischer Tat ertappt: "Der halbe Ladung lag schon am Wegrand. Da hab ich gerufen. Dann sind sie schnell weg. Aber der Dreck ist liegen geblieben."

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Hoch giftiger Müll der das Grundwasser bedroht

Anja Grabs hat nun die Naturschutzbehörde des Kreises Oder-Spree informiert. Die Grünen-Politikerin sieht hier dringenden Handlungsbedarf. "Da müssen Profis ran. Das ist gefährlich", sagt sie. Denn neben Bauschutt und Schrottteilen guckt Dachpappe aus dem Moor: "Asbest verseucht, hochgiftig und krebserregend. Da mache ich mir Sorgen um unser Grundwasser."

Von Politik im Stich gelassen

Aber bei der Behörde bewege sich laut Grabs nicht viel. Eine Mitarbeiterin habe ihr lediglich angeboten, nach Beeskow zu kommen und ihr Anliegen dort noch einmal zu erklären.

Anja Grabs schüttelt den Kopf. "Sinnvoller wäre es gewesen, die Dame hätte sich Gummistiefel angezogen und hätte sich das hier vor Ort selber angesehen." Bisher, sagt Grabs, ließen die Behörde die Gosener mit dem giftigen Müll alleine.

Suche nach Mitstreitern

Grabs will nun versuchen über den Kreistag Hilfe für das vermüllte Naturparadies zu organisieren. So lange bleibt ihr nur alleine dort zu sammeln. Sie hat sich eine größere Mülltonne bestellt. Darüber entsorgt sie nun, was sie am Wernsdorfer See sammelt. Sie wirbt dabei über das Internet um Mitstreiter und hat dazu eine Facebook-Gruppe gestartet: "Die Aufheber in Gosen – Neu Zittau."

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.04.2020.

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