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Familienbetrieb "Hecker's"

Berliner Traditions-Hotel schließt nach mehr als 50 Jahren

Keine Gäste, aber Kosten: Das Hecker's Hotel am Berliner Kudamm schließt für immer. Die Mitarbeiter müssen sich mitten in der Corona-Pandemie einen neuen Job suchen. Ende April ist Schluss - nach vielen Jahrzehnten. Von Bernadette Huber

Seit 1965 schlafen im Hecker's, ganz in der Nähe des Kurfürstendamms, Hotelgäste in individuell eingerichteten Zimmern. Ein Berliner Familienbetrieb in dritter Generation, den Matthias Kiesel als Angestellter seit 25 Jahren leitet. 25 Jahre, in denen er versucht hat, seinen Gästen alle Wünsche zu erfüllen. Dabei hat er nicht nur Zustellbetten organisiert und Weckrufe getätigt, sondern auch schon als Ersatz-Reisebüro Flüge für die nächste Afrika-Reise vermittelt.

Jetzt steht fest: Am 30. April wird der letzte Gast auschecken - wenn an diesem Tag überhaupt ein Gast im Hotel sein wird.

Das Hecker's ist ein Viersterne-Hotel | Quelle: rbb|24

Denn mit der Corona-Pandemie gingen die Gästezahlen drastisch zurück. Seit letzten März seien die Einnahmen "mehr oder weniger um 80 bis 90 Prozent eingebrochen", sagt Kiesel. Jeden Monat werde "praktisch Geld verbrannt". Er könne den Entschluss der Eigentümer, das Hotel zu schließen, verstehen - man müsse "pragmatisch denken", so Kiesel. Die Schließung des Hotels abzuwickeln ist für ihn eine Premiere. Nur eines stehe dabei schon fest: "Ich baue lieber ein Hotel auf, als eines abzuschließen."

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Das erste Hotel von vielen?

Fast jedes vierte Hotel (23,2 Prozent) in Deutschland zieht gerade eine Betriebsaufgabe "konkret in Erwägung". Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband e.V. (Dehoga) von Mitte Februar. Knapp 3.000 Hotelbetriebe hatten an der Befragung teilgenommen. 62,5 Prozent gaben an, um ihre Existenz zu bangen [dehoga-bundesverband.de].

Deutschlandweit sei der Umsatz pro verfügbarem Hotelzimmer 2020 im Vergleich zu 2019 um 63,8 Prozent gesunken. Das neue Jahr starte mit einem Umsatzverlust von 85,9 Prozent im Januar 2021, im Vergleich zum Januar 2020, so die DEHOGA. Fehlendem Geschäftsreisenden und ausfallenden Messen seien speziell für die Berliner Hotellerie ein großes Problem.

Zum bevorstehenden Ende des Hecker's sagt Markus Luthe von der Dehoga: "Das ist eine schwere unternehmerische Entscheidung, die jeder Einzelne trifft." Generell fehle der Branche eine Zukunftsperspektive und das Vertrauen in die Politik. Das treibe die Menschen in die Verzweiflung.

Quelle: rbb|24

In der Pandemie einen neuen Job suchen

Warum genau das Hecker's nach gut 50 Jahren Hotelbetrieb schließt, und wie viel das mit den Umsatzeinbußen unter Corona zu tun hat, bleibt offen: Die Eigentümer wollen sich auf Anfrage von rbb|24 nicht dazu äußern.

Gut 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hotels müssen sich jetzt, während der Pandemie, einen neuen Job suchen. Im Moment sind Matthias Kiesel und seine Crew aber noch gut beschäftigt. "Vielleicht haben wir das alle noch nicht wirklich realisiert. Wenn man dann tatsächlich aus dem Haus rausgeht, fühlt sich das vielleicht anders an." Er selbst wisse noch nicht, wo und wie es dann für ihn beruflich weitergehe.

Was mit den Räumlichkeiten in Zukunft passiert, steht offiziell noch nicht fest. Die Immobilie gehört nach Angaben des im selben Komplex eingemieteten Restaurants der Hotelfamilie selbst. Das Restaurant soll weiter laufen. Hotelgäste werden im Hecker's ab 1. Mai aber nicht mehr schlafen.

Beitrag von Bernadette Huber

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