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Audio: Antenne Brandenburg | 25.06.2021 | Philip Barnstorf | Quelle: dpa

Industrie-Ansiedlung in Grünheide

Wie Tesla bei der Autoproduktion sparen will

Batteriefabrik, haushohe Gießroboter und neue Plastikproduktion - Tesla hat sich in Grünheide viel vorgenommen. Das muss der Konzern auch. Denn die Autos sind nach wie vor nicht profitabel und die Konkurrenz lauert. Von Philip Barnstorf

Tesla verdient mit Autos kein Geld. Der Unternehmensgewinn stammt stattdessen zu einem großen Teil aus dem Handel mit Bitcoins und Emissionszertifikaten. Auf Dauer ist das ein unberechenbares Geschäftsmodell, wie auch Tesla-Finanzchef Zachary Kirkhorn im Februar gegenüber dem amerikanischen Sender CNN sagte. Da verwundert es nicht, dass Tesla in Grünheide seine Autos effizienter und günstiger produzieren will.

Batterierevolution?

Besonders wichtig ist dabei die Batterie. Sie ist das teuerste Einzelteil in Elektro-Autos und bisher haben fast alle Hersteller sie vor allem von Zulieferern aus Asien eingekauft. Tesla will nun den derzeit ausliegenden Bauplänen in Grünheide Batterien selbst produzieren. Sie sollen laut Elon Musk besonders günstig sein und außerdem mehr Reichweite bieten.

Besonders wichtig dabei: die einzelnen Batteriezellen sind größer und werden enger gepackt. "Das gab's zwar schon, aber das ist nicht dumm. Weil es die kleinen Elektroniken pro Modul nicht mehr braucht, gehen die Kosten runter", sagt Sven Bauer von BMZ, einem Unternehmen, das Batterien etwa für Baumaschinen herstellt. "Und die Batterie wird stabiler, denn jetzt ist die Zelle eine eigene Platte und ein tragendes Teil." So soll die Batterie die Steifigkeit des Wagens insgesamt verbessern.

Wenige große statt viele kleine Roboter

Auch bei der Karosserie-Produktion will Tesla neue Wege gehen. "Viele Hersteller verbinden dabei viele Einzelteile miteinander", sagt Stefan Bratzel vom Automobil-Forschungsinstitut "Center for Automotive Management" in Bergisch Gladbach, "Tesla dagegen gießt große Teile der Karosserie in einem Stück." Mit Hilfe von wenigen Aluminium-Gießrobotern, so groß wie ein kleines Haus, will Tesla hier viele kleine Schweißroboter, Produktionsschritte- und kosten einsparen.

Laut Stefan Bratzel schaffen Autohersteller normalerweise rund 25 Prozent der Wertschöpfung in der Produktion eines Autos selbst. Den Rest übernehmen Zulieferer. Wenn Tesla seine Ankündigung wahrmacht und klassische Zuliefererproduktion wie Batterie, Kunststoffteile und Sitze selbst übernimmt, könne Teslas Anteil an der Wertschöpfung auf mindestens 35 Prozent steigen, schätzt Bratzel.

Die Konkurrenz schläft nicht

Aber mit seiner Strategie, teure, wichtige Teile selbst zu produzieren, ist Tesla nicht allein. "Deutsche Firmen denken inzwischen auch über eigene Batterien nach", sagt Maximilian Fichtner, der an der Universität Ulm zu Batterien forscht. So plant etwa Volkswagen sechs Batterie-Fabriken in Europa. Die Wolfsburger wollen dabei etwa mit der schwedischen Northvolt zusammenarbeiten. "Wenn sie das alles alleine machen, würden sie das zeitlich nicht hinbekommen. Tesla hat einen Vorsprung", so Fichtner weiter.

Automobil-Experten schätzen, dass Teslas Vorsprung in der Batterie-Technologie etwa zwei Jahre beträgt. Da verwundert es nicht, dass das Unternehmen mit dem Fabrikbau in Brandenburg so eilig hat. Es hängt also auch vom Geschehen in Grünheide ab, ob Tesla bald auch mit Autos Gewinne erzielt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.06.2021, 14:40 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 26.06.2021 um 21:24 Uhr geschlossen

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