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Audio: rbbKultur | 03.03.2023 | Corine Orlowski | Quelle: dpa

Ausstellung von Udo Lindenberg

Eierlikör-Party im Bundesrat

Udo Lindenberg stellt seine "Likörelle" jetzt im Bundesrat aus, auf Einladung durch die Bundesratspräsidentschaft Hamburgs. Zur Eröffnung von "Horizonte öffnen" wirbt er für Frieden und Abrüstung. Von Corinne Orlowski

Das Blitzlichtgewitter will gar nicht mehr aufhören, alle drängen sich an diesem Donnerstagabend um Udo Lindenberg im schwarzen Outfit mit Nadelstreifen-Sakko und Nietengürtel. Der genießt den Rummel, posiert, spitzt den Mund, nimmt die Sonnenbrille ab. "Hallöchen, alles klar? Was geht? Ich bin Hanseat, ich bin aber auch Berliner. Ist ja klar", schäkert Lindenberg.

Vermutlich ist die Stimmung im Deutschen Bundesrat selten so ausgelassen. Bundestagsabgeordnete und Politiker:innen aus allen Fraktionen sind da. Auch die noch Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey (SPD) oder Gesine Lötzsch von den Linken sind da, um sich über Udos berufsjugendliche Sprache, sein unverkennbares Nuscheln zu freuen, um Spätburgundersekt zu trinken und Häppchen zu essen.

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Lindenberg verkörpert hanseatische Werte

"Ich muss mal kurz kieken hier", Udo Lindenberg faltet einen Zettel auseinander und beginnt mit ein paar Dankesworten. "Großen Dank, dass ich den heiligen Hallen höchster Demokratie unserer bunten Republik Deutschland einige meiner Bilder zeigen kann. Herzlichen Dank. Ich fühle mich sehr geehrt. Das Motto ist 'Horizonte öffnen'. Yeah."

"Horizonte öffnen" ist auch der Slogan der ein Jahr dauernden Bundesratspräsidentschaft Hamburgs. Und wer könnte da besser passen als der frisch gewählte Ehrenbürger der Freien Hansestadt? Eine große Ehre für den 76-jährigen. Unter insgesamt nur 37 Geehrten der Stadt ist Lindenberg erst der zweite Musiker – nach Johannes Brahms.

Für den Ersten Bürgermeister Hamburgs und seit November amtierenden Bundesratspräsidenten Peter Tschentscher (SPD) verkörpert Lindenberg hanseatische Werte, wie er sagt: "Mir war es wichtig, dass wir Vielfalt und Toleranz, die Botschaften gegen Gewalt und Rechtsextremismus und Diskriminierung, von Hamburg aus mit der Person Udo Lindenberg wunderbar verbinden können. Denn das ist das Lebenswerk von Udo Lindenberg in seinem musikalischen Schaffen, in seinen Texten als Schriftsteller und auch in seinen Bildern."

Lindenbergs "panische Malerei" ist unverkennbar. Er mischt Aquarellfarben mit Alkohol zu sogenannten "Likörellen". Eine Mischung aus Cartoon und Karikatur, mit witzigen Sprüchen und ernsten Botschaften. Das helle Gelb des Eierlikörs für stimmungsvolle Sonnenuntergänge, Blue Curacao für den leuchtend blauen Himmel.

Angefangen hat alles in den 1990er Jahren mit den "Udogrammen", kleinen humoristischen Karikaturen auf Autogrammkarten. Joseph Beuys ermutigte Lindenberg, seine ersten Bilder auszustellen. Jetzt hängt ein Original sogar im Bundeskanzleramt. Und nun für ein halbes Jahr auch neun großformative Reproduktionen im Lichthof des Deutschen Bundesrates. Udo wie er auf einem Flamingo reitet. Udo mit Zigarre und Likörglas. Udo mit dem Mädchen aus Ost-Berlin, Udo mit Erich Honecker. Udo eben.

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Mit Likörellen zum Weltfrieden

"So wie geht das hier weiter", nuschelt der Panikrocker. Es geht weiter mit seiner "Udopie", dem Wunsch nach Frieden und militärischer Abrüstung. "Wir dürfen nie vergessen, wofür wir einmal angetreten sind", sagt Lindenberg. "Das muss doch immer unser höchstes Bestreben sein: der Weltfrieden. Ich weiß, zurzeit geht nix, mit dem Kriegsverbrecher Putin. Wohin gehen wir? Mit den neuen Partnerschaften mit Osteuropa. Diese neuen Länder so vollzuknallen mit Militär und Aufrüstung ohne Ende – davon habe ich nie was gehalten."

Trotzdem gilt es, nicht zu resignieren. Mit knalligen Farben, guter Laune und Eierlikör. Leider geht der Vibe der "Likörelle" in dieser Größenordnung ein wenig verloren und die kuratorische Einordnung fehlt. Egal. Der Panikrocker, die coole Socke, macht einfach sein Ding. Er zeigt auf das bunte Peace-Zeichen auf dem Bild "Wir ziehen in den Frieden" von 2016, das man nun vom Plenarsaal aus sehen kann, und hebt sein Glas Eierlikör.

Sendung: rbbKultur, 03.03.2023, 16 Uhr

Beitrag von Corinne Orlowski

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