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Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 01.12.2022 | Michael Lietz | Quelle: rbb24 Brandenburg Aktuell

Landkreis Oder-Spree

Windrad in Brandenburg wegen Baumängeln gesprengt

Das Windrad im Landkreis Oder-Spree war erst ein Jahr alt. Trotzdem musste der 164-Meter-Turm jetzt gesprengt werden. Der Grund: Der Stahlbeton wies Mängel auf. Davon sind weitere Türme desselben Herstellers in Brandenburg getroffen - sie müssen weg.

Ein 164 Meter hoher Windkraftturm in Rietz-Neuendorf (Landkreis Oder-Spree) ist am Mittwoch gesprengt worden, nachdem im Mai eine baugleiche Anlage im Ruhrgebiet plötzlich eingestürzt war.

Wie sich herausstellte, sind diese Modelle des Herstellers nicht standsicher. Davon gibt es deutschlandweit 18 Stück, die bereits vorsorglich stillgelegt wurden und nun zurückgebaut werden müssen. In Brandenburg gibt es weitere Anlagen in Güstow (Uckermark) und in Jacobsdorf (Oder-Spree).

1.000 Tonnen Baumaterial

Sechs Sekunden dauerte die Explosion in Rietz-Neundorf, bis der Turm fiel und eine Staubwolke sich im umliegenden Wald ausbreitete. 125 Kilo Sprengstoff wurden dafür verwendet, sagte Sprengmeister Karl-Heinz Bühring dem rbb. Auf dem Boden lag ein Haufen Schutt, fertig zum Abtransport durch ein Eberswalder Unternehmen: Fast 1.000 Tonnen Baumaterial und rund 200 bis 250 Tonnen Stahl und Moniereisen, erklärte Matthias Rouvel von der Erd- und Bauschuttrecycling GmbH. "Hier liegt ein Turmsegment, das 100 Tonnen wiegt. Das wird mit Schneidbrennern kleingeschnitten und in der Umgebung verschrottet", sagte Rouvel.

Vor der Sprengung wurden die Metallteile der Anlage, etwa Rotorblätter und Gondel, gerettet. Das sei Teil des Sanierungskonzeptes, sagte Kevin Tirtiryan, Projektmanager beim Anlagenbetreiber Trianel aus Aachen. "An der gleichen Stelle wird das Fundament sowie ein neuer Betonturm von einem anderen Zulieferer wieder aufgebaut", so Tirtiryan. Die demontierten Bauteile würden anschließend hochgezogen und montiert werden.

Sprengung eines Windkraftturmes in Oder-Spree. Bild: rbb24 Brandenburg Aktuell | Quelle: rbb24 Brandenburg Aktuell

Der Auslöser: Eine Schwachstelle im Spannbeton

Mittlerweile steht auch fest, warum die baugleiche Anlage im Ruhrgebiet einstürzte. Die Schadenanalyse habe ergeben, dass der Auslöser eine Schwachstelle im Spannbeton war, sagte Mats Barkow, Projektmanager bei Nordex, dem zuständigen Anlagenhersteller. "Diese Schwachstellen sind zurückzuführen auf mangelhafte Auslegung des Betonturms durch den Lieferanten und Fertigungsfehler beziehungsweise Produktions- und Montagefehler", so Barkow.

Im kommenden Jahr soll die neue Anlage fertig sein und mit zwei weiteren Anlagen im Windpark Rietz-Neuendorf grünen Strom für etwa 15.000 Haushalte pro Jahr liefern. Hersteller und Betreiber wollten sich zu den Kosten von Sprengung und Wiederaufbau nicht äußern.

Insgesamt 4.007 Windräder stehen laut der Bundesnetzagentur in Brandenburg [bundesnetzagentur.de, Stand: Oktober 2022]. Die installierte Leistung beträgt 8.170 Megawatt. Im laufenden Jahr wurden im Land 76 Anlagen mit 333 Megawatt in Betrieb genommen. In Deutschland hat nur das Land Niedersachsen mehr Windkraftanlagen als Brandenburg.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 30.11.2022, 19:30 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

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