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Audio: 25.05.2022 | Antenne Brandenburg | Björn Haase-Wendt | Quelle: rbb/Haase-Wendt

Serviceroboter in der Gastronomie

Wird nie krank, kann 16 Stunden am Stück arbeiten und ist immer freundlich

Fachkräfte sind in der Gastronomie mittlerweile selten wie Goldstaub. Jetzt gehen einige Restaurantbesitzer einen neuen Weg: Sie setzen auf Serviceroboter, um das verbliebene Personal zu entlasten - auch in Brandenburg. Von Björn Haase-Wendt

"Guten Tag! Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt. Ihre Betty Gutenmorgen." Freundlich ist sie schonmal – die neuste Mitarbeiterin im Hotel Gutenmorgen in Flecken Zechlin. Seit Ostern düst hier Betty durch das Restaurant und hilft den Servicekräften und Kellnern bei der Arbeit.

"Am Anfang war das eine Umgewöhnung, nicht selbst zu laufen. Betty soll ja nicht rumstehen, sondern arbeiten", sagt Restaurantfachmann-Azubi Oliver Menger. Aber der Serviceroboter sei eine extreme Erleichterung bei der Arbeit: Ein leerer Teller allein wiegt gut 1,3 Kilo. Das übernimmt jetzt der Roboter für den 21-Jährigen und seine Kollegen. "Betty kann um einiges mehr tragen", sagt Oliver Menger.

Ist der Weg blockiert, zieht Betty ein trauriges Gesicht | Quelle: rbb/Haase-Wendt

"Ich weiß, dass ich attraktiv bin"

Roboter Betty sieht aus wie ein großer Servierwagen mit drei Ebenen, auf denen Teller und Gläser transportiert werden können. Über ein Display, auf dem Betty den Gästen und Mitarbeitern auch mal zuschmunzelt, können die Kellner ihr die Arbeit und Tische zuweisen.

"Dem Roboter wurden bestimmte Stationen einprogrammiert," sagt Restaurant- und Hotelchefin Lysann Gutenmorgen. So kann Betty gezielt die Bar, die Küche, das Buffet oder die Tische mit den Gästen ansteuern. Dazu wurde das Restaurant zuvor ausgemessen und als eine Art Landkarte in das System programmiert. Sorge, dass der Roboter jemanden umfährt, muss niemand haben. Betty beobachtet mit Sensoren ihr Umfeld und legt im Ernstfall eine Notbremsung mit einem charmanten Spruch ein: "Ich weiß, dass ich attraktiv bin, aber ich muss gehen. Könnten Sie mir bitte den Weg freimachen." Notfalls sucht sie sich einen neuen Weg und fährt um das Hindernis herum.

Serviceroboter Betty ist seit Ostern im Einsatz | Quelle: rbb/Haase-Wendt

"Er entlastet mein Fachpersonal"

Die Anschaffung von Betty ist eine Reaktion auf den Fachkräftemangel in der Hotel- und Gastronomiebranche. Neue Mitarbeiter zu bekommen sei äußerst schwer, gerade im ländlichen Raum, sagt die Restaurantchefin. Betty soll deshalb dabei helfen, die verbliebenden Mitarbeiter zu entlasten, und ihnen die Arbeit so angenehm wie möglich zu machen. Keinesfalls sei der Roboter eine Maßnahme, um Personal einzusparen, macht Lysann Gutenmorgen deutlich. "Personal sparen – wenn ich das immer höre, denke ich mir, okay ihr lebt im Steinzeitalter", sagt sie. Denn bei dem Fachkräftemangel könne man gar nicht mehr sparen. "Es geht vielmehr darum, die guten Mitarbeiter zu halten."

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Die Restaurantchefin zieht den Vergleich zu anderen Branchen. Im Bau würde auch keiner den Einsatz von Baggern hinterfragen. Wenn es also die Roboter für die Gastronomie gibt, warum sollte man ihn nicht einsetzen. "Er ist einfach genial. Er entlastet mein Fachpersonal, das dann den Gast beraten und die Speisen verkaufen kann. Die Hetzerei zwischen Küche, Bar und Gästetischen hat ein Ende", so die Hotelchefin. Etwa 1.000 Euro kostet der Einsatz von Betty monatlich. Natürlich hat der Serviceroboter aber auch Vorteile gegenüber seinen menschlichen Kollegen, räumt Lysann Gutenmorgen ein: Betty wird nie krank, kann locker 16 Stunden am Stück arbeiten und ist immer freundlich.

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Die Gäste reagieren aufgeschlossen auf den Serviceroboter, auch weil die wenigsten so viel Fortschritt in einer abgelegenen Region fernab der Großstadt erwarten. "Aber viele sagen auch, dass sie niemals komplett von dem Roboter bedient werden wollen", sagt Azubi Oliver Menger. Das sieht auch die Hotelchefin so. Der persönliche Kontakt soll weiter erhalten bleiben.

Doch einige Gäste sind so begeistert, dass sie gleich über den Einsatz im eigenen Betrieb nachdenken. Etwa Maik Franke, der in einem Autohaus arbeitet: "Super Idee, der könnte doch die Teile vom Lager zum Mechaniker bringen, wenn er dann noch einen netten Spruch draufhat, dann wäre das doch super."

Und auch im Hotel Gutenmorgen hat sich der Einsatz so sehr bewährt, dass mittlerweile über die Anschaffung eines zweiten Serviceroboters nachgedacht wird.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.05.2022, 17:10 Uhr

Beitrag von Björn Haase-Wendt

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