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Video: Brandenburg aktuell | 11.06.2020 | Autor: Michel Nowak | Quelle: rbb/Michel Nowak

Firma aus Eberswalde

Brandenburger Masken-Hersteller hofft auf Abnahmegarantie

Mund-Nase-Masken waren zu Beginn der Pandemie teure Bückware. Das Bundesgesundheits-ministerium machte sich für mehr Produktion in Deutschland stark. Potenzielle Produzenten fordern nun Abnahme-Garantien - anders sei das nicht umsetzbar. Von Michel Nowak  

In den hellen Produktionshallen am Stadtrand von Eberswalde entstehen normalerweise wöchentlich rund 2.000 Schulranzen. Diese werden unter der Marke McNeill vertrieben. Die Firma ist bundesweit eine der letzten Produktionsstätten für Ranzen in Deutschland.

Mit der Corona-Krise brach aber auch hier der Absatz ein. Für die meisten der 74 Mitarbeiter folgte Kurzarbeit. Doch dann hatten die Eberswalder – gemeinsam mit den Kollegen aus dem hessischen Hainburg – eine Idee: Warum nicht auf die Produktion von Mund-Nase-Masken umstellen? Die waren im Verkauf plötzlich mehr als gefragt. "Wir haben etwa die Hälfte unserer Leute aus der Kurzarbeit zurückgeholt und hier die Masken-Fertigung aufgebaut", sagt Produktionsleiterin Helma Kleinschmidt.

Quelle: rbb/Michel Nowak

Unternehmen will bis zu zwei Millionen Euro investieren

Die Nachfrage nach den seither produzierten, wiederverwendbaren Textilmasken ist inzwischen aber deutlich zurückgegangen. Die Thorka-Geschäftsführung will nun stattdessen auf die Produktion von medizinischen Masken umstellen. Dabei gibt es aber ein Problem: So groß, dass es auch Annalena Baerbock (Bündnis 90 / Die Grünen) beschäftigt. Die Bundesvorsitzende informierte sich bei einem Besuch in Eberswalde am Donnerstag über die Schwierigkeiten.

Wettbewerbsnachteil ausgleichen

Denn um diese sogenannten FFP-Masken zu produzieren, muss das Unternehmen nach eigenen Angaben bis zu zwei Millionen Euro investieren. Rund 15 neue Arbeitsplätze könnten entstehen. Das Produkt wäre aber trotz moderner Standards in jedem Fall deutlich teurer als Importe aus China.

Die Eberswalder fordern deshalb: Wenn Deutschland eine medizinische Masken-Produktion etablieren will, muss dieser Wettbewerbsnachteil ausgeglichen werden. "Es gibt da die Möglichkeit von Abnahmegarantien oder auch den Ausgleich von Kosten, so dass ein Unternehmen seine Produkte auch hier am Markt absetzen kann", sagt Geschäftsführer Klaus Götsch.

Quelle: rbb/Michel Nowak

Gesundheitsminister will weniger Abhängigkeit

Der Bund will aber nur noch bis Ende des nächsten Jahres Masken in Größenordnung aufkaufen. Ein Folge-Konzept existiert bisher nicht, auch wenn sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf europäischer Ebene für eine stärkere Zusammenarbeit einsetzen und gemeinsame Reserven aufbauen will. Die Abhängigkeit vom Weltmarkt müsse sich verringern, sagte er am Freitag im rbb-Inforadio.

Quelle: rbb/Michel Nowak

Grünen-Chefin fordert Konzept von Bundesregierung

Der Firma Thorka ist das bisher zu unsicher. Bei ihrem Besuch sprang ihnen Annalena Baerbock ausdrücklich bei: "Es geht hier auch um Glaubwürdigkeit von Politik", sagte die Grünen-Chefin, "wenn ein Bundesministerium in der Krise appelliert, dass in Zukunft in Europa stärker für sensible Bereiche wie eben den medizinischen Markt produziert werden soll, dann kann man nicht drei Monate später sagen: Ach, jetzt ist es doch nicht mehr so wichtig."

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Investition aufgeschoben

Die Eberswalder haben die geplante Investition zunächst aufgeschoben. Nur auf die Masken verlassen wollen sie sich ohnehin nicht. Das nächste Schuljahr steht vor der Tür. Und die hauptsächliche Konzentration gilt momentan den Schulranzen. Damit lässt sich offenbar verlässlicher kalkulieren als mit Mund-Nase-Masken.

Beitrag von Michel Nowak

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